Väter können mitunter ganz schön hartnäckig sein, wenn es darum geht, ihren Kindern das eigene Hobby schmackhaft zu machen. Max Stiff aus Münster dürfte dafür ein gutes Beispiel sein. Der Sohn des seit vielen Jahren in Palma mit eigener Kanzlei in Palma ansässigen Rechtsanwaltes Manuel Stiff wurde im Alter von sechs Jahren mit einer kleinen Hinterlist ins väterliche Segelboot gelockt. „Ich war selbst viele Jahre im Segelleistungssport tätig”, sagt Papa Stiff. „Max hatte anfangs überhaupt keine Lust dazu. Also habe ich unseren Hund in der Segeljolle mitgenommen. Als mein Sohn sah, dass unser Vierbeiner ins Boot sprang, ist er auch eingestiegen”, erzählt Stiff. Sein Plan ging am Ende auf.
Heute zählt der mittlerweile 18-jährige Max Stiff zu den ganz großen Nachwuchstalenten im deutschen Segelsport. 2022 gewann er die deutsche U-17 Meisterschaft im Laser Radial, ein Jahr später auch die U-19-Meisterschaft. Bei der Weltmeisterschaft in Brasilien Ende vergangenen Jahres segelte er trotz des starken Teilnehmerfeldes ebenfalls vorne mit, seit Montag (18.3.) hatte er zudem an der U-19 Europameisterschaft für die Laser-Standard-Klasse in der Bucht von Pollença teilgenommen. „Es ist das erste Mal, dass ich in dieser Kategorie bei einer offiziellen Regatta an den Start gehe, bisher liege ich ganz gut im Rennen”, so Max nach den ersten beiden Tagen.
Um im kommenden Jahr in den U-21-Juniorenkader des Deutschen Segelverbandes DSV aufgenommen zu werden, muss er auf Mallorca unter die ersten 19 kommen. „Das ist durchaus drin”, glaubt Max, der im vergangenen Sommer von seiner Heimatstadt Münster ins Kieler Sportinternat umzog, um mit dem Nationalkader zu trainieren. Nebenbei büffelt er für die Abi-Prüfung in diesem Jahr. „Ich habe das Jollensegeln auf dem Aasee bei Münster gelernt. Die Bedingungen dort unterscheiden sich natürlich gewaltig von denen an der Ostsee oder sonst irgendwo auf dem Meer”. Dennoch habe er die Umstellung sehr schnell gelernt.
Das Segeln schätze er vor allem deshalb, weil es eine sehr komplette und physisch herausfordernde Sportart ist. Um Muskeln und Ausdauer permanent zu trainieren, geht Max fast täglich ins Fitness-Studio oder fährt Rennrad. „Beim Segeln kommt es auf Technik und Taktik an”, sagt er. Und aufs Gewicht. Um mit der Konkurrenz auf den Standard-Lasern mit größeren Segeln mithalten zu könnten, musste er in den vergangenen ordentlich an Gewicht zulegen. „Vollstopfen ist das bessere Wort”, sagt er mit einem Lachen. Dafür spazierte er auch des Öfteren in ein McDonalds-Restaurant, um sich ein halbes Dutzend Hamburger auf einmal reinzuziehen. Ansonsten stehe auf seinem Ernährungsplan natürlich nur gesunde Kost.
Wie viel seiner Freizeit er für das Segeln opfere? „Eigentlich gibt es für mich nicht viel anderes als Segeln. Ich bin mehr als 150 Tage auf dem Wasser, nehme an rund 20 Regatten pro Jahr in Deutschland und dem Ausland teil. Da bleibt nicht mehr allzu viel Zeit für andere Freizeitbeschäftigungen”, sagt Max.
Auch seine jährlichen Besuche bei der Familie auf Mallorca werden immer weniger. „Ich bin früher mehrere Male im Jahr auf die Insel gekommen, zum Segeln aber auch zum Urlaub machen, darauf muss ich in Zukunft etwas verzichten.” Der Segelsport sei zudem ein teures Hobby, um langfristig Erfolg zu haben, bedarf es neben der Unterstützung durch Verein, Verband und der Familie auch der finanziellen Förderung durch Sponsoren. „Neben dem Material wie Segel, Leinen oder Ruderblatt schlagen auch die Kosten für Reisen, Unterkunft und Regattagebühren zu Buche. Das geht ins Geld”, so Max.
Als die Europameisterschaft in Pollença am Samstag (23.3.) zu Ende ging, flog der Deutsche wieder nach Hause. Zeit, um seinen Teamkollegen bei der in der nächsten Woche in Palma beginnenden Weltcup-Regatta Trofeo Princesa Sofia zuzusehen, hatte er leider nicht. „Ich muss ja wieder zur Schule”, erklärt Max. Aber wenn alles so läuft, wie er es sich vorstellt, dann sei er spätestens im kommenden Jahr bei der Trofeo Sofia am Start. „Die Bucht von Palma bietet hervorragende Bedingungen zum Segeln”. Das sei schon eine andere Hausnummer als bei ihm zu Hause auf dem Aasee, auch wenn er seine Anfänge dort niemals vergessen wird. Dem Vater sei Dank!
Nachtrag: Und voller Stolz konnte der Vater nach der U-19 Europameisterschaft für die Laser-Standard-Klasse in der Bucht von Pollença das positive Abschneiden seines Sohnes vermelden. Max Stiff wurde 5. bei U-19 Wertung und gesamt 18. Und das bei 137 Booten und der dabei versammelten Weltspitze. "Er was sensationell gut, der Kleine", so der Vater begeistert.