Rund 18.200 Deutsche sind auf Mallorca als Residenten gemeldet. Jahr für Jahr zieht es Hunderte aus der Heimat auf das Eiland, auf der Suche nach einem besseren Leben unter der spanischen Sonne. Doch eine Auswanderung sollte gut geplant sein und bringt viele Fragen mit sich. Der MM-Leitfaden liefert Antworten und Hinweise auf die Unterschiede zwischen den Ländern.
Ab- und Anmelden: Wer Deutschland verlässt und seinen Lebensmittelpunkt nach Mallorca verlagert, muss sich im heimischen Bürgerbüro abmelden. So gibt es das deutsche Meldegesetz vor. Einen Hauptwohnsitz in Deutschland und einen Nebenwohnsitz im Ausland zu haben oder umgekehrt, ist nicht möglich. Die Abmeldebestätigung dient auch dazu, Verträge oder die GEZ zu kündigen. Auf Mallorca angekommen, melden sich die neuen Inselbewohner zunächst beim Ausländerbüro (Extranjería in Palma) an.
Autoummeldung: Inselbewohner sind verpflichtet, ihre Fahrzeuge in Spanien anzumelden. Wer Resident ist, muss dies binnen eines Monats tun. Deklariert man das Fahrzeug als Umzugsgut, spart man sich die Zulassungssteuer. Zuständig sind der Inselrat sowie der spanische TÜV (ITV).
Castellano und Catalan: Auch wenn man auf Mallorca nahezu jede Dienstleistung auf Deutsch bekommt, ist es unerlässlich, Spanisch zu sprechen. Zumindest sollte man anfänglich Alltagskonversationen beherrschen. Sich bekanntmachen, im Restaurant bestellen oder Informationen erfragen, öffnet Tür und Tor im Umgang mit Einheimischen. Im nächsten Schritt ist es ebenso wichtig, sich wenigstens Grundkenntnisse in Katalanisch anzueignen.
Dienstleister: Wem es schwerfällt, sich durch den Behörden-Dschungel auf Mallorca zu arbeiten, kann deutschsprachige Dienstleister damit beauftragen. Welche es auf der Insel gibt, können Sie hier nachlesen. Diese begleiten Auswanderer auf dem Weg in ihr neues Leben. Sie füllen beispielsweise Formulare aus, buchen Termine bei Ämtern und stehen beratend zur Seite, wie etwa der Anbieter „Todo Mallorca”.
Empadronamiento: Nachdem sich Neuankömmlinge zuerst beim Ausländerbüro registriert haben, müssen sie sich im Anschluss im Rathaus ihrer jeweiligen Gemeinde anmelden. So erhalten sie die Meldebescheinigung. Nach jedem Umzug sollte man diese aktualisieren.
Ersparnisse: Wie hoch die finanziellen Rücklagen für die Auswanderung sein sollten, hängt von den Jobaussichten, der familiären Situation und den persönlichen Ansprüchen ab. Ersparnisse für einige Monate einzuplanen und mitzubringen, ist aber ratsam.
Führerschein: Residenten, die einen unbefristet gültigen Führerschein haben, müssen diesen innerhalb von zwei Jahren bei der Verkehrsbehörde Tráfico umtauschen. Wie genau das schrittweise geht, können Sie unter diesem Link nachlesen. Hält man sich nicht an diese Frist, droht ein Bußgeld. Führerscheine mit Ablaufdatum werden gegen einen spanischen erneuert, wenn er abläuft. Bei einem gravierenden Verstoß gegen die Verkehrsregeln kann von Amts wegen ein Zwangsumtausch (Canje de Oficio) angeordnet werden.
Gehalt: In der Regel verdient man auf der Insel weniger als in Deutschland, vor allem in Tourismus, Gastronomie oder Einzelhandel. Ein Blick auf die Zahlen: Spanienweit lag der durchschnittliche Brutto-Monatslohn im vergangenen Jahr bei 2331 Euro, auf Mallorca noch etwas geringer mit rund 2255 Euro. In der Bundesrepublik verdienten Arbeitnehmer 2024 im Schnitt 3862 Euro brutto im Monat. Unter vielen deutschen Auswanderern ist es ein geflügeltes Wort: Man arbeitet auf der Insel mehr für weniger Geld.
Jobsuche: Stellenangebote finden sich im Internet, Facebookgruppen, in örtlichen Zeitungen und Radiosendern sowie direkt bei den Unternehmen. Bei spanischen Firmen reicht es oftmals aus, einen Lebenslauf abzugeben. Viele Jobs in der Tourismusbranche, Gastronomie und auch im Einzelhandel unterliegen Saisonverträgen.
Kontoeröffnung: Für Gehaltszahlung, Mietabbuchungen und andere Geldtransfers ist es unerlässlich, im Besitz einer spanischen Iban zu sein. Meist gelingt die Kontoeröffnung bei nahezu jedem Kreditinstitut einfach mit der NIE-Nummer und dem Pass oder Personalausweis.
Krankenversicherung: Auf Mallorca gibt es keine gesetzlichen Krankenkassen wie in Deutschland, sondern nur die staatliche „Seguridad Social” (INSS). In einer Filiale dieser Behörde wird die Sozialversicherungsnummer beantragt. Der Versicherungsschutz greift erst, wenn der Arbeitsvertrag beginnt. Die Krankenversichertenkarte bekommt man im nächstgelegenen Gesundheitszentrum des Wohnortes ausgestellt. Zudem existieren zahlreiche Privatversicherungen. Nicht wenige Menschen haben solche Zusatzpolicen.
NIE: Ohne sie geht auf Mallorca nichts: die Número de Identidad de Extranjero (Ausländer-identitätsnummer), umgangssprachlich „NIE” genannt. Die Identifizierungsnummer dient auch als Steuernummer. Sie wird nach Terminvereinbarung und mit dem Formular Ex-15 beim Ausländerbüro in Palma (Calle Felicià Fuster 7) beantragt. Allein mit der NIE ist man allerdings noch kein Resident.
Residencia: Als Residencia wird umgangssprachlich der Eintrag ins spanische Ausländerregister bezeichnet. Wer länger als 183 Tage im Jahr auf Mallorca lebt, muss bei der Ausländerbehörde in Palma die grüne Karte beantragen. Er gilt damit als Resident – also als voll steuerpflichtig. Was viele Deutsche nicht wissen: Bei Erstausstellung ist die Residencia nur fünf Jahre gültig und muss danach erneuert werden.
Schule: Auf Mallorca existieren drei Schularten: „Colegio público” (öffentliche Schule), „Colegio concertado” (halb öffentliche Schule mit meist kirchlichem Träger) sowie kostenpflichtige Privatschulen. An der Playa de Palma gibt es eine deutsche Privatschule, den Eurocampus. In den öffentlichen Schulen ist die Unterrichtssprache mehrheitlich Katalanisch, für Zuwandererkinder kann Nachhilfeunterricht nötig werden.
Umzug: Je nachdem, ob der Hausstand, Fahrzeuge und Tiere mit auf die Insel übersiedeln sollen, bietet sich die Reise mit dem Flugzeug oder der Fähre an. Fähren verkehren von Barcelona und Toulon nach Palma sowie Alcúdia. Es gibt mehrere Umzugsunternehmen und Speditionen, die auf die Strecke Deutschland-Mallorca spezialisiert sind, darunter Wurzer, Meckel und Benzinger.
Vorlaufzeit: Eine Auswanderung braucht Zeit und sollte gut geplant werden. In beiden Ländern stehen zahlreiche Aufgaben an, wie etwa Verträge und Versicherungen kündigen, Spanisch lernen und Behördengänge absolvieren. Eine Vorbereitungszeit von mehreren Monaten ist daher ratsam.
Wohnungssuche: Eine bezahlbare Immobilie – vor allem zur Miete – zu finden, stellt aktuell eine der größten Herausforderungen dar. Vor allem in der Inselhauptstadt gibt es kaum noch Mietwohnungen unter 1000 Euro, auch die Preise für WG-Zimmer können bis 800 Euro betragen. Auf Dörfern sind die Miet- und Kaufpreise oftmals ein wenig günstiger. Rechtzeitig auf die Suche zu gehen ist wichtig, wobei in Spanien Umzüge oft innerhalb von ein bis zwei Wochen realisiert werden. Dabei gibt es zahlreiche möblierte oder teilweise eingerichtete Immobilien. Eine Küche sowie die meisten Elektrogeräte sind in der Regel in Mietobjekten vorhanden.