Seinen Montagmorgen beginnt Peter Brieden am Flughafen von Palma. Der 54-jährige Verkaufsberater pendelt seit drei Jahren zwischen Köln und der Insel. Normalerweise nimmt er montags die Germanwings-Maschine um 8.25 Uhr Richtung Flughafen Köln-Bonn. "Da sehe ich oft die gleichen Gesichter", erzählt er, es gebe viele Mallorca-Liebhaber, die am Wochenende auf der Insel leben und werktags in ihrer Heimat arbeiten.
Mit Anbruch des Winterflugplans ist allerdings Schluss mit dem Nomaden-Leben. Im Winter wohnen er und seine Frau in Deutschland, denn pendeln ist nicht mehr möglich, weil keine geeigneten Flugverbindungen mehr bestehen. "Der Flugplan in den kalten Monaten ist wenig pendler-freundlich", sagt Brieden.
Der Winterflugplan tritt am 1. November in Kraft, einige Airlines stellen allerdings ein paar Tage früher oder später um. Rund 200 Flugverbindungen zwischen Deutschland und Mallorca gibt es dann wöchentlich bis Ende März - ein Drittel der Sommerflüge. Das wird auch am Airport deutlich, wo Terminalteile dichtgemacht werden: 23,1 Millionen Passagiere wurden 2014 auf Palmas Flughafen abgefertigt, davon nur 3,5 Millionen von November bis März.
Zur Diskussion um den ganzjährigen Tourismus und die Saisonentzerrung auf Mallorca gehört der Winterflugplan untrennbar hinzu. Denn in diesen Monaten erreichen Touristen, Hausbesitzer und Residenten nur erschwert die Insel. Neben der deutschen weist auch die englischsprachige Inselpresse immer wieder auf die Problematik hin. So kritisierte die MM-Schwesterzeitung Majorca Daily Bulletin jüngst, es gebe keine Winterflüge nach Schottland, und das, obwohl viele Schotten eine Immobilie auf der Insel besäßen.
Aus dem Tourismusministerium der Balearen-Regierung heißt es auf MM-Anfrage dazu: "Die Regierung steht in Kontakt mit den Airlines, um gemeinsame Strategien zur Ausweitung der Winterflugpläne zu erarbeiten." Gleiches gelte auch für die Unterkünfte: Hotels und Fluglinien müssten an einem Strang ziehen und gemeinsame Ideen entwickeln. Palmas Bürgermeister José Hila traf sich jüngst mit dem Generaldirektor der Fluggesellschaft Air Europa, um eine gute Anbindung Mallorcas in der Nebensaison zu gewährleisten. Konkrete Maßnahmen stehen allerdings noch aus.
Die Airlines fahren ihr Flugangebot zwischen Deutschland und der Insel im Winter also stark zurück. Den größten Teil der Winterflüge stellt Air Berlin mit 136 Verbindungen pro Woche. Im Sommer hoben die Flieger 320-mal pro Woche zwischen Mallorca und Deutschland ab, teilt das Unternehmen mit. Zu jeder Jahreszeit ist die Airline Marktführer auf den deutsch-mallorquinischen Strecken. Air Berlin fliegt im Winter Berlin, Köln, Düsseldorf, Friedrichshafen, Karlsruhe/Baden-Baden, Frankfurt, Hannover, Hamburg, Leipzig, München, Nürnberg, Paderborn, Saarbrücken sowie Stuttgart an.
Im Winter verbindet Germania achtmal wöchentlich Bremen, Dresden, Erfurt-Weimar, Friedrichshafen und Münster/Osnabrück mit der Insel. Späte Abflugzeiten sind vor allem auf Urlauber ausgerichtet, die ihren letzten Urlaubstag auf der Insel so auskosten, heißt es aus der Pressestelle. Germanwings hat 26 Verbindungen von Köln, Stuttgart, Berlin, Hamburg, Dortmund, Hannover und Düsseldorf im Flugplan, das sind fünf mehr als im Vorjahreszeitraum. Erstmals wird Mallorca im Winter von der neuen Eurowings, einer Lufthansa-Tochter, ab Wien angeflogen. Lufthansa steuert Mallorca zweimal wöchentlich von Frankfurt und einmal von München aus an.
Tuifly bietet pro Woche 22 Verbindungen, im Sommer waren es 61. Angeflogen werden Frankfurt, Düsseldorf, Hannover, München und Stuttgart, zudem steuert die Airline Hamburg im Winter an.
Die Lowcost-Fluglinie Ryanair hat zwölf Verbindungen im Angebot, in den warmen Monaten waren es 51. Ryanair nimmt Kurs auf die Flughäfen Bremen, Dortmund, Düsseldorf-Weeze, Frankfurt-Hahn, Hamburg, Karlsruhe Baden, Köln und Memmingen, neu ist auch Berlin-Schönefeld im Angebot. Condor steuert Mallorca laut Winterflugplan nicht an.
(aus MM 41/2015)