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Proteste gegen Massentourismus in Mallorcas Orangental wachsen

"Welcome to Sóllerland": Neue Bürgerinitiative prangerte touristische Überfüllung in Sóller an

Sóller als überbordendes Wimmelbild: Das Dorf wird in der futuristischen Ansicht als von Touristenmassen überrannt dargestellt (o.). „Hier habe ich gespielt”, ist auf dem Schild zu lesen. Der Strand des Kindes ist komplett überfüllt. | Initiative "Welcome to Sóllerland"

| Sóller |

Der Massentourismus hat Sóller und das Orangental erneut an seine Grenzen gebracht. Vor allem in der Osterwoche kam es immer wieder zu kilometerlangen Staus, überfüllten Bussen und vollen Gassen. Zeitweise musste der 800 Meter lange Tunnel zwischen dem Kernort und Port de Sóller sogar geschlossen werden.

Gefühlt seit Monaten beklagen sich Einheimische, dass sie sich in ihrem eigenen Wohnort wie Außenseiter fühlen und die einfachsten Tätigkeiten wie ein Einkauf im Supermarkt oder der Weg zur Arbeit aufgrund der zahlreichen Mietwagen und dem hohen Andrang zur Belastung werden.

Bereits im vergangenen Jahr waren die Proteste in dem bei Urlaubern beliebten Dorf im nordwestlichen Tramuntana-Gebirge lauter geworden. In Form von auffälligen Transparenten mit der Aufschrift „S.O.S Sóller” machten die Einwohner in Gassen, an Wohnhäusern und Restaurants ihren Unmut über den Massentourismus publik und forderten Lösungen seitens der Balearen-Regierung. Passiert ist seitdem laut Anwohnern zu wenig. Die neugeschaffenen Parkplätze außerhalb des Ortskerns sind da als Hilfe allenfalls der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein.

Kein Wunder also, dass die Einwohner nun einen Schritt weitergehen. Vor einigen Tagen ist in den sozialen Netzwerken eine Bürgerinitiative enstanden, die mit Ironie und Kreativität die Folgen des Massentourismus anprangert. Unter dem Namen „Welcome to Sóllerland” wird auf dem gleichnamigen Instagram-Account mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) eine Reihe von potenziellen Szenarien dargestellt, die den überfüllten Ort in der Zukunft zeigen sollen. Es ist ein Appell, endlich konsequent gegen die Massifizierung vorzugehen. Der anonyme Initiator dieser Seite ist derzeit noch unbekannt.

Der erste Post, der mittlerweile viral ging, zeigt den Marktplatz vor der Sant-Bartolomeu-Kirche völlig überfüllt, mit der Fassade des ikonischen Gotteshauses, das kaum noch hinter einer Flut von Touristen und Mietwagen zu erkennen ist. Der bekannte Sóller-Zug platzt aufgrund der vielen Touristen förmlich aus allen Nähten und „überrollt” den Ort.

Ein weiteres Bild stellt eine typische Sommer-Szene am Repic-Strand in Port de Sóller dar, mit einer Menschenmenge, die sich bis zum Wasser erstreckt. Dabei soll das Bild ein Gefühl von Enge erzeugen. Auf einem anderen Bild ist ein mallorquinisches Kind umringt von Badegästen abgebildet. Er hält ein Schild hoch mit der Aufschrift „Ich habe hier gespielt”. Doch aufgrund des hohen Ansturms ist Spielen am Strand fast kaum noch möglich.

Mit diesem provokanten wie nostalgischen Stil will „Welcome to Sóllerland” zur Stimme vieler Einwohner des Orangentals werden. Es ist ein weiterer Hilferuf, endlich gegen den Massentourismus anzukämpfen. Die Kampagne reiht sich damit ein in die aktuelle Debatte über die Grenzen des Tourismus. Ein Einheimischer erklärt: „Selbst wenn die per KI erzeugten Bilder vielleicht etwas übertrieben wirken, sind sie gar nicht mal so weit von der Realität entfernt.”

Die Autorin arbeitet als Guest Relation Managerin in der Hotellerie und 
lebt seit 2017 in Sóller

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