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"LUJOCASA"

Mallorcas größter Immobilienbetrug: 14 Jahre Haft für den Drahtzieher

Selbst eine Flucht nach Südamerika bewahrte den Kopf der Bande, Carlos García Roldán, nicht vor einer langjährigen Haftstrafe. Den Geschädigten spricht das Gericht eine Entschädigung in Millionenhöhe zu.

Verdingte sich in Kolumbien zeitweise als Motorradkurier: Der Kopf des Immobilienbetrugs, Carlos García Roldán | Foto: T. Ayuga

| | Palma, Mallorca |

Nach jahrelanger Flucht, Festnahme und einem langwierigen Prozess hat das Provinzgericht auf Mallorca den Hauptverantwortlichen des Immobilienbetrugs Lujocasa zu 14 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Die Staatsanwaltschaft fordert nun dessen sofortige Inhaftierung – es bestehe erneut Fluchtgefahr.

Carlos García Roldán, genannt Charly, muss nach Informationen der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" bereits am Freitag vor Gericht erscheinen. Die Staatsanwaltschaft beantragte am Donnerstag verschärfte Sicherheitsmaßnahmen und drängt auf sofortige Untersuchungshaft – noch während die Revision gegen das Urteil läuft. García Roldán sei bereits einmal geflohen und unterhalte weiterhin Beziehungen ins Ausland, argumentiert die Anklagebehörde. Es bestehe ein "erhebliches Risiko", dass er sich erneut der Justiz entziehen wolle.

Tatsächlich hatte sich der Geschäftsmann 2018 nach Kolumbien abgesetzt, als die Klagen der Geschädigten zunahmen. Dort unterzog er sich einer Schönheitsoperation und arbeitete als Motorradkurier. Nachdem die spanischen Ermittler seine Konten sperren ließen, musste Roldán seinen opulenten Lebensstil einschränken.

Im Februar 2019 wurde er in einer gemeinsamen Operation kolumbianischer und spanischer Behörden festgenommen und im Dezember nach Mallorca ausgeliefert. Vier Jahre, die maximal zulässige Dauer, verbrachte er anschließend in Untersuchungshaft.

Das Provinzgericht sieht es als erwiesen an, dass die Machenschaften von Lujocasa von Anfang an auf Betrug angelegt waren. Es habe sich um einen "Plan zur Aneignung großer Summen Geld" gehandelt – ohne jegliche Absicht, die versprochenen Immobilien tatsächlich zu errichten. Die Argumentation der Verteidigung, es habe sich lediglich um "wirtschaftliche Schwierigkeiten" gehandelt, verwarf das Gericht. "An dem Gewinnstreben besteht kein Zweifel", heißt es im Urteil, das auf massive Geldabflüsse für Partys, Glücksspiel und Bargeldabhebungen von fast einer Million Euro verweist.

Die Dimensionen des Falls sprechen für sich: 235 Geschädigte, 32 beworbene Bauprojekte, ein Geflecht von 20 Unternehmen – und ein Schaden von 3,5 Millionen Euro. García Roldán hatte Lujocasa 2015 praktisch ohne Eigenkapital gegründet. Das Unternehmen erwarb letztlich nur sieben Grundstücke, verkaufte aber zahlreiche Immobilien auf dem Papier.

Die Betrüger kassierten Anzahlungen von bis zu 20 Prozent des Kaufpreises – zwischen 10.000 und 100.000 Euro pro Kunde. Das abgezweigte Geld floss dem Gericht zufolge in einen ausschweifenden Lebensstil: García Roldán verspielte im Casino von Palma mehr als 700.000 Euro, kaufte Luxusuhren für 14.000 Euro und gab Tausende für Partys aus.

Neben der Haftstrafe muss García Roldán gemeinsam mit den anderen Verurteilten mehr als zwei Millionen Euro Schadenersatz an über 60 Geschädigte zahlen. Sein Komplize Michele Pilato, der die Projekte vermarktete, erhielt neun Jahre Haft. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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