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21 Anzeigen pro Tag: Gewalt gegen Frauen bleibt Alltag auf Mallorca

Trotz rückläufiger Zahlen bleibt geschlechtsspezifische Gewalt erschreckend präsent – fehlende Arbeit verstärkt Abhängigkeit und Isolation

In Palma haben sich am 25. November 2023 Hunderte Menschen zu Demonstrationen gegen Gewalt an Frauen versammelt | Foto: M. À. Cañellas

| | Mallorca |

Im Jahr 2024 wurden auf Mallorca und den Nachbarsinseln täglich im Durchschnitt 21 Anzeigen wegen Gewalt gegen Frauen registriert. Insgesamt wurden 7785 Anzeigen erstattet, was zwar einem Rückgang von 2,16 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht, jedoch keineswegs Entwarnung bedeutet. Auch auf nationaler Ebene ist ein leichter Rückgang zu verzeichnen, doch die Zahlen bleiben erschütternd hoch: 199.094 Fälle landesweit, davon vier Prozent auf den Inseln.

Diese Zahlen stammen aus dem 13. Bericht zur geschlechtsspezifischen Gewalt der spanischen Adecco-Stiftung. Er zeigt eindringlich, wie eng auch Gewalt und wirtschaftliche Instabilität verknüpft sind. So waren 68 Prozent der befragten Frauen zum Zeitpunkt der ersten Übergriffe durch Männer arbeitslos. Diese finanzielle Abhängigkeit durch ihre Partner macht es für viele nahezu unmöglich, sich aus der Gewaltspirale zu befreien.

Arbeitslosigkeit der Frauen wird zu unsichtbarer Fessel

Arbeitslosigkeit wird so zu einer unsichtbaren Fessel, die nicht nur die Flucht aus gewalttätigen Beziehungen erschwert, sondern auch das Gefühl von Isolation und Hilflosigkeit verstärkt. Neun von zehn Frauen berichten, dass sie ohne Arbeit noch abhängiger und einsamer sind. Ein sicherer Arbeitsplatz ist daher weit mehr als nur ein Einkommen, denn er stellt eine Quelle von Selbstwert, Stabilität und Hoffnung dar. 72 Prozent der Betroffenen glauben, dass Arbeit sie davor schützt, erneut Opfer von häuslicher Gewalt zu werden, weil sie ihnen Selbstvertrauen und ein unterstützendes Netzwerk gibt.

Doch der Weg zurück ins Berufsleben ist für viele mit großen Hürden gepflastert. Mangelndes Wissen über die Jobsuche (65,3 Prozent), ein geringes Selbstwertgefühl (64,2 Prozent), die alleinige Verantwortung für die Kinderbetreuung (51,7 Prozent), die Angst, vom Täter beziehungsweise dem gewalttätigen Partner am Arbeitsplatz aufgespürt zu werden. Diese Zahlen sind nicht nur Daten, sondern Schicksale, die nach Unterstützung und Veränderung auf den Inseln rufen.

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