Ursprünglich hatte Palmas Kongresspalast im März feierlich eröffnet werden sollen. Im März 2011 wohlgemerkt. Jetzt sind die Bauarbeiten eingestellt worden. Nicht, weil das Tagungsgebäude samt Hotel nun fertig ist. Sondern weil der einzige Bewerber für den Betrieb des Kongresspalastes, der Hotelkonzern Meliá, das Handtuch warf.
Ohne Kandidat keine Betreibergesellschaft, ohne Betreibergesellschaft kein Startgeld, ohne Startgeld keine Vollendung des Bauwerks. Angesichts dieser Situation zog die Stadtverwaltung Palma am Wochenende die Notbremse und stellte die Arbeiten bis auf Weiteres ein. Leitkommentar der spanischen Tageszeitung "Ultima Hora": "Der Kongresspalast ist auf dem Weg, zu einem Monument der politischen Inkompetenz und der Raffgier einer Unternehmerklasse zu werden."
Was ist geschehen? Der Meliá-Konzern war im mittlerweile zweiten Ausschreibungsverfahren zur Suche eines Betreibers als einziger Kandidat erschienen. Im ersten Verfahren waren die Anforderungen der Stadt an den künftigen Konzessionär so hoch gewesen, dass sich niemand gemeldet hatte. Daraufhin wurden die Bedingungen in einem neuen, dem zweiten Verfahren, großzügiger gestaltet, so dass immerhin Melía Interesse signalisierte. Die Vergabe galt bereits als sicher.
Doch als im Rathaus der einzige Bewerberumschlag geöffnet wurde, stellte sich rasch heraus, dass selbst das mallorquinische Hotelunternehmen nicht bereit ist, zum Auftakt der Konzession, die 40 Jahre gelten soll, einmalig acht Millionen Euro "à fonds perdu", also ohne Aussicht auf Gegenleistung oder Rückerstattung, zu bezahlen. Auch der Pachtzins war dem Konzern nach Angaben des städtischen Tourismusdezernenten Álvaro Gijón zu hoch.
Mit dem vorläufigen Baustopp will die Stadt Palma, ohnehin tief in den roten Zahlen, ihre Schuldenlast nicht um weitere 32 Millionen Euro erhöhen. "Eine weitere Verschuldung ohne Aussicht auf Geschäftstätigkeit im Kongresszentrum wäre politisch unverantwortlich", sagte Gijón.
Die Opposition im Rathaus sprach von einem Fiasko und forderte den Rücktritt des Planungsdezernenten Sebastià Sansó. Unter seiner Ägide seien die beiden Ausschreibungsverfahren grandios gescheitert.
Säuerlich zeigte sich auch Palmas Bürgermeister Mateo Isern. "Ich vermisse das Interesse der mallorquinischen Tourismusindustrie." Mehr als 15 Jahre habe der Sektor einen modernen Tourismuspalast gefordert, gerade auch, um den Wintertourismus zu fördern, und nun gebe es so gut wie keine Unternehmen, die sich - angesichts der derzeitigen Wirtschaftskrise allerdings verständlich - einbringen möchten, sagte Isern.
Der Bau des Kongresspalastes stand im Rückblick von Anfang an unter keinem guten Stern. 2008, als der erste Spatenstich erfolgte, hatte sich ein Konsortium aus fünf Inselunternehmen gegen einen Konkurrenten aus Madrid durchgesetzt. Das Konzessionsquintett schmolz wie Schnee in der Sonne auf einen, Hoteles Barceló, zusammen. Der Hotelkonzern stieg jedoch 2009 aus dem Projekt aus. Die gesamte finanzielle Konstruktion des 120-Millionen-Euro-Projekts aus öffentlichen und privaten Mitteln fiel in sich zusammen. Ganz zu schweigen von den Planungsfehlern wider das Baurecht, die mühsam ausgebügelt werden mussten.
Jetzt ist wieder einmal völlig offen, wie es weitergeht. Und ob es überhaupt weitergeht. Dezernent Gijón hofft indes, in naher Zukunft ein neues, das dritte, Ausschreibungsverfahren zur Suche eines Betreibers auf den Weg zu bringen. Einig sind sich alle darin, dass eine Bauruine in erster Linie vor der Stadt fatal wäre.