Die Drohung stand lange im Raum, nun wird es ernst: Am Montag riefen die Gewerkschaften UGT und CCOO offiziell zum Streik im Gastgewerbe auf. Start ist am 10. Juli – mitten im Mallorca-Sommer, wenn täglich Hunderttausende Touristen auf der Insel landen oder abfliegen. Besonders brisant: Die Zufahrten zum Flughafen Son Sant Joan in Palma sollen sowohl an den Ankunfts- als auch an den Abflugterminals blockiert werden. Wer an diesem Tag reist, könnte im Stau stranden oder seinen Flug verpassen.
Damit greifen die Gewerkschaften gezielt ins Nervenzentrum des Tourismus ein. Neben dem Airport sind auch Mallorcas Ferienorte betroffen: In Alcúdia, Cala Millor, Magaluf, an der Playa de Palma und auf der Hafen-Promenade in Palma soll demonstriert werden. Bilder von wütenden Demonstranten zwischen Badeurlaubern sind damit vorprogrammiert.
Aufstand der „Unsichtbaren“
Rund 180.000 Beschäftigte auf den Balearen sind zum Streik aufgerufen – eine beispiellose Mobilisierung. Hotels, Restaurants, Bars, Cateringdienste, Diskotheken und sogar Festsäle sind betroffen. Die Streiktage am 10., 18., 19., 25. und 31. Juli sind bewusst so gelegt, dass sie den reibungslosen Ablauf der Hochsaison empfindlich stören. Geplant sind 24-stündige Arbeitsniederlegungen, begleitet von lautstarken Demonstrationen – nicht nur auf Mallorca, sondern auch auf Ibiza und Menorca.
Die Forderungen: bessere Löhne, mehr Personal, feste Arbeitsverträge. „Wir sind diejenigen, die die Insel am Laufen halten – und wir haben genug von Ausbeutung, Überstunden und prekären Bedingungen“, heißt es aus Gewerkschaftskreisen. Seit Jahren wachse der touristische Umsatz – doch die Arbeitsbedingungen blieben oft auf Vorkrisenniveau.
Tourismusinsel in der Zerreißprobe
Der Konflikt bringt die zentrale Widersprüchlichkeit Mallorcas auf den Punkt: Auf der einen Seite steht ein Tourismusmodell, das jährlich Millionen Besucher anzieht und Milliardensummen erwirtschaftet. Auf der anderen ein Arbeitsmarkt, der viele der Beschäftigten an den Rand der Erschöpfung treibt. Gerade in Hotels, Küchen und Servicebereichen arbeiten viele unter Hochdruck – in einer Saison, die mit 40 Grad im Schatten beginnt.
Für Urlauber und Residenten bedeutet der Streik vor allem eines: Ungewissheit. Ob am Flughafen, im Hotel oder am Restauranttisch – der Protest könnte sichtbar, spürbar und laut werden. Besonders an Tagen mit angekündigten Blockaden sollten Reisende Zeit und Nerven einplanen – oder, wenn möglich, umbuchen.
Erste Warnung – oder Beginn einer Protestwelle?
Noch besteht Hoffnung auf Gespräche. Der Ball liegt nun bei den Arbeitgeberverbänden, die bislang zurückhaltend auf die Ankündigung reagierten. Ob sie sich auf Verhandlungen einlassen oder den Konflikt eskalieren lassen, ist offen. Klar ist: Der 10. Juli wird zur ersten großen Bewährungsprobe für alle Beteiligten.
Mallorca steht damit vor einem Sommer der Extreme – nicht nur klimatisch, sondern auch sozial. Wer in den kommenden Wochen auf die Insel reist, wird nicht nur Sonne und Strand erleben, sondern vielleicht auch ein Mallorca, das sich gegen die Schattenseiten seines eigenen Erfolgs erhebt.