Folgen Sie uns F Y T I R

Der Himmel für echte Harley-Fahrer

In Porreres auf Mallorca werden harte Männer wieder zu Kindern

Der Harley-Baum. | Fotos: Patricia Lozano

|

So könnte er aussehen, der Himmel für echte Harley-Fahrer: Das Bier kommt aus einem Harley Shovel-Motorblock, gegessen wird an Stehtischen im Springergabel-Design und nach einem aufregenden Tag mit Harleyfahren, Baden im Pool und Beachvolleyball gibt es ein gemeinschaftliches Grillen.

Handelt es sich um eine Fata Morgana aus einem Biker-Traum nach einer durchzechten Nacht? Mitnichten: Jörg Opdenplatz will diesen Traum Wirklichkeit werden lassen, auf seiner Harley-Finca bei Porreres. "Hier stören wir niemanden", sagt er.

Schon am Eingangstor wird man mit Harley-Symbolen begrüßt und dem Schriftzug "Finca El Dragón", der auf einem schmiedeeisernen Schild quer über das Eisengitter läuft. Auf dem 40.000 Quadratmeter-Grundstück hat der Motorradenthusiast vom Niederrhein einer fast 200 Jahre alten Finca in mehr als einem Jahr Bauzeit einen Rundum-Harley-Style verpasst.

Blickfänge gibt es reichlich: nachgegossene Motorblöcke von Flat bis Twincamp. Sie bestehen zu hundert Prozent aus Dentalkeramik, die sonst nur Zahnärzte verwenden und zieren den Garten der Finca, gleich Skulpturen von Bildhauern. Auch die Zapfsäule im Motorblock gibt es auf der Finca "in echt" und ist eine Erfindung von Opdenplatz. In Deutschland und den Beneluxländern steht sie in so mancher Bikerkneipe. "Wenn ich die bei den ganz harten Jungs angeliefert habe, sind die in die Luft gesprungen wie Kinder", sagt der 50-Jährige. Auch Kultwirt Kalle vom Restaurant "Pura Vida" in Cala Figuera nennt eine der Motorblock-Zapfsäulen sein Eigen.

Mit nahezu kindlicher Begeisterung zeigt auch Jörg Opdenplatz seine Sammlung an meist selbst gefertigten Harley-Einrichtungsgegenständen wie Wanduhren, Aschenbechern, Tischen und Gartenlampen. Der berühmte "Ochsenkopf", einer der klassischen Harleyscheinwerfer, leuchtet bei Opdenplatz den Weg vom Pool zur Terrasse aus.

Mit dem fincagewordenen Harleyfahrertraum will Jörg Opdenplatz freilich auch Geld verdienen. Bis zu sechzehn Biker und Bikerinnen können dort mit ihren eigenen oder auf der Insel angemieteten Motorrädern Urlaub machen, geliefert werden sie vom "Schnellen Zimmermann Franky", einem Spezialspediteur aus Deutschland. Auf der Finca können sie alles machen, was Bikern Spaß macht (siehe Traum) und stören dabei niemanden, der nächste Nachbar ist weit entfernt. Die Klientel, so Opdenplatz, ist bunt gemischt und reicht vom Bauarbeiter bis zum Staatsanwalt.

Der 50-Jährige gelernte Maurer führte in seinem anderen Leben in Deutschland ein großes Cateringunternehmen und verkaufte "nebenbei" mit seiner Firma "Dragon Factory" nachgegossene Harley-Devotionalien. Mit seinem Cateringunternehmen belieferte er in Spitzenzeiten bis zu 500 Schulen.

Vor fünf Jahren aber erlitt er gleichzeitig einen Herzinfarkt und einen Gehirnschlag. Es wurde der Wendepunkt in seinem Leben. "Mit 50 habe ich mir dann diese Finca zugelegt", erzählt er. Jetzt will er nur noch seinen Traum leben. "Es gibt nichts Schöneres, als in die glänzenden Augen der Gäste zu schauen", sagt er. Denn für einen Harley-Fahrer gebe es nichts "geileres", als in den Wintermonaten auf der Insel Motorrad zu fahren, sei es mit der eigenen oder einer gemieteten Maschine.

Aber auch die "Normalos" sind auf der Finca jederzeit herzlich willkommen, so Opdenplatz, vor allem im Sommer, wenn Biker aus Deutschland auch in den heimischen Gefilden fahren können. Dann wird die Finca flugs zur mallorquinischen Sommerresidenz umfunktioniert.

Zum Thema
Meistgelesen