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"MALLORQUINISCHE CAMORRA"

Mutmaßlicher Drogenboss bei Großrazzia verhaftet: "Zeigt mich von meiner besten Seite!"

Neben Ramón Orta, dem Anführer des berüchtigten Orta-Clans, nahmen die Ermittler 12 weitere Personen festgesetzt. Für einen Großteil ordnete ein Richter bereits U-Haft an.

Den Pressefotografen rief der mutmaßliche Drogenboss zu: "Zeigt mich von meiner besten Seite!" | Foto: P. Pellicer

| | Palma, Mallorca |

Für Mallorcas etablierte Drogenclans wird die Luft auf der Insel zunehmend dünner. Bei einer Großrazzia haben die Guardia Civil und die Nationalpolizei am Mittwoch 13 Verdächtige festgenommen – unter ihnen Ramón Orta, der als Anführer des berüchtigten Orta-Clans gilt. Darüber berichtet am Freitag die MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora".

Seinen Sinn für Humor schien der mutmaßliche Drogenboss aus dem mallorquinischen Hinterland dennoch nicht verloren zu haben. Den anwesenden Pressefotografen rief Orta am Freitag vor dem Gericht zu: "Zeigt mich von meiner besten Seite!" Neun der Festgenommenen wurden am Freitagmorgen unter strengen Sicherheitsvorkehrungen dem Untersuchungsrichter in Palma vorgeführt. Der ordnete sofortige Untersuchungshaft für alle Beschuldigten an.

Die Verhaftungen markieren die inzwischen sechste Phase der Operation Enroque Bal/Manso. Ermittler durchsuchten dabei 18 Wohnungen in Palma, Manacor, Marratxí, Llucmajor, Cala Rajada und Son Servera. Bei den Durchsuchungen stellten die Fahnder verschiedene Mengen an Drogen und Bargeld sicher.

Die jüngsten Festnahmen stehen offenbar im Zusammenhang mit einem weit verzweigten kriminellen Netzwerk, an dessen Spitze der Anwalt Gonzalo M. und Stefan M. stehen sollen, der Anführer der Motorradgang United Tribuns. Die Ermittler beschreiben die Organisation als eine Art "mallorquinische Camorra" – in Anlehnung an die neapolitanische Mafia. Die Gruppe soll im gesamten europäischen Raum operiert haben. Abgehörte Telefongespräche sollen ergeben haben, dass die Verdächtigen das Ziel verfolgten, "die Balearen mit Drogen zu überschwemmen" und die Gewinne über ein Firmengeflecht zu waschen.

Die Ermittlungen nahmen Fahrt auf, nachdem die Behörden Anfang Juli in Valencia eine Ladung von 675 Kilogramm Kokain abgefangen hatten, die aus Ibiza stammte. Bei der Kontrolle wurde ein Lastwagenfahrer festgenommen. Nach fast zweijähriger Fahndungsarbeit schlug die Polizei Mitte August erstmals im großen Stil zu. Bei einer Hausdurchsuchung entdeckten die Beamten mehr als eine Million Euro Bargeld, rund zehn Kilogramm Kokain sowie drei Schusswaffen.

Unter den Verhafteten ist auch der ehemalige Leiter des Rauschgiftdezernats der Nationalpolizei in Palma, Faustino N. Der Beamte tauchte den Ermittlern zufolge in zahlreichen abgehörten Telefonaten auf. Im werden insbesondere Bestechung, die Unterlassung der Strafverfolgung und die Preisgabe von Dienstgeheimnissen zur Last gelegt. Der Fall unterliegt weiterhin der Informationssperre.

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