Palma de Mallorca, Sonntagnachmittag (15.6.). 30 Grad, Sonnenschein, Menschenmassen auf den Straßen – und ausnahmsweise liegt das nicht am Kreuzfahrtschiff, das gerade angelegt hat. Rund 8000 Mallorquiner ziehen durch die Innenstadt, um gegen den ausufernden Tourismus zu protestieren. Und wer läuft da mittendrin? Zwei Deutsche – mit Schildern. Und zwar nicht „Malle ist nur einmal im Jahr“, sondern: „Solidaridad con vuestra lucha, turistas alemanes“ („Solidarität mit eurem Kampf, deutsche Touristen“).
Auf Spanisch, wohlgemerkt. Und ziemlich eindeutig: „Nein zum gewinnorientierten Tourismus“, hieß es auf dem zweiten Plakat. Die beiden erklärten sich als Urlauber aus Deutschland – und positionierten sich dort, wo man sie eher nicht erwartet hätte: Auf Seiten der wütenden Inselbewohner, die genug haben von teuren Mieten, überfüllten Stränden und dem Gefühl, im eigenen Zuhause nur noch Statist im All-inclusive-Spektakel zu sein.
Ein bisschen Applaus, ein bisschen Misstrauen
Organisiert wurde der Protest von der Plattform „Menys turisme, més vida“ – übersetzt: Weniger Tourismus, mehr Leben. Ein Motto, das offenbar auch außerhalb Mallorcas Anklang findet. Zumindest zögerlich. Im Verlauf der Demo klatschten sogar einige andere Touristen – vorsichtig, fast schuldbewusst.
Ganz ohne Zwischenfälle verlief der Tag allerdings nicht: Auf der Plaza de las Tortugas musste die Polizei eingreifen, nachdem es zu lautstarken Diskussionen mit ausländischen Gästen auf Café-Terrassen gekommen war. Eskaliert ist nichts – doch die Spannung war spürbar.
Ironie des Protests: Selbstkritik in Badeschlappen
Dass ausgerechnet deutsche Urlauber den Protest stützen, dürfte für viele Inselbewohner eine neue Erfahrung gewesen sein – irgendwo zwischen rührend und skurril. Dass sie sich dafür extra spanische Slogans auf die Plakate geschrieben haben, kann man als ironisches Highlight eines ansonsten ernsten Tages betrachten.