Wenn Cecilia Braekhus einige Tage im Robinson Club Cala Serena auf Mallorca trainiert, ist das für den norwegischen Privatsender TV2 ein Grund, ein Fernsehteam dorthin zu schicken. "Sie gehört zu den zehn wichtigsten Prominenten Norwegens, auf die wir immer ein Auge haben müssen, vielleicht sogar zu den wichtigsten fünf", sagt Kameramann Tobias Pedersen.
Die 32-Jährige ist in ihrer Heimat ein Phänomen, hat sie es doch im Boxen zu drei Weltmeistertiteln im Weltergewicht gebracht. Profiboxen ist in Norwegen aber verboten. "Ich weiß nicht warum, Boxen ist außer in Norwegen nur in Nordkorea und Island verboten. Die denken wohl, das ist gefährlich, ich finde das ziemlich lustig", sagt Braekhus.
Die Norwegerin wurde im vergangenen Jahr sogar zur populärsten Sportlerin insgesamt gewählt. Dabei ist sie im traditionsreichen Wintersportland nicht nur in einer exotischen Sportart aktiv, sondern sieht obendrein exotisch aus. Auch das ist ein Teil ihres ungewöhnlichen Lebens: Im Alter von drei Jahren wurde sie in ihrem Geburtsland Kolumbien von einem norwegischen Ehepaar adoptiert und hat seitdem in Bergen und Oslo gelebt.
Ob das zu ihrer Popularität beigetragen hat, weiß sie nicht. "Das ist absolut verrückt, ich hab das noch gar nicht realisiert. Warum das so ist, müssen Sie aber andere fragen", gibt sie zu. Sicher sind auch die Modeshootings oder Fernsehauftritte nicht ganz unschuldig daran. "Ich mache viele Modelfotos, das ist Teil unseres Jobs, das gehört heute dazu. Du musst dich selbst vermarkten", sagt sie.
Mit dem Kickboxen begann Cecilia Braekhus im Alter von 13 Jahren und brachte es dort zur Welt- und Europameisterin. Um eine neue Herausforderung zu finden, stieg sie auf Amateurboxen um und feierte auch dort schnell Erfolge. Der deutsche Sauerland-Stall wurde auf sie aufmerksam und nahm Kontakt auf. "In Norwegen wissen wir nicht viel über das Boxen, ich hatte keine Ahnung, wie groß das (Sauerland) ist", erzählt sie.
Sie nahm das Angebot der Deutschen an und mit dem Umzug nach Berlin vor sechs Jahren startete ihre Karriere richtig durch. In 22 Profikämpfen (zehn K.O.) ist sie bislang ungeschlagen, trägt den Weltmeistertitel in drei Verbänden. "Jetzt kann ich fulltime vom Sport leben", freut sie sich.
Bei Sauerland trägt sie den Kampfnamen "First Lady", weil sie die erste Frau im Boxstall war. Die Dimensionen hat sie erst später erfasst, was es heißt, vom größten Boxstall promotet zu werden. In Norwegen ist sie oft im Fernsehen zu sehen, auch in Talkshows, holt für das Sportfernsehen Rekordquoten. Ihre Popularität setzt sie auch für Hilfsprojekte ein, sie ist Botschafterin für "Bring Children From Streets". Die Organisation baut Kinderheime in Uganda und fördert Jugendliche.
Ihr Trainer Ulli Wegener hat sie in Interviews für ihre Disziplin gelobt, von der sich ihre männlichen Kollegen einiges abschneiden könnten. "Ich habe immer nur aufs Boxen gesetzt, ich hatte keinen Plan B, deswegen habe ich besonders hart für meinen Plan A gearbeitet", sagt sie lachend und fügt hinzu: "Als Frau muss man noch etwas besser sein, noch professioneller, um ernst genommen zu werden."
In ihrer Kampfkarriere im Weltergewicht war Cecilia Braekhus bislang noch nie am Boden. "Ich bekomme nicht viele Treffer", sagt sie. Sicherlich sei Frauenboxen anders als bei den Männern. Eine Boxerin denke vielleicht noch mehr an Technik, Strategie und Taktik. Mehr Angst als ein Mann habe sie aber nicht.
Die schwierigste Zeit ihrer Karriere, überlegt sie, komme jetzt, weil hungrige Kämpferinnen nachrücken. Drei Jahre will sie noch boxen. Vielleicht startet sie eine Fernsehkarriere, vielleicht gründet sie eine Familie, für eine Beziehung hatte sie bis jetzt keine Zeit. Voraussetzungen für beide Vorhaben bringt sie mit: "Sie ist freundlich, offen und sieht fantastisch aus", sagt Kameramann Pedersen.