Wer in diesen Tagen auf Mallorca eine Zapfsäule ansteuert, um Diesel zu tanken, erlebt eine böse Überraschung: Der Literpreis dieser Treibstoffart hat den von Benzin überflügelt.
An den Tankstellen der Insel liegt der Dieselpreis derzeit zwischen 1,27 und 1,32 Euro. Der Liter Benzin (Euro Super 95) dagegen kostet zwischen 1,25 und 1,30 Euro (hier können Sie die Preise aller Tankstellen vergleichen: Klick).
Damit ist auf Mallorca schon eingetreten, was sich in Deutschland ebenfalls abzeichnet. Im November kostete Diesel dort so viel wie in keinem anderen Monat des Jahres 2011, meldet der Automobilclub ADAC. Der Abstand zum Benzin habe nur noch fünf Cent betragen. Experten rechnen damit, dass der Dieselpreis in Zukunft dauerhaft über dem für Benzin liegen wird.
Laut dem spanischen Verband der Mineralölkonzerne (AOP) steigt in ganz Europa die Nachfrage nach Diesel. „Es gibt einen Mangel an Diesel", heißt es in einer Verbandsmitteilung. Spanien sei besonders betroffen, weil der Warenverkehr hierzulande nur in geringem Maße mit Schiffen und Zügen abgewickelt werde.
Stattdessen setze der Sektor nach wie vor auf Lastwagen. „Das führt dazu, dass der im Güterverkehr verbrauchte Treibstoff zu 80 Prozent Diesel ist", heißt es weiter.
Hinzu kommt, dass in der kälteren Jahreszeit die Nachfrage nach Heizöl steigt. Dieses gehört zur gleichen Produktfamilie wie Diesel. Ergebnis: Die Preise steigen weiter. Deutlich wird der Effekt im Langzeitvergleich. Laut dem spanischen Verkehrsministerium kostete ein Liter Dieseltreibstoff im Oktober 2010 noch 1,09 Euro. Seitdem ist der Preis um fast 20 Prozent gestiegen.
Laut AOP setzt sich der Preis für einen Liter Diesel wie folgt zusammen: Den Großteil macht der Produktpreis aus, nämlich rund 63 Cent - deutlich mehr als beim Benzin (knapp 52 Cent). Dieser Diesel-Grundpreis ist zuletzt konstant gestiegen, so sehr, dass die steuerlichen Vorteile dieses Kraftstoffs nicht mehr so stark ins Gewicht fallen. Jeder Liter Diesel wird in Spanien mit rund 54 Cent besteuert, der Liter Super-Benzin dagegen mit rund zehn Cent mehr.
Laut AOP haben die Mineralölkonzerne kaum Möglichkeiten, auf die hohe Nachfrage zu reagieren. Rohöl lasse sich nur in begrenztem Maße zu Diesel weiterverarbeiten. Im Schnitt werde in Spanien jeder Liter Rohöl zu 38,2 Prozent zu Diesel verarbeitet. Dieser Anteil lasse sich nicht beliebig erhöhen. Abgesehen davon dürfte sich das Interesse der Mineralölkonzerne an niedrigeren Preisen auch in Grenzen halten.