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Teure Insel

Restaurant-Krise auf Mallorca: Viele leere Tische, Gäste immer geiziger

Erst seit Mitte Juli scheint sich die Lage etwas zu verbessern. Dennoch: Verglichen mit dem vergangenen Sommer ist die Situation desaströs

Leere Tische gehören mittlerweile in vielen Restaurants zum Alltag | Foto: Openart AI

| Mallorca |

Die Restaurants auf Mallorca erleben in diesem Jahr eine Achterbahnfahrt: Nach einem miserablen Saisonstart im Mai und Juni zeigen die Gästezahlen seit Mitte Juli zwar wieder nach oben – doch die Branche bleibt angeschlagen. Juanmi Ferrer, Präsident des regionalen Gastronomieverbandes , zieht eine durchwachsene Bilanz: Zwar habe sich die Lage im Juli etwas stabilisiert, auch der August laufe „gut an“, doch die Umsätze liegen weiterhin unter denen des Vorjahres.

Ferrer hatte bereits im Juni Alarm geschlagen: Weniger Gäste, geringere Ausgaben und steigende Betriebskosten würden vielen Betrieben die wirtschaftliche Luft abschnüren. „Die Restaurants sind zwar wieder besser besucht“, sagt Ferrer, „aber längst nicht auf dem Niveau früherer Jahre. Die durchschnittlichen Ausgaben pro Tisch sind um bis zu zehn Prozent zurückgegangen.“

Sparsame Touristen, leere Kassen

Die Gründe für den Rückgang sind vielfältig – und sie lassen sich nicht nur auf schlechtes Wetter im Frühjahr schieben. Vielmehr hat sich das Verhalten der Urlauber spürbar verändert. „Die klassischen Restaurantgäste sind nicht weg, aber sie geben weniger aus“, erklärt Ferrer. Flug- und Hotelpreise seien um bis zu 25 Prozent gestiegen, wodurch für Gastronomie, Shopping oder Ausflüge schlicht weniger Geld bleibe. Statt Wein, Dessert und zweitem Gang bestellen viele nur noch das Nötigste – oder verzichten ganz auf den Restaurantbesuch.

Ferrer sprach bereits von einer neuen Urlaubergruppe, den „Sandwich-Touristen“ – Reisende, die sich mit belegten Brötchen und Supermarktsnacks über Wasser halten. Besonders betroffen seien die Touristenorte Port de Sóller, Sant Elm und Port d’Alcúdia, wo die Gästezahlen laut Verband um bis zu 40 Prozent eingebrochen sind. Selbst in Palma, wo sich Urlauber trotz allem tummeln, sinken die Umsätze spürbar: Am Paseo Marítimo liegt der Rückgang bei rund 20 Prozent – obwohl dort im Vorjahr noch Baustellen die Gastronomie behinderten.

Steigende Kosten, schwindende Perspektiven

Die wirtschaftliche Schieflage vieler Restaurants hat nicht nur mit weniger Konsum zu tun – auch die Kostenlage hat sich verschärft. Höhere Mieten, gestiegene Lebensmittelpreise und neue Tarifverträge mit höheren Löhnen belasten die Kalkulation. „Die Rechnung geht für viele Betriebe einfach nicht mehr auf“, warnt Ferrer. Schon 2024 mussten rund 370 Lokale auf der Insel schließen. In diesem Jahr könnten es noch mehr werden.

Besonders alarmierend: Einige Betriebe gewähren ihrem Personal mitten in der Hochsaison Urlaub – ein Novum auf einer Insel, auf der der Juli traditionell als umsatzstärkster Monat gilt. „Das zeigt, wie ernst die Lage ist“, sagt Ferrer. In vielen Restaurants sei mittags kaum Betrieb, und auch abends bleibe die Auslastung deutlich unter dem früheren Niveau. Während sich einige Gastronomen mit Rabatten und Sonderaktionen über Wasser zu halten versuchen, denken andere bereits ans Aufgeben.

Strukturwandel auf Raten

Auch wenn der August bislang Hoffnung macht – an eine schnelle Erholung glaubt kaum jemand. Die Branche stecke in einer strukturellen Krise, so Ferrer. Überleben würden vor allem Lokale im unteren Preissegment, die mit einfachen Konzepten und günstigen Preisen punkten könnten. Mittel- und höherpreisige Restaurants hingegen stünden vor einem schwierigen Herbst. Viele würden den Sommer nicht überstehen.

Die gastronomische Vielfalt, für die Mallorca lange gerühmt wurde, steht damit auf dem Spiel. Die kommenden Monate werden zeigen, ob sich die Branche neu erfinden kann – oder ob der Insel ein gastronomischer Kahlschlag droht. Eines ist sicher: Der goldene Sommer der mallorquinischen Gastronomie liegt vorerst hinter ihr.

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