Wer richtig reich ist, begibt sich seit geraumer Zeit nicht mehr nur nach Dubai, auf die Insel Mykonos oder nach Marbella, Cannes oder Sardinien, sondern mit steigender Tendenz auch nach Mallorca. Für das Jahr 2024 wird mit einer Zunahme von zehn Prozent in diesem äußerst begehrten Segment gerechnet. Der Verband Essentially Mallorca, der immerhin 53 in dieser Branche verortete Unternehmen aus dem Hotel-, Restaurant-, Yacht- oder Golf-Bereich vertritt, ist sich in dieser Hinsicht ziemlich sicher. Er schielt auf Touristen, die im Schnitt zehnmal mehr Geld am Tag ausgeben als ohnehin schon nicht ganz arme Otto-Normalurlauber. „Die Rede ist von 2000 bis 2500 Euro”, so eine Sprecherin von Essentially Mallorca.
Laut dem Verband spielte die Einrichtung einer Direktverbindung zwischen New York und Palma in den wärmeren Monaten eine entscheidende Rolle bei der Ausweitung des Luxussegments. Um dieses noch zu vergrößern, wolle man reiche Gäste künftig nicht nur weiter aus den Vereinigten Staaten und Kanada, sondern auch aus Ländern wie Mexiko, Brasilien, China, Südkorea und Japan auf die Insel locken.
Auch der Hotelierverband Fehm ist sich der Bedeutung des Highend-Bereiches vollauf bewusst: Den Weg geebnet dafür habe der Bau von zahlreichen Boutique-Hotels in den vergangenen zehn bis zwölf Jahren, so Sprecherin Maria Durán gegenüber MM. Die Infrastruktur für solche sehr solventen Urlauber sei halt vorhanden. Und sie werde noch größer: Im neuen Jahr stehen laut Fehm noch einige Eröffnungen wie die des laut Experten spanienweit besten Hotels Four-Seasons-Formentor und des für 90 Millionen Euro umgebauten Punta Negra an der Costa d’en Blanes an.
Der anspruchsvollen Klientel stehen jenseits von Palma bereits jetzt Edel-Häuser wie das Hotel Castell Son Claret von Milliardär Klaus-Michel Kühne, das Belmond La Residencia im spektakulär gelegenen Bilderbuchdorf Deià, das Cap Rocat an der Costa d’en Blanes, das Cap Vermell Gran Hotel bei Canyamel oder das ehrwürdige St. Regis Mardavall Resort zur Verfügung. Hinzu kommen noch etliche weitere Edel-Herbergen überall auf der Insel, etwa das erst im vergangenen Jahr eingeweihte Strandhotel Ikos in Portocolom, das Iberostar Grand Portals Nous oder das unter Deutschen allseits bekannte Sheraton Mallorca Arabella Golf Hotel.
Diese Herbergen zu bezahlen, ist für eine Highend-Klientel nicht das geringste Problem. Laut der Stiftung Turisme Palma De Mallorca 365 können solche Leute für eine Kurzreise zur Insel spielend 6000 bis 15.000 Euro ausgeben. Das Geld, das mit vollen Händen auf den Inseln ausgegeben werde, wirke sich grundsätzlich positiv auf die allgemeine Wirtschaftsentwicklung aus, so Pedro Homar, der Chef der „Fundación”. Die Reisen der Reichen in Privat-Jets würden von speziellen Agenturen wie Presstour, Truly Spain, Pangea The Travel Store oder Anyway organisiert.
Wobei sich auch jenseits vom Superluxushimmel, also im Komfortbereich der Normalos, in den vergangenen Jahren viel auf Mallorca getan hat: „Verglichen mit 1993 gibt es aktuell fünfmal so viele Betten in Vier- und Fünfsternehotels”, weiß María Durán von Fehm. „Das ist eine Steigerung des Anteils von zwölf auf 70 Prozent.” Im Jahr 2012 habe dieser bereits bei 33 Prozent gelegen.
Einher geht diese Entwicklung mit der zunehmenden Entzerrung der Urlaubssaison: „Im Dezember und Januar haben jetzt 20 Prozent der Hotels geöffnet, ein Prozentpunkt mehr als im vergangenen Jahr”, sagt María Durán. Für Februar wird sogar mit 44 Prozent geöffneter Häuser gerechnet, sage und schreibe zwölf Prozent mehr als im Vergleichsmonat des vergangenen Jahres. „Die Kunden sind informierter und entscheiden einfach schneller, als das früher der Fall war.”
Das gilt auch für die absoluten High-End-Touristen, die laut dem Verband Essentially Mallorca derzeit vor allem in Hotels absteigen, die vor März geöffnet haben. „Für sie gilt eine viel längere Saison”, so die Sprecherin. Und weil man immer mehr Menschen aus diesem Segment auf die Insel locken möchte, will der Verband Essentially Mallorca eigenen Angaben zufolge eine Studie erarbeiten, die Aufschluss darüber geben soll, wie stark die Highend-Touristen die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt auf der Insel beeinflussen. Es ist geplant, die Studie zusammen mit der Agentur für strategische Tourismusentwicklung der Balearen Aetib zu entwickeln. Man will sich schließlich mit genauer Berechnung Zielen wie Marbella oder Mykonos annähern.