Palma de Mallorca hat dieser Tage Besuch aus einer anderen Welt – und zwar buchstäblich: "The World", das einzige private Wohnkreuzfahrtschiff des Planeten, hat im Hafen festgemacht. Kein gewöhnlicher Dampfer, sondern eine Art exklusives Hochhaus auf See, in dem nicht Touristen residieren, sondern Eigentümer. 165 an der Zahl. Sie leben hier – ganzjährig oder saisonal – wie andere in einer Penthouse-Wohnung mit wechselnder Skyline. Für drei Tage ruht das schwimmende Jetset-Gebäude nun im Hafen der Inselhauptstadt. Dann geht es weiter nach Peñíscola auf dem spanischen Festland.
Vor der Einfahrt in Palma hat "The World" in der Werft Navantia in Cádiz einen umfassenden Lifting-Prozess durchlaufen. Neue Farben, frischer Glanz – es war eine Art Beauty-OP für ein Schiff, das sowieso aussieht, als wäre es direkt aus einer Hochglanzbroschüre für Superreiche gefallen. Und weil man an Bord nichts dem Zufall überlässt, ist selbst der Reiseverlauf das Ergebnis demokratisch abgestimmter Routenplanung unter den Eignern – ein schwimmendes Parlament der Privilegierten, das über Zielhäfen und Zimmertemperaturen mitentscheidet.
Platz für Geld und Geheimnisse
Wer hier an Bord kommt, hat mehr als nur Fernweh – er oder sie hat mindestens 1,2 Millionen Dollar investiert, um sich ein schwimmendes Zuhause zu sichern. Der Kaufpreis reicht bis zu 7,5 Millionen Dollar. Dazu kommen monatliche Betriebskosten in etwa der Höhe einer spanischen Durchschnittsrente. Dafür erhält man mehr als nur eine edle Kajüte: Studios, Apartments, opulente Wohnlandschaften – alles maßgeschneidert für ein Publikum, das gewohnt ist, sich Dinge nicht erklären zu lassen.
Die Atmosphäre an Bord ist dabei eine Mischung aus Boutique-Hotel, Golfclub und privatem Rückzugsort für Milliardäre. Es gibt ein Spa, mehrere Pools, Designer-Boutiquen, Themenrestaurants und sogar ein Minigolf-Feld. Doch das wahre Gold liegt im Verhältnis zwischen Personal und Gästen: 250 Crewmitglieder kümmern sich um 150 bis 200 Bewohner. Das bedeutet: Mehr Servicekräfte pro Passagier als manche Familienmitglieder pro Erbe. Wer keine eigene Wohnung hat, kann mieten – für schlappe 1200 Dollar am Tag. Trinkgeld nicht inbegriffen.
Megayacht für Weltbürger
Mit seinen 193 Metern Länge und zwölf Decks wirkt „The World“ nicht wie ein Kreuzfahrtriese, sondern wie eine diskrete Gigayacht mit dem Charme eines Luxushotels. Sie ist klein genug, um in Hafenstädten zu ankern, die anderen Schiffen versperrt bleiben – aber groß genug, um selbst den Atlantik in eleganter Ruhe zu durchqueren. Die Zielgruppe: gut situierte Kosmopoliten mittleren Alters aus Europa, Nordamerika und Asien, für die Reisen keine Flucht aus dem Alltag ist, sondern der Alltag selbst.
Abenteuerlust ist dabei ausdrücklich Teil des Programms. Das Schiff steuert jährlich rund 120 Häfen an – von der Arktis bis in die Südsee. Auf Wunsch mit privatem Museumszugang, maßgeschneiderten Ausflügen und Weindegustationen unter Sternenhimmel. Wer möchte, kann auch einfach bleiben, wo er ist: auf dem eigenen Balkon, mit Blick auf das Mittelmeer und der Gewissheit, dass draußen möglicherweise gerade die Welt untergeht – aber drinnen das Glas stets halbvoll ist.
Zwischen Luxus und Loslösung
In Palma bleibt „The World“ bis Mittwoch (11.6.). Dann geht sie wieder auf Kurs – mit dem leisen Sound eines Motors, der so klingt, als wolle er keine Aufmerksamkeit. Das Schiff, das eine Eigentümergesellschaft namens ResidenSea Ltd. betreibt, gleitet weiter über die Weltmeere. Es ist eine Reise ohne Eile, aber mit Stil. Und mit dem unbezahlbaren Gefühl, dass man im Zweifel einfach nie mehr auschecken muss.