Auch ein scheinbares (Urlaubs-)Paradies wie Mallorca ist vom Klimawandel, Massentourismus und steigenden Preisen betroffen. Das zumindest berichten deutschsprachige und spanische Medien beinahe täglich. MM wollte daher bei einer Straßenumfrage in Palma von Mallorca-Urlaubern und Residenten erfahren, wie sie den Wandel der Insel persönlich erleben.
Unweit der wohl schicksten Flanierstraße der Balearen-Hauptstadt, dem Paseo del Borne, waren Sascha Gienke und Nicole Siebenbrodt aus Hamburg unterwegs. Gienke sagte: „Ich komme regelmäßig seit zwölf Jahren zum Urlaub auf die Insel und die Preise haben in dem Zeitraum extrem angezogen. Wie wir gehört haben, will man hier den Sauftourismus bekämpfen. Das wiederum könnte erklären, warum so viele Restaurants im höherklassigen Segment aufgemacht und sich hier etabliert haben.” Seine Freundin fügte dem hinzu: „Ja, nicht nur das Essen ist in den vergangenen Jahren viel teurer geworden, auch die Immobilienpreise haben zugelegt. Wir haben immer wieder einmal damit geliebäugelt, uns hier für die Zukunft eine Ferienwohnung anzuschaffen. Doch würde sich dieses Vorhaben bei den momentanen Preisen sehr schwierig gestalten.”
"Die Einheimischen sind nach wie vor freundlich"
Einen Steinwurf entfernt war an diesem leicht verregneten Wochentag die aus Münster angereiste Monja Pothast in der Avenida Jaime III. unterwegs. „Ja, es hat sich vieles verändert, die Stadt ist von meinem Eindruck her schnelllebiger und hektischer geworden”, so die Deutsche. „Darüber hinaus fällt mir auf, dass es früher viel mehr Familienbetriebe, also Geschäfte oder von Familien geführte Restaurants gab. Diese scheinen ausgestorben zu sein. Stattdessen gibt es einzelne Inhaber von Restaurantketten, die unter einem Namen eine Vielzahl von Lokalen führen”, beobachtete Pothast. „Ob diese Entwicklung so gut ist, kann ich nicht einschätzen.
Doch die Einheimischen sind nach wie vor freundlich. Wenn man versucht ihre Sprache zu sprechen, wird das sehr honoriert. Das erfahre ich sogar trotz meiner miserablen Spanischgrammatikkenntnisse am eigenen Leib”, so das Fazit der Urlauberin.
Aus Eichstätt sind Horst und Anke Regensburger angereist, um sich einige Tage auf der Insel zu erholen. Das Paar aus Oberbayern sagte: „Wir können die Entwicklungen auf der Insel nicht so gut beurteilen, da wir erst das dritte Mal auf Mallorca sind. Unsere erste Begegnung mit der Ferieninsel war 2023. Uns fällt jedoch auf, dass es im Vergleich zu Deutschland hier viel ruhiger, langsamer und weniger hektisch zugeht.” Die beiden Deutschen erklärten, dass sie es bevorzugen, stets im Februar oder März auf die Baleareninsel zu kommen. „Zu der Jahreszeit ist wenig los, was wir als angenehm empfinden. In diesem Jahr sind wir in Cala Ratjada, was komplett anders ist als Peguera, wo wir 2024 waren und welches sich komplett in deutscher Hand befindet.”
Mit einem Fahrradhelm auf dem Kopf und im Trainingstrikot war Felix Jeckl aus Kaiserslautern in den Straßen von Palma auf seinem Rennrad unterwegs. Während einer kurzen Pause fand er einige Minuten Zeit, um mit dem MM-Reporter zu plaudern. „Die Preise sind im Laufe der Zeit etwas höher geworden. Doch insbesondere fällt mir als Radfahrer, der im Tramuntana-Gebirge trainiert, auf, dass das Verhalten der Autofahrer sich zum Negativen hin verändert hat. Das heißt konkret, es ist weniger Toleranz, Akzeptanz und Rücksichtnahme Radfahrern gegenüber gegeben”, so der Hobbysportler.
"Die Einheimischen müssen beinah auf der Straße leben"
Aus Luxemburg ist Syliva Klaas auf die Sonneninsel angereist und sagte: „Ich bin schon seit 30 Jahren Teilzeitresidentin auf Mallorca und habe ein Ferienhaus hier. Die Insel hat sich zum Teil sehr zum Positiven entwickelt. Zugleich gibt es auch eine nicht so erfreuliche Entwicklung. Die Preise sind sehr gestiegen, doch im Vergleich zu Luxemburg ist Essengehen oder einkaufen immer noch billiger”, so die Touristin. „Erschreckend und problematisch ist die Situation auf dem Wohnungsmarkt. Viele Immobilien werden von finanziell gut situierten Ausländern aufgekauft, und die Einheimischen müssen beinah auf der Straße leben. Nach wie vor empfinde ich bei meinen Besuchen jedoch, dass die spanische Bevölkerung sehr freundlich und aufgeschlossen ist.”
Carsten Golombek aus Hamburg war ebenfalls in der Einkaufsstraße Avenida Jaime III unterwegs, wo er sich die Schaufenster der noblen Geschäfte ansah, als der MM-Reporter ihm begegnete. „Ich komme seit geraumer Zeit ungefähr 14-Mal im Laufe des Jahres auf die Insel und vieles hat sich stark verändert. Mir fällt auf, dass an der Playa de Palma und in Arenal die günstigen Hotels verschwinden und es stattdessen beinahe nur noch Luxushotels gibt”, sagte der Hanseat. „Vor kurzem saß ich mit einem Rentner-Ehepaar beim Essen in einem Hotel.
Die beiden Senioren erklärten mir in einem bitteren Tonfall, dass dieses die letzte Absteige sei, die sie sich finanziell überhaupt noch leisten können. Würden die Preise weiterhin steigen, wäre bei ihnen vom Budget her kein Mallorca-Urlaub mehr drin.” Auch in Bezug auf die Preislisten auf den Speisekarten der Insellokale gäbe es Änderungen. „Das Essen wird immer teurer”, stellte Golombek fest. „Daher gehe ich zumeist in ein Restaurant der Kette Block House essen. Da kostet mich das Steak genauso viel wie in Hamburg.”
Aus Dinklage rauf auf die Insel
Aus dem niedersächsischen Dinklage hat es Silvia und Arnold Hugo-Westendorf auf die Insel verschlagen. Das Ehepaar, das zwei bis dreimal im Jahr auf die Insel fliegt, sagte: „Wir haben stets Urlaub an der Playa de Palma gemacht und haben gerade festgestellt, dass die Mauer am Ballermann plötzlich nicht mehr da war. Das ist wirklich schade. Oftmals haben wir darauf gesessen und einfach nur die untergehende Sonne betrachtet.” Trotz des schlechten Wetters im diesjährigen Urlaub versuchte das Paar so gut wie möglich die Zeit auf der Insel zu nutzen. „Wir haben zwar gehofft, dass die Sonne häufiger herauskommt. Da es nun ja doch einige Regentage gab, haben wir umgeplant. Statt die meiste Zeit am Ballermann zu verbringen, haben wir uns ein Auto gemietet und kleinere Buchten erkundet. Zudem waren wir in Alcúdia, was wir bislang noch nicht kannten.”
Unweit der beliebten Bar Bosch im Herzen der Altstadt gingen die beiden Britinnen Janine Badger aus Manchester und Carolyn Marston aus Brighton spazieren. Zur freudigen Überraschung des MM-Reporters antworteten die Damen auf seine Fragen in beinahe perfektem Deutsch, indem sie sagten: „Wir sind keine Urlauberinnen, sondern Residentinnen. Das ist daher nicht ganz ohne Komplikationen, da Großbritannien nicht dem Schengen-Raum angehört.” Die Insel habe sich in den Augen der beiden Frauen stark verändert.
„Die Preise sind extrem in die Höhe geklettert und seit zwei Jahren ungefähr kommen mir die Menschen viel verschlossener vor und sind weniger freundlich. Freunde und Bekannte aus England wollen uns nicht mehr besuchen kommen. Nicht etwa, weil sie Angst hätten, sondern weil sie sich auf der Insel unwohl und nicht mehr willkommen fühlten.” In Bezug auf die Freundlichkeit und Offenheit der Einheimischen gebe es regionale Unterschiede, konstatierten die Engländerinnen. „Von Palmanova und Magaluf höre ich leider überhaupt nichts Gutes mehr. Wir beide hingegen wohnen in Pollença, da ist die Situation komplett anders und die Bewohner sind nach wie vor sehr herzlich.”