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„Ohne Touristen läuft es nicht in Santanyí”

Auch Uwe Ochsenknecht genießt den Markt in Santanyi. Die Quarantäne verbrachte er auf Mallorca. | P. Lozano

| Santanyi, Mallorca |

Schmuck, Stickereien, Töpferwaren, Schuhe oder kulinarische Köstlichkeiten wie Wein, Oliven, Käse, Sobrassada und Ensaimadas. Wer auf der Suche nach mallorquinischen Spezialitäten war, wurde auf dem stimmungsvollen Markt von Santanyí garantiert fündig. Zig Stände säumten die herausgeputzten Gässchen bis zur Plaça Major im Zentrum des Dorfes im Südosten Mallorcas. Rund um den Platz brummte das Leben in den zahlreichen Cafés, in den schicken Boutiquen klingelten die Kassen.

Mitte März war mit dem geschäftigen Treiben in dem bei deutschen Urlaubern und Residenten beliebten Ort schlagartig Schluss. Die Geschäfte und Märkte der Insel wurden wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Und auch wenn die Händler knapp zwei Monate später ihre Waren nun wieder feilbieten dürfen, ist vom alten Ambiente bislang nur wenig zu spüren.

Zur Marktpremiere hat nur gut eine Handvoll Obst- und Gemüseverkäufer ihre Stände an der Plaça Major aufgebaut. Wo sich früher Kunden plaudernd um die Auslagen drängten, Waren beschnupperten oder betasteten, stehen nun gelbe Plastikbarrieren mit rot-weißen Absperrbändern, um den geforderten Sicherheitsabstand zu den Verkäufern zu gewährleisten. Wer etwas einkaufen will, muss einzeln an den Stand herantreten, wird von den Händlern mit Maske und Handschuhen bedient.

Die Nachfrage an diesem Mittwoch bleibt bescheiden, auch ohne Sicherheitsbarrieren müsste wohl niemand fürchten, dass ihm jemand anders zu nahe kommt. Manch einer zieht es vor, das verschlafene Treiben von einem der wenigen geöffneten Cafés aus zu beäugen, oder bleibt ein Weilchen auf der Plaça stehen, um einen kleinen Schwatz mit einem Bekannten zu halten. So auch die Frankfurterin Aphrodite Baumann, die seit zwei Jahren in Porreres lebt und in einem Dekoladen in Santanyí arbeitet. "Normalerweise ist es total voll im Geschäft, zurzeit haben wir wenige oder keine Kunden. Alle hoffen auf die Ankunft der Touristen", erzählt sie.

"Es ist katastrophal für uns", sagt auch Cati Valera, die schon seit 39 Jahren Obst und Gemüse aus Manacor in Santanyí verkauft. Auf den Märkten in Felanitx und Portopetro sei die Situation ganz ähnlich, berichtet sie. Gut 800 Euro Jahresmiete hat sie für ihren Stand bereits bezahlt und hofft auf eine Ermäßigung für das kommende Jahr. "Wir warten auf die Öffnung des Flughafens und die Ankunft der Urlauber", seufzt Filius Juan José inbrünstig, der ihr auf dem Markt unter die Arme greift.

"Ohne Touristen läuft es gar nicht", betont auch Toni García, der wenige Meter entfernt, genau wie schon seine Oma, Bananen, Weintrauben, Aprikosen und Kirschen feilbietet. Viel zu tun hat er an diesem Morgen nicht. Vor der Coronakrise besserte er seine Einnahmen durch Bestellungen von Hotels auf, auch diese fallen nun weg.

Nur einer schert aus dem tristen Tenor der Marktleute aus. "Für mich ist die Situation kein Problem", sagt der einzige Blumenhändler vor Ort, der seit 20 Jahren seine Pflanzen in Santanyí verkauft. Nur mit dem Import aus Holland hapert es zurzeit. "Angst habe ich nicht. Ich bin Moslem und bete jeden Tag. Ich sterbe, wenn Allah es will, ob an Corona oder nicht", betont er.

Auch ein prominenter Wahl-Mallorquiner huscht an diesem Tag über den Markt. Schauspieler Uwe Ochsenknecht hat die Corona-Pandemie auf der Insel erlebt. "Die Restriktionen waren streng", sagt er, sieht aber auch einen Vorteil: "Ich glaube, dass man sich hier in den kleinen Dörfern weniger schnell anstecken kann als in Deutschland", meint er.

Zusammen mit Architekt Hans-Peter Oehm betreibt Ochsenknecht seit knapp drei Jahren die Musikkneipe Sa Cova direkt an der Plaça Major, tritt dort von Zeit zu Zeit auch selber auf. Wie viele andere Bars und Cafés ist auch Sa Cova zurzeit noch geschlossen. "Ich werde aufmachen, sobald die Urlauber wiederkommen. Wir freuen uns schon sehr auf den Juli", sagt der 64-Jährige, lächelt und entschwindet in einem der umliegenden Gässchen.

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