Auf Mallorca haben die Tourismus-Debatten im Rahmen der Konferenzen zum Nachhaltigkeitsplans, wie sie im Vorjahr von der balearischen Ministerpräsidentin Marga Prohens initiiert worden waren, ebenso wie die Debatten der Anti- und Pro-Tourismus-Verfechter sowie die populistischen Diskussionen von jeglichem Niveau, einzig dazu geführt: Die diversen Änderungsvorschläge in Sachen Tourismusmanagement, wie sie seit Mitte 2024 vorgebracht wurden, haben sich angesichts der Entwicklungen in Nichts aufgelöst! Und dies trotz der Strategien und gutgemeinten politischen Absichten aller beteiligten Akteure. Man muss feststellen: Es gibt keinerlei Konsens. Jede Seite macht sich für die eigene Sache stark, ohne das Allgemeinwohl im Blick zu haben.
Man kann sagen, dass die Balearen einen weiteren Sommer der Überfüllung und Sättigung erleben werden, wie man dies bereits zu Ostern beobachten konnte. Das Gefühl des Überdrusses bei einem Großteil der Inselbevölkerung wird sich voraussichtlich weiter verstärken. Das Problem des Übertourismus ist nicht auf Mallorca und die Nachbarinseln beschränkt. Es ist weltweit in den am stärksten touristisch nachgefragten Destinationen verbreitet. Paris, Venedig, Amsterdam, London, Berlin, Rom, Athen, New York, Dubrovnik (Kroatien) – ebenso wie Palma und andere Orte – erleben seit dem Ende der Corona-Pandemie dasselbe Problem. Und niemand findet die richtigen Maßnahmen, um den Touristenstrom zu regulieren.
Wie kommt das? Die Globalisierung, die zunehmende Luftverkehrsanbindung, das Internet und die vielen Buchungsplattformen haben das Reisen so populär gemacht, dass dadurch das Gefühl der Überstrapazierung insbesondere in den touristischen Flughäfen sowie bei allen Arten von Dienstleistungen deutlich spürbar ist. Sogar der Mount Everest, der höchste Berg der Welt, verzeichnet in diesem Jahr mehr als 800 Besteigungen. Er ist von Menschenmassen überlaufen, als wäre er ein Freizeitpark.
Es ist sicherlich richtig, dass diese Art von Überfüllung hier auf den Balearen nicht flächendeckend ist, sondern sich auf bestimmte Punkte der Inseln konzentriert. Aus diesem Grunde gibt es Streit zwischen Tourismusbefürwortern und Tourismusgegnern, wenn es um die Frage geht, ob man von einer Verallgemeinerung sprechen kann oder nicht. Auch wenn das Forum des Runden Tisches zum Nachhaltigkeitsplan durch das Aufstehen und Weggehen von so manchen Diskussionsteilnehmern zusehends kleiner wurde, ist nicht von der Hand zu weisen, dass das breite Spektrum der Analysen zu einem eindeutigen Ergebnis kommt: Überfüllung und Saturation existieren sehr wohl! Die Maßnahmen, die dagegen ergriffen werden sollten, liegen hingegen weiter auf Eis. Der Grund: Es mangelt an politischem Mut.
In zwei Jahren stehen Regionalwahlen auf Mallorca und den Nachbarinseln an. Und es scheint, als träte so manche Institution auf die Bremse. Viele Fragen bleiben offen. Es bestehen Befürchtungen vor jenen Konsequenzen, die eine Regulierung etwa der Hotelkapazitäten in den Zwei- und Drei-Sterne-Hotels (viele davon sind veraltet) haben könnte. Das gilt auch für die Bereiche der privaten Ferienvermietung, Mietwagen, Kreuzfahrtschiffe und vor allem bei den Inspektionsdiensten der Rathäuser, die die illegale Ferienvermietung zu bekämpfen haben. Diese Kontrolldienste werden im weiteren Jahresverlauf nach wie vor mit unzureichenden personellen und technischen Mitteln ausgestattet sein. Es bleibt zu hoffen, dass zumindest im Jahr 2026 auf ganz andere Weise gehandelt wird – mutiger und ohne Angst.
Über den Autor
Juan Luis Ruiz Collado war jahrzehntelang Tourismusredakteur und Fremdenverkehrskorrespondent des balearischen Medienverlages Grup Serra, in dem auch das Mallorca Magazin erscheint. Er ist als Beobachter und Analytiker wie kein zweiter mit den Entscheidungsträgern in der Branche sowie mit den politischen Akteuren vernetzt. Aus dem (Un-)Ruhestand heraus veröffentlicht er die wöchentliche Kolumne "El Crisol" (Der Gral) in der Wirtschaftsbeilage „El Económico“ der spanischen Tageszeitung „Ultima Hora".