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Großkundgebung am Sonntagabend

Massifizierung und Wohnungsnot: Tausende Menschen gehen auf Mallorca auf die Straße

Unter dem Motto "Menys turisme, més vida" ("Weniger Tourismus, mehr Leben") haben sich am frühen Sonntagabend in Palma de Mallorca Tausende Menschen versammelt, um gegen die zunehmende touristische Überlastung Mallorcas und die dramatische Wohnungsnot zu demonstrieren

Szenen der Demo am Sonntagabend auf Palmas Plaça d'Espanya | Foto: A. Sepúlveda

| | Palma, Mallorca |

Unter dem Motto "Menys turisme, més vida" ("Weniger Tourismus, mehr Leben") haben sich am frühen Sonntagabend in Palma de Mallorca Tausende Menschen versammelt, um gegen die zunehmende touristische Überlastung Mallorcas und die dramatische Wohnungsnot zu demonstrieren. Die Protestierenden fordern ein Umdenken im aktuellen Tourismusmodell und machen auf die wachsenden sozialen und ökologischen Probleme der Insel aufmerksam.

Der Protestzug begann um 18 Uhr und führte durch zentrale Straßen der Altstadt und endete auf dem Paseo del Born, wo die Veranstalter ein Manifest verlesen wollten. Aufgerufen zu der Aktion hatte die Plattform "Menys turisme, més vida", der sich rund 90 Organisationen angeschlossen hatten – darunter Umweltverbände wie der GOB sowie Gewerkschaften und soziale Initiativen.

Demos gegen zahlreiche Missstände

Obwohl der Fokus auf der Kritik an der touristischen Überfüllung lag, machten viele Teilnehmende auch auf andere Missstände aufmerksam: Plakate forderten bezahlbaren Wohnraum, grüne T-Shirts signalisierten Protest gegen geplante Kürzungen beim Katalanisch-Unterricht, und palästinensische Flaggen wurden aus Solidarität mit Gaza gezeigt.

Die Demonstration verlief friedlich und in teils festlicher Stimmung – trotz der drückenden Hitze in der Stadt mit bis zu 37 Grad. Beobachter berichten allerdings von einer etwas geringeren Beteiligung im Vergleich zu ähnlichen Protesten im Vorjahr, was möglicherweise ebenfalls an den hohen Temperaturen lag.

Ähnliche Demonstrationen bereits im vergangenen Jahr

Tatsächlich ist es nicht das erste Mal, dass Bürgerinnen und Bürger auf die Straße gehen: Bereits im Sommer 2024 sowie im April dieses Jahres gab es auf Mallorca große Proteste gegen die zunehmende Massifizierung und die Auswirkungen eines Tourismusmodells, das viele als überholt und schädlich empfinden.

Im Manifest beklagen die Organisatoren, dass das touristische Monokulturmodell der Insel langfristig schade. Es habe weder mehr Wohlstand noch soziale Gerechtigkeit gebracht, sondern führe lediglich dazu, dass Reiche reicher würden, während einkommensschwächere Menschen zunehmend von der Insel verdrängt würden.

Soziale Aspekte und zunehmende Umweltbelastung

Neben den sozialen Aspekten wird auch die zunehmende Umweltbelastung kritisiert: Überfüllte und teilweise privatisierte Strände, verschmutzte Gewässer, verstopfte Straßen und geschädigte Posidonia-Wiesen sind längst Realität. Zudem droht eine Verschärfung der Wasserknappheit – viele Brunnen könnten bald austrocknen, was besonders die Landwirtschaft gefährdet.

Mallorca kämpft seit Jahren mit den Folgen des Massentourismus. Die Wohnraumkrise verschärft sich, weil viele Immobilien an Touristinnen und Touristen vermietet oder von Ausländern zeitweise gemietet oder ganz gekauft werden. Gleichzeitig steigen die Lebenshaltungskosten, während viele Einheimische in schlecht bezahlten Saisonjobs arbeiten. Hinzu kommt die Belastung der Infrastruktur, insbesondere in der Hochsaison: überfüllte Busse, Staus auf den Landstraßen, Müllprobleme und eine zunehmende Erosion der natürlichen Ressourcen.

Statt kosmetischer Maßnahmen und symbolischer Politik fordern die Veranstalter tiefgreifende Reformen, die sich an den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung orientieren – und nicht an kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen.

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