Razzien, Drogengeschäfte und Todesfälle auf Mallorca: Die Drogensiedlung Son Banya ist zugleich Mythos und Zankapfel. Im erbitterten Konflikt zwischen den Drogenbossen der berüchtigten Elendssiedlung und dem Rathaus von Palma de Mallorca haben die Stadtväter nun einen neuen Schachzug gegen die kriminellen Strukturen unternommen.
Wie die spanischprachige MM-Schwesterzeitung Ultima Hora berichtete hat ein Gericht der Balearenkapitale auf Antrag der Stadtverwaltung die Räumung einer Hütten-Siedlung des Elendsdorfes Son Banya angeordnet. Die Stadt Palma beruft sich dabei auf ihr Eigentumsrecht an dem Grundstück, das sich nach eigenen Angaben seit mehr als fünf Jahrzehnten in ihrem Besitz befindet.
Der Fall reiht sich in eine Serie ähnlicher Verfahren ein, mit denen die Ratsherren der Balearenkapitale versuchten, die Bewohner der berüchtigten Siedlung Son Banya zum Verlassen des Areals zu bewegen. Das Gericht erster Instanz bestätigte nun erneut, dass die Stadt rechtmäßiger Eigentümer der betroffenen Fläche ist und die derzeitigen Bewohner keinen gültigen Anspruch auf deren Nutzung haben.
Gerichtsbeschluss stärkt Palmas Kontrolle über Son Banya
Nach Angaben der Stadt handelt es sich konkret um Personen, die ohne Miet- oder Pachtvertrag und allein aufgrund stillschweigender Duldung in einer Hütte in der Calle 3 der Drogensiedlung leben. Die Beklagten beriefen sich auf eine angebliche mündliche Genehmigung, konnten dafür jedoch keine Belege vorlegen. Das Gericht wies diese Argumentation zurück und ordnete die Räumung an.
Die Entscheidung verpflichtet die Bewohner der ehemaligen Barackensiedlung, das Grundstück innerhalb einer festgelegten Frist zu räumen und der Stadt zur Verfügung zu stellen. Sollte dies nicht freiwillig geschehen, kann die Vollstreckung mit gerichtlichen Mitteln erfolgen. Ähnliche Urteile wurden in den vergangenen Jahren mehrfach zugunsten der Stadtverwaltung gefällt. Trotz wiederholter Räumungs- und Abrissaktionen besteht die Siedlung Son Banya jedoch weiterhin.
Die jüngste Entscheidung gilt daher weniger als Durchbruch denn als Fortsetzung der rechtlichen Strategie, die kommunale Eigentümerschaft zu untermauern und eine dauerhafte Legitimation des Verbleibs der Bewohner, zu denen auch Drogenclans gehören, zu verhindern.