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Essen & Trinken

Nur noch "Brötchen-Urlauber" auf Mallorca?: Hunderte Restaurants auf der Insel von Schließung bedroht

Die Gastronomie auf Mallorca steckt wegen ausbleibender Kunden in ernsten Schwierigkeiten. Branchenvertreter rechnen damit, dass in diesem Jahr Hunderte Lokale schließen müssen

Gastronomen auf Mallorca beklagen leere Terassen, weil Urlauber offenbar kaum noch Geld in Restaurants ausgeben | Foto: Groß: Archiv; klein: iStockphoto.com/Zoran Kompar

| Palma, Mallorca | |

Gehen die Deutschen im Urlaub nicht mehr essen? Die Gastronomie auf Mallorca steckt jedenfalls in ernsten Schwierigkeiten, zumindest wenn man Branchenvertretern glaubt. "In diesem Jahr werden Hunderte von Restaurants schließen – der Sommer ist miserabel", warnt Juanmi Ferrer, Präsident des Gastro-Unternehmerverbands CAEB Restauración. Die Gründe: weniger Gäste, geringere Ausgaben, höhere Kosten – eine gefährliche Mischung für viele Betriebe.

Rückgang bei Gästen und Konsum

Schon der Mai war ein Fehlstart in die Saison – Regen und kühles Wetter hielten Urlauber fern. Der Juni brachte keine Besserung, und auch im Juli ist kein Aufwärtstrend erkennbar. "Mittags herrscht in vielen Restaurants gähnende Leere. Abends ist zwar etwas mehr los, aber mit früheren Jahren ist das nicht zu vergleichen", so Ferrer.

Im Schnitt sei die Gästezahl um fünf bis sechs Prozent zurückgegangen. Besonders betroffen seien Touristenorte wie Port de Sóller, Sant Elm oder Port d'Alcúdia – dort liegt der Rückgang laut Ferrer sogar bei bis zu 40 Prozent. "Wir waren früher ausgebucht, jetzt sind viele Lokale nur noch zu 60 Prozent belegt."

Palmas Paseo Marítimo besonders betroffen

Auch in der Inselhauptstadt sieht es nicht besser aus. Am Paseo Marítimo – einst eine der gastronomischen Vorzeigemeilen Palmas – liegen die Besucherzahlen rund 20 Prozent unter dem Vorjahr. Und das, obwohl dort im vergangenen Sommer noch Baustellen den Betrieb erschwerten. "Für viele Gastronomen ist die Lage inzwischen verzweifelt", sagt Ferrer. "Der Juli war früher der umsatzstärkste Monat – das ist in diesem Jahr nicht der Fall."

"Touristen mit belegtem Brötchen"

Zwar ist Palma gut besucht, doch viele der Urlauber verzichten offenbar auf den Restaurantbesuch. Ferrer spricht von den sogenannten "Bocadillo-Touristen" – also Gästen, die sich lieber mit selbst mitgebrachten Snacks versorgen. Der durchschnittliche Umsatz pro Tisch sei zwischen zehn und zwölf Prozent eingebrochen. "Die Urlauber haben zwar dasselbe Budget wie früher, aber Flüge und Hotels sind teurer geworden. Also sparen sie beim Essen: weniger Gerichte, kein Wein, keine Extras."

Kosten steigen – Einnahmen sinken

Gleichzeitig steigen die Betriebskosten. Höhere Mieten, gestiegene Lebensmittelpreise, neue Tarifverträge mit höheren Löhnen sowie steigende Abgaben setzen die Gastronomen zusätzlich unter Druck. "Die Rechnung geht für viele nicht mehr auf", warnt Ferrer.

Dunkle Aussichten für den Winter

Schon im vergangenen Jahr mussten 370 Restaurants auf der Insel schließen – in diesem Jahr könnten es noch mehr werden. Zwar übernehmen neue Betreiber vereinzelt leerstehende Lokale, doch insgesamt sei die Zahl der Gastronomiebetriebe bereits um rund drei Prozent gesunken.

Besonders alarmierend: Selbst in beliebten Urlaubsorten wie Port de Sóller gewähren einige Restaurants ihren Mitarbeitern derzeit Urlaub – mitten im Juli, zur Hochsaison. Für Ferrer ist das ein deutliches Zeichen einer tiefgreifenden Strukturkrise: "Die Branche steht vor einer Umstrukturierung – überleben werden vor allem Lokale im unteren Preissegment. Für viele andere ist dieser Sommer das Ende."

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