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Man nennt ihn den "Reporter der Schmerzen"

Rolf Fuhrmann am Hafen von Cala Rajada. In dem Küstenort trifftsich der Wahl-Hamburger jedes Jahr ein paar Tage lang mit Bekannten. | nimü

| Cala Rajada, Mallorca |

Fußball im deutschen Pay-TV ohne „Rollo”? Das war eigentlich für die Fans unvorstellbar. Aber seit Mai vergangenen Jahres ist es Wirklichkeit. Bei der Bundesliga-Partie HSV gegen Wolfsburg hatte Rolf Fuhrmann seinen letzten Einsatz. Davor war er 26 Jahre erst für Premiere, dann für Sky als Fieldreporter im Einsatz. Also immer ganz nah dran an Spielern und Trainern.

Ist Rollo nach seinem finalen Auftritt in ein tiefes Loch gefallen? „Nein, auf keinen Fall”, schüttelt der 69-Jährige, der gerade ein paar Tage Urlaub in Cala Rajada verbringt, vehement den Kopf. „Ich brauche jetzt nicht mehr jedes Wochenende oder vielleicht auch noch in der Woche in einem Stadion zu sein. Aber ich schreibe für drei Zeitungen Kolumnen, bin bei dem Video-Podcast ,Generation Fußball’ von Sport 1 ab jetzt einer der Experten und oft bei Charity-Veranstaltungen. Ich kann mir die Dinge aussuchen und mache nur Sachen, die mir gefallen.”

Wenn man mit Rolf Fuhrmann über sein Leben spricht, kommt man um ein Thema nicht herum. 2001, als Schalke „Meister der Herzen” wurde ... „Jaja, und ich zum ,Reporter der Schmerzen’” unterbricht Rollo den MM-Reporter. Auf Schalke wurde damals schon gefeiert. Obwohl er es nicht ganz sicher wusste, sagte Fuhrmann direkt nach dem Schlusspfiff im Live-Interview mit Schalke-Sportmanager Andreas Müller: „Es ist zu Ende in Hamburg. Schalke ist Meister.” Es brachen alle Dämme. Bis vier Minuten später auf der Video-Leinwand die Schlussphase des Spiels HSV gegen Bayern live zu sehen war. Bayern machte noch einen Treffer, wurde Meister und stürzte Schalke ins Tal der Tränen. Wenn er in Gelsenkirchen ist, wird Rollo heute noch „Meistermacher” genannt. „Ich sage immer, ihr könnt doch froh sein, dass ihr wenigstens mal vier Minuten Meister wart ...” Immerhin hat Rolf Fuhrmann seinen Platz im Geschichtslexikon der Fußball-Anekdoten sicher.

Rollo kam erst sehr spät zum Fernsehen. Er wurde im ostfriesischen Aurich geboren. Der Zivildienst beim Roten Kreuz verschlug ihn nach Hamburg, wo er Deutsch, Geografie und Pädagogik studierte, dann Lehrer werden wollte. Doch die brauchte man damals nicht in großem Umfang. Fuhrmann verdiente sein Geld unter anderem als Taxifahrer, arbeitete beim Hamburger Radiosender 107 und landete schließlich bei Premiere.

Fast immer nur sehr kurze Interviews. Ist das nicht auf Dauer unbefriedigend? Sehnte er sich nicht nach ausführlichen Hintergrundgesprächen? „Nein. Das, was du machst, musst du gut machen. Die Kunst ist, in der kurzen Zeit das Beste rauszuholen. Wichtig ist auch, zuzuhören und immer wieder aktuell reagieren zu können.”

In seinen 26 Dienstjahren hat sich der Fußball gewandelt. Nicht nur auf dem Platz. Unter anderem sind die Spieler medial besser geschult. „Die sind nicht auf den Kopf gefallen. Die Antworten kommen geschliffener als früher.” Kicker, die reden wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, sind selten geworden. „Mario Basler, Stefan Effenberg, Lothar Matthäus. Ob man solche Leute nochmal findet? Ich glaube eher nicht”, meint Rollo.

Für gute TV-Unterhaltung und einige Lacher sorgte auch mal Fuhrmanns Privatleben in einer Talkshow von Markus Lanz. Denn der Vater einer 31 Jahre alten Tochter, die ihn vor vier Monaten zum Opa gemacht hat, war schon immer ein Freund von Wohngemeinschaften. Zurzeit lebt er in Hamburg in einer WG (120 Quadratmeter Altbau) mit einer 27-Jährigen und einer 30-Jährigen. Sex ist kein Thema. „Warum soll ich mit denen Sex haben? Wir sind doch keine Kommune.” Das wird sich auch Rollos Lebensgefährtin sagen, mit der er seit zwölf Jahren zusammen ist und die in Bremen wohnt („Gerade mal eine Stunde Fahrt.”).

Während seiner Zeit in Cala Rajada fällt dem Ex-TV-Reporter immer wieder auf, wie groß sein Bekanntheitsgrad ist. „Ich trinke nur wenig Alkohol. Wenn ich hier durchs Chocolate gehe und alle Drinks annehmen würde, die man mir anbietet, dann wäre ich nach 20 Minuten blau.”

(aus MM 36/2018)

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