Wer dieser Tage von Deutschland nach Mallorca fliegt, kann im Jet die Ballermann-Sehnsucht vielschichtig erleben. So wie der Verfasser dieser Zeilen am Montag, 26. Mai: Während des nachmittäglichen Flugs von Köln/Bonn in einer Boeing 737 von Ryanair bot sich ihm ein weitgefächertes Kompedium an Verhaltensweisen.
Die "Show" begann schon vor dem Einsteigen, als eine Gruppe muskelbepackter und tätowierter deutsch- und anderssprachiger männlicher Reisender sich an der Bar nahe dem Gate C70 mit Bier betrank und mit Grölgesang begann. Im Flieger ging es dann erst richtig los: Die lauten Passagiere zogen offenbar im Duty-Free-Shop eingekaufte Whisky- oder Likörflaschen aus ihrem Handgepäck, um sie zu leeren. Dauarufhin schritten Stewardessen freundlich, aber bestimmt, ein, und nahmen ihnen diese knall auf fall ab.
Verglichen mit den muskelbepackten Reisenden verhielten sich andere partyvernarrte Insassen des Fliegers geradezu scheu: Einige bleiche Studenten schliefen während des Zweistundenritts, andere machten sich über den Lärm der Muskelbepackten weiter vorne im Jet nachgerade pikiert lustig. Weitere Bierkönig- und Megapark-Freunde unterdrückten ihre Lust, drauflos zu grölen, angesichts des bestimmten Auftretens der Besatzung nur mit Mühe.
Die Normalos versuchten, alles irgendwie zu überstehen
Und drumherum bemühten sich die Normalos, gute Miene zum unangenehmen Spiel zu machen: Großmütter lösten betont konzentriert Kreuzworträtsel, andere taten alles, um den Flug mit geschlossenen Augen zu überstehen, weitere blätterten in mitgebrachten Zeitungen.
Am Ende, als das Sehnsuchtsziel in Reichweite geriet und sich die alkoholseligen Gemüter seelisch auf Toilettengänge vorbereiteten, wurde das Anschnallzeichen angeknipst. Nach der Landung freute sich die Besatzung sichtlich, die Zwei-Stunden-Reise ohne allzu große Probleme über die Bäuhne gebracht. Keine Guardia Civil kam, gewalttätig wurde niemand, gesungen aber durchaus.