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Wassernot auf Mallorca: Verschwendung in Hotels geht trotzdem fast ungebremst weiter

Der Tourismus treibt den Wasserverbrauch auf Mallorca in die Höhe. Die Hotelbranche versucht gegenzusteuern, könnte aber deutlich mehr tun

Swimmingpool, grüner Rasen, Duschen, Wäscherei: In Hotels gibt es noch viel Einsparpotenzial | Foto: Archiv

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Leicht kräuselt sich das Wasser auf der schier endlosen Pool-Landschaft, ringsherum sprießt trotz sengender Hitze saftig grüner Rasen – dass der Wasserverbrauch in Hotels auf Mallorca groß ist, lässt sich schon auf den ersten Blick erkennen. Die Frage, wie nachhaltig denn der Tourismus in dieser Beziehung eigentlich ist, beschäftigt die Inselöffentlichkeit daher auch immer wieder. Vor allem Umweltschützer führen an, Wasserverschwendung sei in vielen Hotels an der Tagesordnung und die Branche tue nicht genug, um dem Abhilfe zu schaffen.

Das Problem dabei: Verlässliche Zahlen sind nur schwer zu bekommen, da die Statistiken den Wasserverbrauch in Hotels und sonstigen Ferienunterkünften nicht separat erfassen. Zwar legen Studien nahe, dass der Pro-Kopf-Wasserverbrauch von Urlaubern deutlich über dem des Bevölkerungsdurchschnitts liegt, die Ergebnisse variieren aber stark und widersprechen sich auch zum Teil. Klar scheint zu sein, dass der durchschnittliche Wasserverbrauch mit der Sternekategorie des Hotels ansteigt. Einer im Jahr 2019 veröffentlichten Studie zu Wassersparmaßnahmen in den mallorquinischen Hotels zufolge liegt der tägliche Pro-Kopf-Verbrauch in einem Fünf-Sterne-Hotel bei fast 600 Litern und damit doppelt so hoch, wie im Bevölkerungsdurchschnitt (306 Liter).

Die Autoren der Studie hatten das Management von 59 Inselhotels befragt und kamen zu dem Ergebnis, dass knapp 60 Prozent der Befragten drei oder mehr einfache Wassersparmaßnahmen eingeführt hatten. Dazu gehören wassersparende Armaturen und Toiletten sowie effiziente Bewässerungssysteme in den Gartenanlagen. Obwohl leicht umsetzbar, hatte nur ein geringer Prozentsatz der Hoteliers Infrarotarmaturen installiert, bei denen der Wasserfluss sofort endet, sobald sich die Hände nicht mehr im Sensorfeld befinden. Als Hauptgrund für die Einführung von Wassersparmaßnahmen nannten die Hoteliers die Kostensenkung.

Lediglich in jedem vierten der untersuchten Hotels waren anspruchsvollere Maßnahmen zum Wassersparen ergriffen worden. Am weitesten verbreitet waren in dieser Kategorie Systeme zur Anpassung des Wasserdrucks, gefolgt von Einrichtungen zur Leckageerkennung und Kontrolle von Wasserverlusten. Vergleichsweise wenig verbreitet ist dagegen die Nutzung von Regenwasser sowie die Verwendung von geklärtem Abwasser zur Bewässerung. Es bestehe also durchaus noch Potenzial zum Wassersparen: Ein täglicher Wasserverbrauch von 140 Litern pro Hotelgast sei in mittelklassigen Hotels durchaus erreichbar, in Fünf-Sterne-Häusern lasse sich der Verbrauch dagegen auf 300 bis 400 Liter senken, so die Forscher.

Einen besonders guten Anlass, um den tatsächlichen Anteil des Tourismus am gesamten Wasserverbrauch zu ermitteln, stellte die Corona-Pandemie dar, als monatelang überhaupt keine Urlauber auf die Insel reisen durften. Die Gelegenheit nutzten Forscher der Balearen-Universität (UIB). Sie stellten fest, dass der durchschnittliche Wasserverbrauch auf den Balearen in den Monaten April bis Juni des Jahres 2020 um 24,2 Prozent unter dem Wert des gleichen Vorjahreszeitraums lag. Die Studie erschien im Journal of Sustainable Tourism und ergab, dass der Verbrauch in besonders touristisch geprägten Gemeinden überdurchschnittlich stark gesunken war, in Muro um knapp 74 Prozent, in Alcúdia um 61 und in Calvià um 40 Prozent.

Landwirtschaft spielt kaum noch eine Bedeutung

In Gemeinden mit weniger touristischer Aktivität lag die Verringerung immerhin noch bei durchschnittlich 14 Prozent. Untersucht wurden Daten aus folgenden Gemeinden: Alcúdia, Calvià, Muro und Palma auf Mallorca, Maó und Sant Lluís auf Menorca, Eivissa und Sant Antoni auf Ibiza sowie Formentera. Als Sonderfall erwies sich Palma, das einerseits mit mehr als 50.000 Übernachtungsplätzen eine der touristischsten Gemeinden der Insel ist, andererseits aber mit mehr als 400.000 Einwohnern auch die bevölkerungsreichste Stadt. Hier lag der Rückgang des Wasserverbrauchs während des Lockdowns 2020 lediglich bei etwas mehr als 16 Prozent.

Den Forschern zufolge lässt sich dieser Umstand dadurch erklären, dass der Anstieg des Wasserverbrauchs durch die unter Quarantäne stehende Wohnbevölkerung – ein Phänomen, das auch in anderen Städten weltweit durch Studien bestätigt wurde – den Rückgang durch die reduzierte touristische Aktivität ausgeglichen hat. Entscheidend sei demnach das Verhältnis zwischen Bevölkerung und touristischen Übernachtungen in einer Gemeinde gewesen: Je geringer der Anteil der Wohnbevölkerung, desto stärker der Rückgang des Wasserverbrauchs.

Während der Tourismus also ein bedeutender Faktor ist, was den Wasserverbrauch auf der Insel angeht, gilt das für eine andere traditionell wasserintensive Branche zunehmend weniger: Die Zahlen zum Wasserverbrauch belegen die schwindende Bedeutung der Landwirtschaft auf Mallorca. So schrumpfte die bewässerte landwirtschaftliche Nutzfläche von 24.304 Hektar im Jahr 1992 auf 11.502 Hektar im Jahr 2017. Der Wasserbedarf sank dementsprechend deutlich: von 167,76 Milliarden Litern im Jahr 1992 auf 51,46 Milliarden Liter im Jahr 2017.

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