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Mallorca zieht die Notbremse gegen Schlangeninvasion: Importverbot von Olivenbäumen

Landesregierung stellt 2,5 Millionen Euro für die Jagd auf bedrohliche Arten zur Verfügung und reagiert damit auf verheerende Bedrohung für heimische Eidechsen

Invasive Schlangen haben sich in den vergangenen Jahren auf den Balearen nahezu ungehindert ausgebreitet und vermehrt | Foto: Ultima Hora (Archiv)

| Mallorca |

Mallorca steht vor einer ökologischen Krise: In den vergangenen Monaten haben invasive Schlangenarten zunehmend Felsen und Küsteninseln erreicht und tauchen selbst in Höhlen und steinigen Biotopen auf. Experten warnen, dass schon einzelne Inselchen vor der Küste von Mallorca von Schlangen "überrannt" wurden und dort einheimische Mauereidechsen kaum noch Chancen haben. Forscher beobachten, wie etwa Hufeisennattern gezielt Eidechsen jagen und Populationen dezimieren.

Dramatische Lage: Eidechsen am Rande des Aussterbens

Diese Eidechsen – darunter die Balearen-Eidechse (Podarcis lilfordi) und die Pityusen-Eidechse (Podarcis pityusensis) – haben sich über Jahrhunderte hinweg auf den Inseln eigenständig weiterentwickelt. Viele Unterarten reagieren empfindlich auf neue Räuber. In einigen Schutzgebieten wurden sie bereits als "fast schon ausgestorben" eingestuft.

Die Gefahr: Die Schlangenarten, vornehmlich Hufeisennattern, sind nicht heimisch, haben kaum natürliche Fressfeinde auf den Inseln und vermehren sich rasch. Der Verlust der Eidechsen wäre ein Verlust von Biodiversität – aber auch ein Desaster für das ökologische Gleichgewicht und das Naturerbe Mallorcas.

Maßnahmen gegen das Unheil

Um diesem Artensterben entgegenzuwirken, greifen die Behörden nun zu drastischen Mitteln. Eine der zentralen Maßnahmen: das Einfuhrverbot für Olivenbäume, Johannisbrotbäume und Steineichen mit einem Stammumfang von mehr als 40 Zentimetern außerhalb festgelegter Zeiten (1. April bis 15. Juni und 15. September bis 15. Oktober). Diese Bäume gelten als eine Hauptschleuse für eingeschleppte Schlangen, die in hohlen Baumstämmen transportiert werden können.

Parallel wurden Schulungen für Hafenpersonal in allen Häfen der Balearen abgeschlossen, darunter Mallorca, Ibiza und Menorca. Die Bediensteten lernen, Pflanzenlieferungen zu inspizieren, Schlangenverdacht zu erkennen und Schutzvorgaben wie Schonzeiten einzuhalten. Die staatliche Umweltbehörde COFIB führte diese Schulungen durch.

In diesem Jahr wurden rund 2,5 Millionen Euro für den Kampf gegen invasive Arten bereitgestellt – ein Dreifaches dessen, was in den Jahren 2020 bis 2023 investiert wurde. In ganz Mallorca und auf den kleineren Inseln sind inzwischen über 2600 Fallen installiert (ein Zuwachs von 35 Prozent gegenüber 2024). Das COFIB-Team wurde auf 13 Fachtechniker aufgestockt. Besonders auf Mallorca selbst wurden 375 Fallen errichtet, mit Schwerpunkt auf Naturschutzgebieten und Inselchen.

Schutzgebiete und Ausblick

Doch die Maßnahmen gehen weiter: Die Regierung plant die Einrichtung von 18 kommunalen Schutzräumen für die heimischen Eidechsen, insbesondere in Parks und Schulen. Ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Zoo Barcelona zielt auf Erhaltungsprogramme ab, um bedrohte Eidechsen außerhalb ihrer natürlichen Lebensräume zu züchten. Später sollen neue sichere Rückzugsgebiete auf öffentlichen Grundstücken entstehen, z. B. in Can Marines und Sa Coma.

Außerdem werden einige Fallen erstmals das gesamte Jahr über aktiv gehalten, auch auf kleinen isolierten Inseln. Zur Verstärkung der Überwachung wurde ein eigenes Boot eingesetzt und mehr als 60 zusätzliche Fallen aufgestellt. Die Regierung betont, dass Inseln wie Mallorca besonders gefährdet seien und dass die Maßnahmen nicht länger hinausgezögert werden dürften.

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