Ein Gastronomieprojekt der nicht alltäglichen Art bietet sich gegenwärtig in der Gemeinde Muro auf Mallorca an. Die Kommune sucht händeringend nach einem Betreiber für die Bar des örtlichen Sportzentrums, die seit zwei Jahren immer wieder geschlossen ist. Die lange Phase der Instabilität, in der mehrere Versuche, das Geschäft profitabel zu führen, scheiterten, hat das Rathaus dazu veranlasst, die geforderte jährliche Pacht drastisch zu senken.
Musste der Betreiber der Bar 2023 noch 35.000 Euro jährlich an die Gemeindekasse überweisen, gibt sich Muro inzwischen mit 500 Euro zufrieden. Pro Jahr, wohlgemerkt. Innerhalb von zwei Jahren, so berichtet die MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" setzte die Kommune ihre finanziellen Erwartungen schrittweise herab.
Bei der Oppositionspartei CDM stößt die Handhabung der Konzessionsvergabe denn auch auf scharfe Kritik. Deren Sprecher Antoni Serra sprach von einer "Inkohärenz", die eine "Verhöhnung der Bürgerinnen und Bürger von Muro" darstelle. Damit bezog sich Serra auf öffentliche Gelder, die für "aufeinanderfolgende Studien ohne praktisches Ergebnis" ausgegeben worden seien. Serra verwies auf insgesamt fünf Studien, welche die Pacht von den ursprünglichen 35.000 Euro über 18.000 Euro, 14.400 Euro, 8.000 Euro und 6.000 Euro bis zum aktuellen Tiefstwert gesenkt hätten.
Bürgermeister Miquel Porquer (Regionalpartei El Pi) verteidigt das Vorgehen und verweist auf eine "schwerwiegende Belastung", die den Betrieb der Bar "unrentabel" mache. Der künftige Betreiber sei vertraglich verpflichtet, einen seit Langem krankgeschriebenen Mitarbeiter mit einem monatlichen Gehalt von rund 1.500 Euro zu übernehmen.
Eine dauerhafte Schließung der Bar soll laut Porquer möglichst vermieden werden. Lieber wolle die Gemeinde auf Einnahmen verzichten. Mi dem niedrigen Pachtpreis soll ein Anreiz geschaffen werden, die Bar trotz des Arbeitsvertrages mit dem krankgeschriebenen Mitarbeiter zu übernehmen.
Die Kritik der Opposition konterte Porquer mit dem Hinweis, dass "es ein CDM-Bürgermeister war, der seinerzeit die Konzession an die Übernahmebedingung band". Seine Regierung habe nun die Konsequenzen des Deals zu tragen.