Es ist seit Jahren ein Problem auf den Inseln, das nicht wenigen Residenten die Sorgenfalten in die Stirn gräbt, und es wird größer: Die vielen invasiven Schlangen auf Mallorca halten Finca-Besitzer, andere Bewohner und auch das zuständige Regionalministerium für Fischerei und Landwirtschaft zunehmend auf Trab. „Jedes Jahr werden balearenweit inzwischen etwa 3000 eingefangen”, so Lluis Parpal, Chef der mit der Angelegenheit betrauten Unterbehörde Cofib, gegenüber MM. Dabei handelt es sich vor allem um ungiftige, aber zuweilen beißfreudige Hufeisen- und Treppennattern sowie um sogenannte Bastard-Feldschlangen, wobei die erstgenannten am häufigsten vorkommen.
Und durchaus Angst auslösen können: Erst Anfang September hatte eine Pkw-Fahrerin an einer wenig befahrenen Straße unweit von Llucmajor eine von einem Auto überrollte Hufeisennatter entdeckt, die geschlagene 1,6 Meter lang war. Normalerweise sind Hufeisennattern lediglich etwa einen Meter lang, jüngere Exemplare messen nur 55 bis 70 Zentimeter.
„Das Problem gibt es seit dem Jahr 2016”, weiß Cofib-Chef Parpal. „Damals gelangten die ersten invasiven Schlangen in den hohlen Stämmen von Olivenbäumen und in weiteren Zierpflanzen auf die Inseln.” Seither haben sie sich kontinuierlich vermehrt, wobei das Problem auf Ibiza und Formentera ernster ist, da dort autochthone Tierarten wie die Pitiusen-Eidechse extrem gefährdet sind. „Anfangs war der Nordosten der Insel besonders betroffen, also die Gebiete um Capdepera und Artà”, so Lluis Parpal. Inzwischen ist es mit Ausnahme von höheren Lagen der Serra de Tramuntana überall auf Mallorca möglich, einer solchen Schlange zu begegnen.
Und das sogar im Meer, wo schwimmende Nattern bereits beobachtet wurden, weshalb man sich zunehmend Sorgen um die autochthonen Tiere auf vorgelagerten Inselchen macht. Und ohnehin im eigenen Finca-Garten. Wer dort so ein Tier entdeckt, sollte es selbstredend nicht wie einen Schoßhund berühren. Der Experte Parpal rät Betroffenen, ein Foto zu machen und den Fundort anzugeben und dies über die Adresse ht tp://www.lineaverdeco fib.es/lv/incidencias_on line.asp?lng=es zu melden. „Wir können allerdings in der Regel nicht kommen. Am besten ist es, sie zu eliminieren.” Tötungen von solchen invasiven Tieren sind durch das Königliche Dekret Nummer 630/2013 ausdrücklich zugelassen.
Wer unschönen Begegnungen vorbeugen will, kann sich beim Cofib gegen Hinterlegung einer Kaution eine Falle ausleihen. „In dieser befindet sich in einem separaten, geschützten Bereich eine lebende Maus”, so Lluis Parpal. Wer so einen Käfig mietet, muss gewährleisten, auch für die Maus zu sorgen, die, wenn sich eine Schlange in den Käfig verirren sollte, nicht zu Schaden kommt. Informationen dazu gibt es unter folgender Telefonnummer: 653574145. Man arbeitet beim Cofib derzeit an Fallen, die auch ohne lebende Maus funktionieren. Wann diese jedoch zum Einsatz kommen sollen, ist noch völlig unklar.
Zwar tummeln sich auch im Augenblick noch viele Schlangen unter der ungewöhnlich warmen Sonne, doch die beste Zeit, eine Falle aufzustellen, ist nach Auskunft des Experten der beginnende Frühling, also der Monat März. Nichtsdestotrotz kann man einer Hufeisennatter und ihren Artverwandten auch im Winter begegnen, da es auf Mallorca bekanntlich in dieser Jahreszeit nie zu kalt wird. „Sie sonnen sich halt gern”, so der Experte Lluis Parpal.