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Das war’s dann wohl mit dem Duschen: Der Sand vom Strand muss am Körper haften bleiben

Spanische Organisation für Umwelterziehung will die Abschaffung der Wasserbrausen an den Playas vorantreiben. Tipp: So kommen Sie auch ohne Dusche sandfrei nach Hause

Der Sommer stellt die Wasserreserven auf eine harte Probe. Das Archivbild zeigt öffentliche Duschen am Strand Cala Galdana, in Ferreries, auf Menorca, der Schwesterinsel von Mallorca. | Gemma Andreu / Ultima Hora

| | Mallorca |

Ein gewohntes Bild könnte bald von Spaniens Stränden, und damit auch auf Mallorca, gänzlich verschwinden: die öffentlichen Duschen an den Playas, mit denen Badegäste sich per Knopfdruck das Salzwasser aus dem Meer von der Haut brausen und den Sand an den Füßen und unter der Badebekleidung fortschwemmen lassen können. Im Rahmen einer langfristigen Nachhaltigkeitsstrategie prüft die spanische Organisation für Umwelterziehung und Verbraucherschutz (Asociación de Educación Ambiental y del Consumidor, ADEAC) die Möglichkeit, diese Dusch-Infrastrukturen schrittweise abzuschaffen. Der Präsident der Organisation, José Palacios Aguilar, begründete das Vorhabe mit dem zunehmenden Druck auf die Wasserressourcen.

„Für dieses Jahr ist Wasser ausreichend da, aber wir müssen in die Zukunft blicken“, sagt Aguilar. Öffentliche Strandduschen seien zwar praktisch, jedoch nicht zwingend notwendig. Der Experte verweist darauf, dass das Duschen in der touristischen Unterkunft, sprich im Hotel, oder zu Hause wesentlich effizienter und ressourcenschonender sei, weil dort der Wasserkonsum kontrollierter erfolge. Das berichtete die spanische MM-Schwesterzeitung Ultima Hora online.

Ein Badeort macht es bereits vor

Ein konkretes Beispiel für die Abschaffung der Duschen liefert bereits die Gemeinde Sanxenxo in der nordspanischen Region Galicien: Dort wurden die Brausen an den Stränden bereits entfernt – und das offenbar ohne nennenswerte Beschwerden seitens der Badegäste. Gleichzeitig konnte der Wasserverbrauch deutlich reduziert werden. Für ADEAC ist das ein Zeichen dafür, dass sich viele Menschen bereit zeigen, zugunsten des Umweltschutzes auf ein Stück Bequemlichkeit zu verzichten.

Interessant ist der Umstand, dass die touristische Badesaison im kühlen und durchaus regenreichen Galicien viel kürzer ist als etwa auf den sonnenverwöhnten Balearen. Hier waren die Duschen an den Stränden in der Vergangenheit während extremer Trockenphasen von den Rathäusern bereits vorübergehend abgestellt worden. Sprich: Es kam kein Tropfen mehr aus den Brausen.

Wie ADEAC-Präsident Palacios Aguilar weiter bekannt gab, werden in diesem Sommer 749 „Blaue Flaggen“ an spanische Strände, Häfen und touristische Boote vergeben – ein Rekordwert. Die Auszeichnung steht für hohe Umwelt- und Qualitätsstandards. 642 dieser Flaggen gehen an Strände, 101 an Sporthäfen und 6 an Boote. Für Aguilar ist das ein klares Zeichen: Spanien nimmt beim Thema nachhaltiger Tourismus eine Vorreiterrolle ein.

Tourismus und Umwelt im Gleichgewicht

Die Diskussion über die Strandduschen ist Teil einer größeren Debatte, die in ganz Spanien und besonders auf Mallorca geführt wird: Wie lassen sich touristischer Komfort und Umweltschutz in Einklang bringen? Klar ist, so Palacios Aguilar: Der Schutz natürlicher Ressourcen rückt immer stärker in den Fokus. Das könnte auch neue Zielgruppen ansprechen – Reisende, denen Nachhaltigkeit wichtiger ist als Luxus.

Was für manchem Badegast und Strandbesucher wie ein Rückschritt erscheinen mag, ist für andere ein längst überfälliger Schritt in Richtung Zukunft: die Abschaffung der Duschen. Eine solche Maßnahme mag zunächst ungewohnt wirken, doch sie fügt sich in eine klare Vision ein: Spaniens Strände sollen auch langfristig attraktiv und intakt bleiben – für Mensch und Natur, so der Präsident.

So kommen Sie am Strand auch ohne Duschen klar

Wer Mallorquiner beobachtet, wie sie sich als erfahrene Strandgänger zu entsanden wissen, kann ihnen so manchen Trick abschauen. Beim Baden im Meer und insbesondere beim Verlassen des Wassers achten die Insulaner darauf möglich viel Sand, der noch vom Liegen am Strand herstammte, direkt in den Wellen abzuwaschen.

Beim Laufen durch die Brandung achten sie zudem darauf, möglich wenig neuen Sand im Wasser aufzuwirbeln. An Land laufen sie gemächlich durch den Sand, um möglichst wenig von den feinen Körnchen an die Füße und Waden zu bekommen. Hinzu kommt, sie lassen das Meerwasser auf der Haut einfach trocknen. Das gilt als gesundheitsfördernd. Wer sich dann später küsst, erinnert sich an den Besuch im Meer: „Salz auf unserer Haut!“.

Vor dem Verlassen des Strandes: Noch an der Playa selbst werden die von Wind und Sonne getrockneten Füße und der Sand daran mit dem Handtuch abgerieben. Das Tuch wird noch vor Ort bestens ausgeschüttelt, um den Sand dort zu lassen, wo er hingehört: nämlich am Strand.

Und dann der Clou: Manche Mallorquiner haben ihre leere Trinkflasche beim Baden bereits mit Meerwasser gefüllt. Am Rande des Strandes, wo die feste Promenade beginnt, spülen sie damit den Rest des Sandes von ihren Füßen. Und schlüpfen dann barfuß in die mitgebrachten Flipflops. Merke: Adiletten, noch dazu mit weißen Socken, gelten bei mallorquinischen Strandbesuchen als No-Go.

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