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Abschluss des Wirtschaftsforums "Neu Denken": Vom Cyberangriff zur neuen Weltordnung

In zahlreichen Panels und Gesprächen wurde diskutiert, wie wirtschaftliche Transformation gelingen kann – in Unternehmen, Märkten und Köpfen

Ex-Vizekanzler Gabriel (r.) im Gespräch mit Michael Bröcker (Table Media) | Foto: Paul Schirnhofer/Jörg Puchmüller

| Palma, Mallorca | |

Die achte Ausgabe des Wirtschaftsforums "Neu Denken", initiiert von der auf Mallorca ansässigen Plattes Group und der TV-Journalistin Sabine Christiansen, ist am Samstag in ihren dritten und letzten Tag gestartet. In zahlreichen Panels und Gesprächen wurde diskutiert, wie wirtschaftliche Transformation gelingen kann – in Unternehmen, Märkten und Köpfen.

Der Tag begann mit einem Szenario, das für viele Unternehmen bittere Realität werden könnte: Prof. Marco Gercke vom Cybercrime Research Institute Köln stellte in einer Live-Simulation die potenziell dramatischen Folgen eines gezielten Cyberangriffs dar. Die eindringliche Frage nach der digitalen Resilienz war als Weckruf gedacht – zur Vorbereitung auf den Ernstfall.

Ökonomische Lage Deutschlands im Mittelpunkt

Im Anschluss analysierten Steffen Kampeter (BDA) und Sabine Christiansen die wirtschaftliche Verfassung Deutschlands. Diskutiert wurde unter anderem, inwiefern Sondervermögen ohne flankierende Strukturreformen und eine Neubewertung von Instrumenten wie dem Mindestlohn geeignet sind, eine nachhaltige wirtschaftliche Erneuerung einzuleiten.

Ein kurzer Auftritt von Ex-Außenminister Sigmar Gabriel leitete über in eine industriepolitische Debatte mit Hildegard Müller (VDA), Jörg Heinermann (Mercedes-Benz Deutschland) und Horst von Buttlar (Wirtschaftsjournalist). Die Diskussion zielte auf einen Kurswechsel in der Industriepolitik – nicht gegenüber dem Ausland, sondern im eigenen Land. Themen wie Planbarkeit, Bürokratieabbau und Verfahrensbeschleunigung wurden als zentrale Hebel für den Industriestandort Deutschland benannt.

Wie kann (die) Transformation gelingen?

In einem weiteren Panel diskutierten Marc Lakner (Kearney), Sebastian Orbe (Blackstone) und Teresa Schawe (Kearney) darüber, wie Unternehmen ihre Zukunftsfähigkeit strategisch gestalten können. Der Standort Deutschland wurde dabei differenziert betrachtet – mit Blick auf Herausforderungen, aber auch auf ermutigende politische Signale. Die Diskussion unterstrich die Bedeutung individueller Lösungen statt pauschaler Transformationsansätze sowie die zentrale Rolle von Fehlerkultur, Toleranz und Kommunikationsfähigkeit im Wandel.

Vermögen mit Wirkung

Im Panel „Vermögen mit Wirkung“ befassten sich Julia Kleiser (LGT Private Banking), Nadja Swarovski und weitere Unternehmerinnen mit dem Thema Impact Investing. Kleiser stellte eine aktuelle Studie zur „Next Gen“ vor – jener Generation von Erbinnen und Erben, die Vermögensfragen zunehmend mit gesellschaftlicher Verantwortung verknüpft. Diese Entwicklung wurde vor dem Hintergrund des bevorstehenden größten Vermögenstransfers der Geschichte diskutiert.

Nadja Swarovski berichtete über die Herausforderung, in einem großen Familienunternehmen eine gemeinsame Wertebasis zu wahren. Instrumente wie eine regelmäßig aktualisierte „Familienverfassung“ wurden als hilfreich beschrieben. Das Prinzip der „Triple Bottom Line“ – also das Gleichgewicht von ökonomischem, ökologischem und sozialem Erfolg – wurde als zentral für langfristigen Unternehmenserfolg hervorgehoben.

Julia Kleiser, Nadja Swarowski und Anouk Hilti-Zingg (v.l.) mit Ntv-Mann Uli Reitz. Foto: Paul Schirnhofer/Jörg Puchmüller

Technologie für den Planeten

Ein weiteres Panel widmete sich dem Thema Weltraumtechnologie. Joachim Schoss (Scout24) stellte seine Initiative EarthGuard vor, die den Schutz der Erde vor Bedrohungen aus dem All – etwa durch Frühwarnsysteme – zum Ziel hat. Gleichzeitig soll das Projekt zu globaler Nachhaltigkeit beitragen und als Ergänzung bestehender Maßnahmen wie der Emissionsreduktion verstanden werden. Angesichts aktueller Naturereignisse wurde die Notwendigkeit neuer technischer und strategischer Ansätze unterstrichen.

Geopolitische Bruchlinien schaffen Ungewissheit

David Knower (Cerberus Deutschland) und Martin Lück (Macro Monkey, ehemals BlackRock) diskutierten im nächsten Panel die Entwicklungen auf den europäischen Kapitalmärkten. Dabei wurde die Frage beleuchtet, ob der jüngste Rückfluss von Kapital nach Europa von Dauer sein kann. Zugleich wurde auf geopolitische Spannungen hingewiesen – unter anderem auf mögliche Veränderungen in der internationalen Ordnung, wie sie durch innenpolitische Entwicklungen in den USA begünstigt werden könnten. Für Europa wurde die Notwendigkeit betont, seine Rolle strategisch neu zu definieren.

Europa im Wandel

Zum Abschluss des Tages diskutierten Christian Kern (ehem. Bundeskanzler Österreichs), Svenja Hahn (EU-Parlament, ALDE) und Christoph Ahlhaus (Europäischer Mittelstandsverband), ob ein „Kerneuropa“ künftig mehr Verantwortung übernehmen kann – und ob die Europäische Union bereit ist, aus ihrer politischen Komfortzone heraus in ein aktiveres „Neu Handeln“ überzugehen.

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