Ungeziefer, Rindenstücke und kleine Zweige fallen mit den Mandeln zu Boden, wenn die Erntehelfer mit ihren Eisenstangen den Baum bearbeiten und die Ernte herunterschütteln. Bauer Biel Torrens und seine Helfer bleiben auf Abstand, um nichts davon in den Kragen zu bekommen. Ganz erfolgreich sind sie damit nicht, selbst Beobachter in einigen Metern Entfernung kratzen sich unter dem Hemd.
Mücken und andere Insekten fühlen sich vom Körperschweiß in der Septembersonne magisch angezogen, wenn es darum geht, die grünen Auffangnetze zusammenzuraffen und die Mandeln in weiße Baumwollsäcke zu kippen.
"Als Nächstes müssen die Zweige und Blätter maschinell von den Mandeln getrennt werden", sagt Biel Torrens. Darum kümmern sich die Profis von der Landwirtschaftskooperative Camp Mallorquí in Consell oder von der kommerziellen Firma Mallorca Fruits, die auf der Insel das Marketing in Sachen Mandeln dominiert. Erst nach dem Trennvorgang kann es ans Schälen und Abpacken gehen, das heutzutage ebenfalls maschinell erledigt wird. Selbst die Helfer und ihre Eisenstangen lassen sich durch einen motorisierten Baumrüttler ersetzten. "Allerdings ist die Tagesmiete dafür so hoch, dass unter Umständen der gesamte Ernteertrag verloren geht", meint Biel Torrens.
In diesem Jahr können sich der Vorsitzende von Mallorcas Bauernverband Unió de Pagesos und seine Kollegen allerdings nicht so lautstark beklagen wie sonst. Mit Erzeugerpreisen von über sechs Euro pro Kilo geschälte Mandeln sind die Produktionskosten von fünf Euro abgedeckt, da eine erhöhte Nachfrage in Schwellenländern wie China und Indien die Preise nach oben treibt, während die Ausbeute in Kalifornien recht mager ausfällt.
Das ist nicht immer der Fall, weswegen viele Bauern und Finca-Besitzer die Ernte in schlechten Jahren lieber hängen lassen. Die Verwertung der abfallenden Früchte übernehmen dann Schweine der mallorquinischen Rasse "Porc Negre". "Sie sind ideal an die Inselbedingungen angepasst und können die Schale mit ihren Zähnen knacken", so Biel Torrens. Das sei immer noch besser, als die Mandeln im Schnitt für 2,10 Euro das Kilo zu verhökern (wie 2008 bis 2012) und dabei auf die gesamte Landwirtschaft der Balearen gerechnet etwa zwei Millionen Euro pro Jahr draufzuzahlen.
Kosten entstehen nämlich nicht nur fürs Einbringen, Knacken und Abpacken, sondern auch für das Pflügen und Düngen mit dem Traktor, das Unkrautjäten oder für Bewässerung. "Die Zeiten, als sich der Bauer von der Mandelernte ein Auto oder ein Stück Land kaufen konnte, sind spätestens seit den 80ern vorbei", so der wehmütige Rückblick von Landwirtschaftsfunktionär Torrens.
Eine Situation, die langfristig sogar die viel gerühmte Mandelblüte gefährdet, da vernachlässigte Bäume schon nach drei bis vier Jahren absterben können. Teilweise werden sie aus Gründen der EU-Subventionspolitik auch ganz herausgerissen. "Die Anbaufläche hat sich im neuen Jahrtausend von 30.000 auf 15.000 Hektar halbiert", schätzt Biel Torrens. Schwierig sei die Lage auch deswegen, weil Spanien mit der Auszahlung der EU-Subventionen von zirka 240 Euro pro Hektar um Jahre im Rückstand ist.
Beim Verbraucher komme von alledem nur wenig an, glaubt Biel Torrens. Die von Gourmets und Zuckerbäckern wegen ihres Aromas und Ölgehalts geschätzten mallorquinischen Mandeln würden - durchaus legal - teilweise mit anderer Ware gemischt. Inselerzeugnisse in Reinform bekomme man eigentlich nur noch auf Nachfrage oder aus Quellen wie dem Ökomarkt in Palma oder dem Sonntagsmarkt in Santa Maria.