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Klimawandel

Mallorca ist im Hochsommer einfach zu heiß: Deutsche Reiseveranstalter haben Muffensausen vor Buchungsrückgängen

Steigende Temperaturen und hohe Preise verändern das Urlaubsverhalten: Kunden suchen kühlere Ziele

Urlauber an einem Strand auf Mallorca im Hochsommer. (Archiv) | Foto: M. A. Cañellas

| Mallorca |

Die deutsche und britische Reisebranche melden deutliche Veränderungen im Buchungsverhalten für Mallorca: Extreme Hitze, steigende Preise und sinkender Komfort führen nach Einschätzung zahlreicher Veranstalter zu einem spürbaren Rückgang von Buchungen in den klassischen Sommermonaten. Besonders betroffen sind die Monate Juli und August – mit potenziellen Konsequenzen für das gesamte Geschäftsjahr.

„Wir sehen einen messbaren Komfortverlust bei unseren Kunden, der eindeutig mit den hohen Temperaturen im Sommer 2025 zusammenhängt“, sagt ein Sprecher des Deutschen Reiseverbands (DRV). Die Branche registriere vor allem bei Familien „eine steigende Zahl von Stornierungen oder Umbuchungen zugunsten kühlerer Reiseziele“.

Laut DRV-Statistiken gingen die Buchungen für Mallorca im Juli und August im Vergleich zum Vorjahr um 5 bis 7 Prozent zurück, während die Preise gleichzeitig um rund 30 Prozent gestiegen seien. „Wenn Urlauber schon mehr zahlen müssen, wollen sie nicht noch unter tropischer Hitze leiden“, heißt es aus dem Verband; viele Familiengäste hätten diesen Punkt bereits öffentlich kritisiert.

Warnung aus der Branche: „Mehr Klimakomfort oder Marktanteile verlieren“

Auch der britische Verband ABTA bestätigt ein verändertes Verhalten bei Urlaubern aus Großbritannien: „Wir beobachten eine klare Verschiebung in Richtung kühlere Destinationen“, so ABTA-Direktorin Claire Mann. „Reiseziele mit moderatem Klima verzeichnen bei uns einen Anstieg der Nachfrage von 10 bis 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – vor allem Norwegen, die Ostsee und Schweden.“

Veranstalter wie Jet2Holidays und Tui UK räumen ein, ihre Hochsaison-Programme für Mallorca überdenken zu müssen. Ein Brancheninsider berichtet, dass Jet2Holidays bereits interne Szenarien berechnet habe, in denen Mallorca in der Hochsaison „bis zu 15 Prozent weniger Nachfrage“ erlebe, wenn die Hitzeperioden anhalten, schreibt die spanische MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora".

Auch DER Touristik, einer der größten deutschen Veranstalter, warnt öffentlich: „Ohne Investitionen in leistungsfähige Klimaanlagen wird Mallorca als Hochsaisonziel für deutsche Familien an Attraktivität verlieren“, sagt Pressesprecherin Anna Schmidt. „Wir erwarten konkret, dass Hotels, die diesen Komfort nicht bieten, in unseren Premiumkatalogen künftig nicht mehr berücksichtigt werden.“ Ein interner Report zeige, dass Beschwerden über unzureichende Klimatisierung um 20 Prozent zugenommen hätten.

Tui bestätigt Trend zu kühleren Zielen

Tui, Europas größter Reiseanbieter, sieht ebenfalls einen klaren Trend: „Unsere Kundendaten zeigen, dass Buchungen für Skandinavien im Hochsommer um über 12 Prozent gestiegen sind, parallel zu einem Rückgang für Mallorca im gleichen Zeitraum“, berichtet ein Unternehmenssprecher. CEO Sebastian Ebel äußerte gegenüber der „FAZ“, dass viele Familien inzwischen eher Nord- oder Osteuropa bevorzugten, weil dort angenehme Temperaturen und eine höhere Urlaubsqualität empfunden würden.

Laut Tui ist zudem die Beschwerdequote insbesondere bei deutschen Kunden im letzten Jahr um 15 Prozent gestiegen – der Schwerpunkt liege auf dem „mangelnden Klimakomfort in Hotels und Problemen beim Einschlafen in heißen Nächten“.

Tourismusministerium: Hitzewellen werden spürbar

Das balearische Tourismusministerium bestätigte gegenüber "Ultima Hora", dass die Branche zunehmend wahrnehme, wie Klimafaktoren das Reiseverhalten beeinflussen. „Wir sehen, dass bestimmte Kundensegmente – insbesondere Gäste über 50 – während extremer Hitzephasen gesundheitliche Einschränkungen melden“, erklärte ein Sprecher.

Dennoch versucht die Regierung, die Lage zu relativieren. Tourismus-Generaldirektor Miquel Rosselló erklärte: „Die Hotelbranche hat in den letzten Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen, Preise und Servicequalität in Einklang zu bringen. Es kann Auswirkungen durch Hitzewellen geben, aber wir verfügen weiterhin über ein solides Produkt.“ Rosselló betonte zugleich, dass die Balearen ihr Wachstumspotenzial „weitgehend ausgeschöpft“ hätten: „Wir sehen eher eine Normalisierung auf hohem Niveau als einen dramatischen Einbruch.“

Branche reagiert mit neuen Angeboten

Die Folge: Viele Veranstalter haben bereits begonnen, ihre Kataloge umzustellen. Der deutsche Anbieter Alltours wirbt in diesem Sommer verstärkt für die polnische Ostseeküste, während andere Programme gezielt Ziele mit Temperaturen zwischen 18 und 25 Grad in den Fokus rücken. Der Verband für balearischen Transport (FEBT) weist darauf hin, dass Hitzewellen auch im Ausflugsverkehr eine Rolle spielen: „Der Klimawandel wirkt sich real auf die Aktivitäten unserer Kunden aus“, sagt Petra Mut, Geschäftsführerin des FEBT. „Man überlegt heute mehr als früher, zu welchen Tageszeiten man Ausflüge unternimmt – die Mittagszeit wird zunehmend gemieden.“

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