Tränende Augen und ätzender Nikotingeruch in jedem Kleidungsstück: Kaum kann man sich heute noch daran erinnern, wie qualmgeschwängerte Kneipen- und Restaurantabende noch vor einem Jahrzehnt zu enden pflegten. In Deutschland trat das Rauchverbot 2007 in Kraft, in Spanien rund ein Jahr früher. Da die hiesige Regelung mit getrennten Bereichen für Raucher und Nichtraucher jedoch umgangen wurde, legte die Regierung in Madrid 2011 mit einem absoluten Rauchverbot nach. Nur Terrassen sind davon ausgenommen.
"Mittlerweile haben wir uns daran gewöhnt. Die Luft ist besser geworden, und das Ambiente für Gäste und Mitarbeiter viel angenehmer", sagt Alfonso Robledo vom Gastronomieverband "Restauración Mallorca". Zudem spare man sich das ständige Streichen der Wände und den erhöhten Verschleiß von Polstermöbeln und Vorhängen, so Robledo.
Nicht verhehlen will der Funktionär allerdings die Tatsache, dass auf der Insel in den letzten fünf Jahren über 20 Prozent der Kneipen schließen mussten - vor allem solche ohne Terrasse. Nachwirkungen sind bis heute zu spüren, da die Raucher zur Zigarettenpause auch dort ins Freie drängen, wo gar kein Außenbereich vorhanden ist. "Wir bitten in solchen Fällen darum, die Gesprächslautstärke auf ein Minimum zu beschränken, damit die Anwohner nicht gestört werden", sagt Robledo. Nach anfänglichen Gewöhnungsproblemen hielten sich die Beschwerden inzwischen aber in den meisten Bereichen in Grenzen.
Insgesamt zieht auch Sandro Putignano vom Restaurant "Sandro" in Palmas Carrer Ramón y Cajal eine positive Bilanz nach fünf Jahren absolutem Rauchverbot. "Ich kann mich noch daran erinnern, dass das sogar in Gourmetrestaurants ein großes Thema war. Man musste die Gäste manchmal umsetzen oder zumindest bitten, erst nach dem Dessert zu rauchen, um den Tischnachbarn nicht das Geschmackserlebnis zu verderben", sagt der langjährige Service-Chef des früheren Restaurants Tristán im Yachthafen Puerto Portals. Die nun gültigen klaren Regeln ließen solche lästigen Diskussionen gar nicht erst aufkommen. "Bei mir gehen die Gäste jetzt manchmal zwischen zwei Gängen draußen eine rauchen", so Putignano, der selbst Raucher ist, sich während der Arbeit aber nur ganz selten eine Zigarette gönnt. Für Lokale ohne Tische im Freien - wie es auch bei ihm der Fall ist - sieht er zwar leichte Wettbewerbsnachteile auf dem hart umkämpften Markt in der Inselhauptstadt, will den alten Zeiten aber nicht allzu sehr nachtrauern.
Gut lachen hat unterdessen Manuel Torres von der Bar "Torres" in Palmas Stadtteil Son Serra: "Auf unseren beiden Terrassen für 40 Personen gibt es mehr Platz als im Lokal", sagt er. Im Sommer und an sonnigen Wintertagen blieben die Innenplätze daher weitgehend verwaist.
Ohnehin wird in Spanien nicht alles so heiß gegessen wie es gekocht wird: Nach wie vor umgehen viele Wirte mit zeltartigen Markisen das Rauchverbot und sorgen mit Heizpilzen für ein behagliches Ambiente. Zulässig ist das zwar theoretisch nur, wenn die Fläche nach drei Seiten geöffnet ist. Die Praxis ist aber eine andere: Niemand würde beanstanden, dass das auf Lokale wie den Mega-Park an der Playa de Palma eigentlich nicht ganz zutrifft. Und auch bei zeltartigen Vorbauten im Stil eines Wintergartens wird nicht immer so genau hingeschaut. Das balearische Gesundheitsministerium hat nun jedoch verstärkte Kontrollen angekündigt. (mic)
(aus MM 01/2017)