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WOHNUNGSNOT UND HAUSBESETZUNG

Mallorca landesweit Spitzenreiter bei Zwangsräumungen

Im dritten Quartal des Jahres mussten auf den Balearen 210 Mieter ihre Wohnung gegen ihren Willen verlassen. Das geht aus offiziellen Zahlen des spanischen Richterrats hervor. Top sind die Inseln auch bei zivilrechtlichen Verfahren gegen Hausbesetzung.

Zwangsräumung unter Polizeischutz in Palma de Mallorca | Foto: P. Pellicer

| Palma, Mallorca |

Mallorca und die Nachbarinseln verzeichnen die höchste Rate an Zwangsräumungen in ganz Spanien. Im dritten Quartal dieses Jahres verloren 14,2 Mieter pro 100.000 Einwohner auf diese Art ihre Wohnung – ein Wert, den keine andere autonome Gemeinschaft erreicht. Das geht aus Daten des Generalrats der rechtssprechenden Gewalt (Consejo General del Poder Judicial, CGPJ) hervor.

Insgesamt wurden demnach im Zeitraum von Juli bis September 210 Zwangsräumungen auf den Inseln vollstreckt, heißt es in der Statistik des Generalrats. Die Zahl liege um 8,9 Prozent unter dem Vorjahreswert und bewege sich weiterhin "auf historisch niedrigem Niveau". Tatsächlich seien weniger als ein Drittel der von den Gerichten angeordneten Räumungen tatsächlich durchgeführt worden.

Die Diskrepanz zwischen angeordneten und vollzogenen Zwangsräumungen ist beträchtlich: Während die Gerichte 679 Räumungsanordnungen aussprachen – 18,8 Prozent weniger als im Vorjahr –, wurden "nur" die erwähnten 210 tatsächlich umgesetzt. Als Gründe gelten unter anderem überlastete Gerichte sowie besonders schutzbedürftige Pesonen, etwa Alleinerziehende oder pflegebedürftige Menschen. Letztere dürfen nach spanischer Gesetzeslage nicht gegen ihren Willen auf die Straße gesetzt werden.

Bei den Zwangsvollstreckungen von Hypotheken zeigt sich ein ähnlicher Trend: Im vergangenen Quartal wurden lediglich 26 neue Verfahren eingeleitet, ein Rückgang um 16 Prozent. Allerdings erhöhte sich die Zahl der Klagen, die Banken zur Vollstreckung hypothekarisch gesicherter Kredite einreichten, um 6,4 Prozent. Neun weitere Räumungen erfolgten aus anderen Gründen, etwa wegen unrechtmäßiger Besetzung.

Auch bei den Hausbesetzungen nehmen die Balearen eine Spitzenposition ein: Die Inselgruppe weist der CGPJ-Studie zufolge die höchste Rate an zivilrechtlichen Verfahren zur Vertreibung unrechtmäßiger Bewohner auf. Allerdings erfasst diese Statistik weder Verfahren von Banken und Unternehmen noch strafrechtliche Maßnahmen – ein vollständiges Bild des auf Mallorca weit verbreiteten Phänomens liefern die Zahlen also nicht.

Einen drastischen Einbruch verzeichnen die Mahnverfahren zur Einforderung von Schulden: Sie brachen um rund 70 Prozent ein. Der ähnliche Rückgang in ganz Spanien könnte auf einen positiven Effekt des Effizienzgesetzes hindeuten, das ein Schlichtungsverfahren als Voraussetzung eingeführt hat.

Deutlich gestiegen ist hingegen die Zahl der Privatinsolvenzen: 471 Personen beantragten im dritten Quartal beim Handelsgericht einen Schuldenerlassmechanismus – die sogenannte zweite Chance. Das entspricht einem Anstieg von 77 Prozent innerhalb eines Jahres, berichtet die MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora".

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen bleibt dagegen relativ niedrig. Zwischen Juni und September meldeten 22 Firmen Insolvenz an – ein Anstieg um 15,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

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