Noch am Tag zuvor zeigt sich der Naturpark S'Albufera bei zarten Schleierwolken am blauen Himmel und einem milden Lüftchen von seiner schönsten Seite: Entschlossene Senioren erkunden mit "Nordic Walking"-Stöcken zügig die Feldwege, eine Schulklasse hat es sich auf einem Holzsteg bequem gemacht und schreibt eifrig mit, was der "guide" über die reiche Flora und Fauna hier zu berichten weiß; einige Naturliebhaber sind auch per Fahrrad unterwegs, und ein schweigsames "Birdwatching"-Duo, mit Fernrohr auf den Schultern, steuert zielstrebig auf den nächsten Beobachtungsposten zu.
Grundsätzlich ist Direktor Maties Rebassa mit dem öffentlichen Interesse am Park zufrieden: Im Schnitt kämen inzwischen 110.000 Besucher pro Jahr - "Ein Zuwachs von rund 20 Prozent in den letzten drei Jahren!" -, das sei eine Zahl, die sich mit der Belastbarkeit des naturgeschützten Terrains noch gut vereinbaren lasse. Rund 68 Prozent der Gäste seien Touristen aus aller Welt, so Rebassa: "Und bei den Einheimischen sind es vor allem junge Familien und Schulklassen, die ein zunehmendes Interesse an ökologischen Themen der Insel zeigen."
Da sei es natürlich schade, dass ausgerechnet jetzt vier seiner ehemals 18 S'Albufera-Mitarbeiter krisenbedingt entlassen wurden - was nicht ohne Folgen bleibt: So wurde bislang die Liste des aktuellen Vogelbestands alle zwei Wochen aktualisiert, damit auch jeder Besucher in den "Observatorien" weiß - sechs solcher Holzhütten mit einer Art "Sehklappe" hat der Park, von denen sich die Vögel aus nächster Nähe beobachten lassen, ohne sie zu stören -, welches Exemplar welcher Gattung er da eigentlich vor sich hat. Dieser Service wurde nun "weggespart".
Doch lohnt ein Besuch von Mallorcas ältestem Naturpark auf jeden Fall. Über 300 Vogelarten, vom Fischreiher bis zum Stelzenläufer, locken inzwischen ganze Scharen von "birdwatchern" an - "Und nicht nur britische" - , so der Direktor: "Mehr als 10.000 Vögel überwintern in S'Albufera: Enten, Fischreiher, Starenschwärme." Auch viele Zugvögel machen hier Zwischenstopp, darunter die selten gesichteten Kraniche. Besonders freuen sich Rebassa und sein Team, dass es gelungen ist, "verlorene" Arten wie das Purpurhuhn oder Kammblässhuhn, die hier einst heimisch waren, wieder anzusiedeln.
Die Bodenfeuchtigkeit - der Naturpark bekommt sein Süßwasser primär über Wildbäche und Grundwasser - hat eine ähnlich vielfältige Vegetation hervorgebracht: Schilfrohr und Kolbenschilf, durch das leise der Wind rauscht, charakterisiert - neben dem vielstimmigen Vogelkonzert - auch die Geräuschkulisse des Parks. Hier noch ein Plätschern, dort ein Quaken oder Rascheln - sonst herrscht Stille im Paradies.