Mitten auf der Straße, bei Tageslicht, zwischen Bierdosen und Asphalt: So zeigt ein virales Instagram-Video eine Gruppe deutscher Touristen in El Arenal auf Mallorca. Der Clip, veröffentlicht vom Kanal Mallorcaviral, dessen Betreiber gegenüber MM bestätigten, dass die Aufnahmen am vergangenen 18. Juni entstanden, hat binnen kurzer Zeit tausende Aufrufe generiert – und mindestens ebenso viele Kommentare. Die Szene ist erschreckend banal und doch bezeichnend für das Image, das Mallorca jenseits der Postkartenidylle prägt.
Die Reaktionen im Netz reichen von sarkastisch bis resigniert. "Das passiert seit 40 Jahren", kommentiert ein Nutzer. Ein anderer fragt ironisch: "Versuchen wir das mal in ihrem Land – mal sehen, was passiert." Viele Einheimische empfinden das Video nicht als Kuriosität, sondern als täglichen Wahnsinn, der längst zur Normalität geworden ist. Der Begriff "Qualitätstourismus", einst politisches Mantra, wird in den Kommentaren zur bitteren Pointe.
Tourismusmodell in der Kritik
Während sich manche Internetnutzer mit Galgenhumor über das "Outdoor-Hotel" der Partygäste lustig machen, empfinden viele Mallorquiner die Szene als Zumutung. Die Debatte um die Grenzen des Massentourismus flammt jedes Jahr aufs Neue auf – doch konkrete Konsequenzen? Fehlanzeige. Die Stadtverwaltung von Llucmajor, zu der ein Teil von El Arenal gehört, kündigt regelmäßig Maßnahmen an: mehr Polizei, mehr Aufklärung. Doch aus Sicht der Anwohner ist das bestenfalls Symbolpolitik.
Gerade El Arenal gilt seit Jahren als Paradebeispiel für die Schattenseiten des Mallorca-Tourismus: Lärm, Müll, Alkoholexzesse – und eine Verwaltung, die dem allem nur mühsam hinterherreguliert. Was als Ausnahme gelten sollte, ist längst zur Saisonroutine geworden. Das neue Video ist nur ein Symptom einer strukturellen Überforderung.
Während die Politik in Hochglanzbroschüren weiterhin vom nachhaltigen und verantwortungsvollen Tourismus spricht, schlafen Jugendliche auf der Straße – und Tausende schauen zu. Die Realität am Ballermann hat sich von den politischen Zielen längst entkoppelt. Das Vertrauen vieler Einheimischer in eine Wende schwindet, der Ärger wächst.