Eigentlich verfügt das Boutique-Hotel „Can Alomar” in Mallorcas Inselhauptstadt Palma lediglich über vier Etagen. Wer vom höchsten Stockwerk um sich schaut, erblickt ein weiteres: einen begehbaren Wachturm aus dem 17. Jahrhundert. Von dort oben schauen die Aufsteiger auf die Kathedrale La Seu, die in Kiefern eingebettete Burg Castell de Bellver – und den Outdoor-Pool des Hotels weiter unten. Am Wasser lässt sich genauso gut verweilen wie in einem der zwei Stühle, die gerade so in den Turm passen.
Das Can Alomar ist eines von gut 120 Hotels, die nach Angaben des hiesigen Hotelverbandes Fehm im Winter auf Mallorca geöffnet haben. Es handelt sich dabei um diejenigen Herbergen, die bei der Organisation registriert sind. Dazu zählen insgesamt 840 Häuser mit mehr als 200.000 Betten, so dass der Verband derzeit 15 Prozent offene Übernachtungsbetriebe zählt. Die eigentliche Zahl dürfte höher liegen: Auf der Insel gibt es etwa 200 weitere unabhängige Hotels und Appartement-Anlagen.
Die touristische Sommersaison auf Mallorca beginnt frühstens an Ostern und endet in der Regel Ende Oktober. In diesem Sommer waren 85 Prozent der Fehm angeschlossenen Hotels geöffnet. Vor Corona empfingen üblicherweise nahezu 100 Prozent Gäste. Auf der Insel gibt es Hotels, die seit Beginn der Pandemie und damit seit beinahe zwei Jahren nicht geöffnet haben. Das Hotel „Roc Linda”, das sich im stets belebten Can Pastilla und in unmittelbarer Nähe zum Flughafen befindet, ist eines davon.
Wie Fehm mitteilt, gibt es derzeit besonders viele geöffnete Herbergen in Palma. Dort sind es mehr als 60. An zweiter Stelle folgt die Playa de Palma mit 14. Im Inselosten, in Capdepera, sind es elf. Sóller etwa hat fünf geöffnete Etablissements anzubieten, in Pollença sind es vier, in Peguera zwei sowie in Cala Millor eins.
Wer im Can Alomar am Passeig des Born, fünf Sterne, eine Nacht verbringen möchte, zahlt im Deluxe-Zimmer 250 Euro mit Frühstück. Es ist die niedrigste von drei Kategorien, für die höchste, eine Suite, muss man 500 Euro bezahlen. Im Sommer kostet sie bis zu 900 Euro. Über 16 Zimmer insgesamt verfügt das Luxushotel. Für ein Abendessen im angegliederten Restaurant mit Terrasse und peruanisch-japanisch-mediterraner Fusionküche zahlen Kunden etwa 60 Euro.
Managerin Julia Mondejar sagt, dass sich derzeit 30 Mitarbeiter um das Wohl der Gäste kümmern. Zu Silvester sei die Herberge nahezu ausgebucht. Gäste kommen zum Shoppen, für Ausflüge und zum Essengehen. Mondejar erzählt, dass das Can Alomar seit Corona nur während des Lockdowns im Frühjahr des vergangenen Jahres geschlossen hatte. Es gehört zu der Kette „It Mallorca Unique Spaces“, die vier Häuser in Palma sowie eines in Pollença besitzt.
Einen Stern weniger führt das Hotel „Lluna Aqua” in Sóller – und spricht einen anderen Typ Mallorca-Besucher an. Es befindet sich am Carrer de sa Lluna, wenige Schritte entfernt von der Plaça de la Constitució, über die Kellner laufen, um in den Cafés Organgensaft und „Café con leche“ zu servieren.
Lourdes Terrasa ist Rezeptionistin des Lluna Aqua und sagt, dass die Hotelgäste besonders gerne spazieren oder wandern gehen. Sóller, das sich im Tramuntana-Gebirge befindet, ist Ausgangspunkt vieler Routen. Und der Winter ist Wanderzeit auf Mallorca.
Doch Ausflügler mit ganz großen und dicken Rucksäcken sieht Lourdes Terrasa weniger. „Unsere Gäste gehen es oft gemütlich an.“ Sie kämen aus Deutschland, Frankreich, Spanien und Großbritannien und schätzten, schnell Valldemossa zu erreichen. Auch die Kathedrale von Sóller oder eine Fahrt mit dem „Roten Blitz“ fasziniere sie.
Derzeit sind elf von 14 Zimmern belegt, vier verschiedene Typen hat das Lluna Aqua. Eine Junior Suite inklusive Frühstück gibt es für 113 Euro, ein Doppelzimmer Premium für 85 Euro. Die Preise schwanken, sagt Terrasa, die eine von vier Mitarbeitern ist. „Es kommt darauf an, wie sehr das Haus nachgefragt ist.”
Wer das Hotel betritt, dem fallen zehn unterschiedlich geformte Vogelkäfige mit offenen Türchen auf, die an der Wand hinter der Rezeption hängen. In ihnen sind nicht etwa Tiere untergebracht, sondern ist Wolle befestigt, die Wolken darstellen soll – ein Werk des Künstlers Velcha Velchev.
Die Stufen der Treppe dieses ehemaligen Wohnhauses aus dem 19. Jahrhundert bilden mit ihren Farben Rot und Gelb die Flagge Spaniens ab. Ein älteres Klavier steht ein Stockwerk höher und komplettiert gemeinsam mit antiken Küchenmöbeln den Retro-Stil.
Vom Lluna Aqua aus sind Bergrücken zu sehen – Meerblick hingegen haben manche Wohnungen des „Posidonia” in Colònia de Sant Jordi zu bieten. Die Appartement-Anlage im Südosten der Insel verfügt über 15 Wohnungen für insgesamt 75 Gäste. Betreiberin des Hauses ist Apolonia Bonet. Sie sagt, dass über Weihnachten die Hälfte der Kapazität belegt gewesen sei. Bonet, halb Schweizerin, halb Mallorquinerin, sagt, dass fünf Wohnungen vermietet sein müssten, damit sich der Betrieb lohnt.
Sie hatte gehofft, dass diesen Winter mehr Gäste anreisen würden. „Wegen der Omikronvariante gab es viele Stornierungen”, sagt Apolonia Bonet. Andere Gäste hätten ihren Urlaub immerhin nicht gecancelt, sondern verschoben. Bonet schließt nicht aus, dass ihr Haus in den nächsten Wochen doch noch pausieren muss.
Derzeit sei es sehr ruhig in Colònia de Sant Jordi. „Zum Glück haben ein paar Restaurants in der Nähe auf, so dass meine Gäste Anlaufpunkte haben.“ Apolonia Bonet hofft, dass von Februar an wieder mehr Urlauber kommen. Es ist der zweite Winter in Folge, den das Hotel geöffnet hat. Seit 2019 ist es in Betrieb, in der Hotelbranche ist die 44-jährige Bonet schon länger tätig: seit 25 Jahren.
Die Urlauber, die nun da sind, seien Rentner sowie Familien aus Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz. Eine achtköpfige Gruppe wollte letztens im Posidonia Urlaub machen. Zwei von ihnen infizierten sich kurz vorher mit Corona, und somit trat keiner die Reise an.