Der Blutspendedienst der Balearen (BSTIB) hat zum ersten Mal in Spanien eine autochthone Infektion mit dem afrikanischen Usutu-Virus entdeckt – und zwar bei einem völlig gesunden Blutspender auf Mallorca, der die Insel seit Monaten nicht verlassen hatte.
Der Fall ereignete sich bereits im Juli des vergangenen Jahres, wurde aber jetzt erst bekannt. Damals fiel eine Blutspende bei den routinemäßigen Tests auf das West-Nil-Virus zunächst auffällig aus. Diese Untersuchungen gehören auf den Balearen zum Standard, weil die Region als Zwischenstopp für viele Zugvögel gilt, die das West-Nil-Virus aus Afrika nach Europa bringen können. Die Proben wurden daraufhin in das Referenzlabor des Instituto de Salud Carlos III geschickt. Dort stellte sich heraus: Nicht West-Nil, sondern Usutu.
"Das West-Nil-Virus und das Usutu-Virus sind eng miteinander verwandt – deshalb kommt es bei den Tests zu Kreuzreaktionen", erklärt Teresa Jiménez, medizinische Direktorin des Blutspendedienstes. "Und genau das hat uns geholfen, den ersten Usutu-Fall beim Menschen in Spanien zu identifizieren."
Das Usutu-Virus wurde 1959 in Afrika entdeckt und wird – ähnlich wie andere tropische Erreger – von Mücken der Gattung Culex übertragen. Hauptwirte sind eigentlich Vögel, die die Infektion oft schwer trifft. Menschen bemerken dagegen in den meisten Fällen nichts von einer Ansteckung. So auch der mallorquinische Blutspender, der bis heute keinerlei Symptome entwickelt hat.
Virus erstmals lokal nachgewiesen
Der Fund ist deshalb bemerkenswert, weil der Spender Mallorca seit Monaten nicht verlassen hatte. Damit gilt der Fall offiziell als "autochthon", also vor Ort entstanden. Kurz nach dem Fund auf den Balearen tauchten zudem zwei weitere Usutu-Infektionen bei Blutspendern in Katalonien auf – ebenfalls ohne Reisegeschichte. Das deutet darauf hin, dass das Virus inzwischen in Spanien zirkuliert.
Gefährlich kann Usutu vor allem für Menschen mit geschwächtem Immunsystem werden. Für gesunde Personen stellt das Virus in der Regel keine Bedrohung dar. In der Blutspende spielt der Nachweis dennoch eine große Rolle, um immungeschwächte Patienten vor einer möglichen Übertragung zu schützen.
Die jetzt veröffentlichte Studie in der renommierten Fachzeitschrift Transfusion zeigt, dass die West-Nil-Screenings auch Usutu-Infektionen zuverlässig erkennen können – ein großer Vorteil für die Sicherheit von Blutkonserven, besonders in den warmen Monaten, wenn die Mücken aktiv sind.