Die Massifizierung hat Einwohner eines Bilderbuchdorfes auf Menorca, der Nachbarinsel von Mallorca, zu einer drastischen Entscheidung gebracht. Eine Organisation, welche die 195 Hauseigentümer des Weilers Binibeca Vell repräsentiert, will Touristen nur noch zwischen 11 und 20 Uhr sehen. Die Behörden hätten es versäumt, Vorschriften einzuführen, welche das Wohlbefinden der Bewohner gewährleisten, so die Begründung laut spanischen Medien. Die Maßnahme gelte bereits seit Anfang Mai.
Bei dem Dorf handele es sich um ein Privatgrundstück, daher sollte die Privatsphäre der Nachbarn respektiert werden, hieß es zur Begründung. Touristen werden dazu aufgerufen, "die Häuser nicht zu betreten“ oder „Treppen und Balkone zu besteigen“.
Das Dorf Binibeca Vell an der Südspitze der Insel ist die Nachbildung eines authentischen Fischerdorfes aus den 60er Jahren. Mit seinen weiß getünchten Häusern und kopfsteingepflasterten Straßen gilt es als das Mykonos Menorcas. Rund 800.000 Touristen verschlägt es jährlich in die labyrinthähnlichen Gassen, heißt es auf dem Tourismusportal des Dorfes.
Sollten die Behörden weiterhin nichts unternehmen, denken die Dorfbewohner auch darüber nach, Binibeca Vell gänzlich für Urlauber zu schließen. Eine Entscheidung dazu soll im August getroffen werden. Da es sich um Privatbesitz handelt, hätten die Einheimischen das Recht dazu, wie auch die Leiterin der Tourismusabteilung der menorquinischen Regierung laut El Diario bestätigt. Das Dorf könnte dann nur noch von der Küste aus besichtigt werden, ein Spaziergang zwischen den Gassen wäre jedoch nicht mehr möglich.