Der Flughafen Palma de Mallorca empfängt jedes Jahr Millionen von Urlaubern – viele davon mit reichlich Handgepäck. Doch wer künftig mit Koffern, Duty-Free-Tüten oder Kleinkindern durch die Terminals navigieren muss, braucht gute Kondition: Die Betreibergesellschaft Aena hat alle Gepäckwagen auf der sogenannten Luftseite, also hinter der Sicherheitskontrolle, ersatzlos abgeschafft. Die Maßnahme trifft Passagiere und Personal gleichermaßen – und sorgt in den Abflugterminals Son Sant Joan für zunehmenden Unmut.
Plötzlich ohne Unterstützung
Die Entscheidung wurde kurz vor Beginn der Oster- und Sommersaison getroffen – und zwar einseitig, in Zusammenarbeit mit dem privaten Dienstleister Adelte. Die Flughafenmitarbeiter sehen darin eine reine Sparmaßnahme. Gleichzeitig laufen im Terminal umfangreiche Bau- und Sanierungsarbeiten, die die Wege zwischen den Gates zusätzlich verlängern. Wer etwa vom Modul C zur Gepäckausgabe muss, legt laut Mitarbeitenden rund einen Kilometer zu Fuß zurück – bislang halfen dabei die Trolleys. Jetzt bleibt den Reisenden nur noch, ihr Gepäck selbst zu tragen. Besonders belastend ist das für ältere Menschen, Familien mit kleinen Kindern und Passagiere mit Mobilitätseinschränkungen.
Weniger Service, mehr Aufwand
Nicht nur der Komfort leidet. Auch wirtschaftlich könnte sich der Schritt als Bumerang erweisen. Mitarbeiter vor Ort warnen vor negativen Auswirkungen auf das Einkaufserlebnis: Wer mit mehreren Taschen unterwegs ist, wird sich zweimal überlegen, ob er noch im Duty-Free-Shop zugreift. Auch bei der Pünktlichkeit sehen die Beschäftigten Probleme voraus: Wer schwer beladen ist, braucht länger zum Gate – mögliche Verspätungen nicht ausgeschlossen. Gleichzeitig wächst der Bedarf an Hilfe durch Rollstühle oder Bodenpersonal, was an anderer Stelle zusätzliche Kosten verursachen könnte.
Personalabbau befürchtet
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bisher für die Verteilung der Gepäckwagen zuständig waren, hat die Maßnahme direkte Folgen. „Wenn es keine Wagen mehr gibt, wird das Unternehmen wohl einige von uns entlassen müssen“, heißt es aus dem betroffenen Team. Die Flughafenmitarbeiter fordern die Rücknahme der Entscheidung und rufen Passagiere auf, formelle Beschwerden bei Aena einzureichen. Es gehe um mehr als nur ein paar Gepäckstücke – es gehe um den Anspruch an eine Infrastruktur, die Millionen Reisende jährlich bedienen muss.
Protest in Vorbereitung
Noch hat Aena nicht auf die Kritik reagiert. Die Gewerkschaften kündigen jedoch bereits Protestmaßnahmen an, sollte die Entscheidung nicht zurückgenommen werden. Auch ein Streik steht im Raum. Für das Personal ist die Sache klar: Wer an einem internationalen Flughafen den letzten Rest Service einspart, riskiert nicht nur schlechte Bewertungen, sondern auch langfristige Imageschäden. Der Ärger über die verschwundenen Gepäckwagen dürfte in Palma also noch länger zu spüren sein.