Ein neues Leben unter Palmen und Sonne klingt für viele deutsche und deutschsprachige Familien verlockend. Nicht wenige Auswanderer zieht es deshalb mit Kindern nach Mallorca, doch sollte der Neustart samt Sprösslingen gut geplant sein: Denn vieles läuft auf der Insel ganz anders, als man es aus der Bundesrepublik, Österreich oder der Schweiz gewohnt ist. Was es zwischen Sprachbarrieren, Schulwahl und Alltagsorganisation zu beachten gibt, weiß MM.
Bürokratie für den Nachwuchs
Auch Kinder jeden Alters müssen vor der Auswanderung nach Mallorca in Deutschland abgemeldet werden. Auf der Insel benötigen sie, wie Erwachsene, eine NIE-Nummer sowie Residencia und auch eine Meldebescheinigung des Rathauses, das „empadronamiento”.
Weniger Kindergeld als in Deutschland
Die aus Deutschland bekannte Finanzspritze von mindestens 255 Euro im Monat pro Kind gibt es in dieser Form nicht auf Mallorca. Lediglich bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres kann ein Elternteil 100 Euro im Monat erhalten. In Grenzfällen ist aber möglich, auf der Insel zu leben und dennoch weiter deutsches Kindergeld zu beziehen. Informationen zu diesen Ausnahmefällen erhalten Sie in diesem Artikel sowie bei der Familienkasse.
Kitas und Ganztagsbetreuung
Es gibt eine Vielzahl von Betreuungsmöglichkeiten für Babys und Kleinkinder bis drei Jahren. Auf Spanisch heißen sie „escoletas” oder „guarderias”, dabei ist zwischen privaten und öffentlichen Einrichtungen zu unterscheiden. Viele Eltern lassen ihre Kinder schon mit wenigen Monaten fremdbetreuen und es gibt viele Ganztagsangebote.
Schulwahl: Öffentlich, halbstaatlich oder privat?
In der Regel werden Kinder auf Mallorca mit drei Jahren eingeschult. Meistens werden auch Mittagsessen sowie Ganztagsbetreuung angeboten. Die Kosten variieren stark, je nach Schulform, sie können zwischen weniger als hundert Euro bis mehreren tausend Euro pro Monat und Kind betragen. Eltern können zwischen drei Schularten wählen.
Öffentliche Schulen: Die kostenlosen „colegios públicos” gibt es in nahezu jedem Ort Mallorcas und jedem Viertel von Palma de Mallorca. Im Frühsommer werden die Plätze vom Bildungsministerium zentral vergeben. Ein Punktesystem entscheidet, welches Kind bevorzugt einen Platz bekommt. Wer beispielsweise schon besonders lange vor Ort lebt, hat mehr Punkte. In dieser Schulform wird in der Regel mindestens zur Hälfte auf Katalanisch gelehrt, der Rest des Unterrichts erfolgt auf Spanisch.
Halbstaatliche Schulen: Meistens sind diese Formen in Händen von kirchlichen Trägern und vermitteln auch religiöse Inhalte. Die Plätze der „colegios concertados” werden wie bei den staatlichen Schulen (s.o.) vergeben. Meist geht der Unterricht bis 16 oder 17 Uhr.
Privatschulen: Auf der Insel gibt es auch eine Vielzahl von kostenpflichtigen privaten Einrichtungen, wie etwa die deutsche Schule an der Playa de Palma, Eurocampus. In diesen Bildungsformen wird viel Wert auf Englisch und Spanisch gelegt.
Sprachen
Wenn Kinder ihren neuen Lebensmittelpunkt auf Mallorca haben, ist es auch für sie unumgänglich, Spanisch zu lernen. Bei Startschwierigkeiten in den Schulen werden ihnen oft Lernbegleiter an die Seite gestellt. In der Regel haben Kinder weniger Schwierigkeiten als Erwachsene, sich schnell in neuen Sprachen einzufinden, vor allem wenn sie jünger sind. Durch den Einstieg in einem Kollektiv, beispielsweise in der Kitagruppe oder Schulklasse, finden sie meistens schnell Anschluss. In der Pubertät hingegen kann sich eine Auswanderung für Heranwachsende schwieriger gestalten.
Schulferien
Statt der in Bundesrepublik üblichen sechs Wochen gibt es in Spanien drei Monate Sommerferien. Für viele Eltern ist das eine Herausforderung: Denn wer vor Ort keine familiäre Unterstützung hat und arbeiten muss, stößt schon einmal an seine Grenzen. Es ist allerdings üblich, Kinder in die kostenpflichtige Ferienbetreuung zu geben. Auf Mallorca gibt es ein riesiges Angebot für den sogenannten „campus de verano” oder „escuela de verano”. Von Fußball und Schwimmen über Segeln bis zu Bauernhöfen und Freizeitparks kann man – je nach Interesse des Kindes – wählen. Zusätzlich gibt es zu Weihnachten sowie Ostern eine unterrichtsfreie Zeit. Hinzukommen nationale und kommunale Feiertage.
Gesundheitssystem
Wie in Deutschland sind auch Kinder auf Mallorca über ihre Eltern in der öffentlichen Krankenversicherung „Seguridad social” abgedeckt. In Spanien schließen nicht wenige Menschen auch für ihre Kleinen eine private Zusatzversicherung ab. Hinzukommt eine Vielzahl von deutschen Kinderärzten, die nahezu in jeder Himmelsrichtung der Insel angesiedelt sind. Die sogenannten „U”-Untersuchungen nehmen einige dieser Mediziner nach deutschen Richtlinien vor. Anders als in Deutschland sind diese Termine für Eltern in Spanien aber rechtlich nicht bindend.
Alltag auf der Insel: Später essen, später ins Bett
Auch das Leben mit Kindern spielt sich auf Mallorca viel mehr im Freien ab als es Eltern aus dem deutschsprachigen Raum kennen. Anstatt Freunde nach Hause einzuladen, trifft man sich eher am Strand, auf dem Spielplatz oder in Indoor-Spielplätzen, den „Chiquiparks”. Und der Tagesablauf gestaltet sich anders als in Deutschland: Die Schule geht in der Regel erst um 8.30 oder 9 Uhr los, außerdem isst man später zu Mittag und Abend. Im Sommer sind die Spielplätze auch spätabends noch gut besucht, sogar kleine Kinder gehen oftmals später ins Bett.