Selten fiel auf Mallorca im Winter so wenig Regen wie in diesem Jahr. Von Anfang Februar bis Mitte März blieb es auf der Insel trocken. Nach Angaben des balearischen Wetterdienstes lag die Regenmenge damit 88 Prozent unter den üblichen Werten.Die Folge: Unmengen von Kiefernpollen nebelten die Insel ein. „Die hohe Belastung durch die Pollen hat zu erheblich mehr allergischen Beschwerden als sonst geführt”, berichtet HNO-Arzt Thomas Eigel von der Clínica Picasso in Palma. Vorerst zumindest ist die Schnupfen-Tortur vorbei, der Regen hat die Quälgeister Mitte der Woche weggespült.
Abgesehen von solchen Wetter- und Pollenkapriolen bedeutet Mallorca für Deutsche normalerweise Urlaub von Heuschnupfen & Co. Denn zum einen gibt es auf der Insel eine viel geringere Pollenkonzentration als anderswo, wie die Biologin Marzia Boi von der Balearen-Universität herausfand. „In den vergangenen Jahren ist die Pollenbelastung auf der Insel außerdem um 20 Prozent zurückgegangen”, berichtet Eigels Kollege, der Allergologe Joachim von Rohr. „Vor allem der Seewind wirkt sich günstig für Allergiker aus”, ergänzt der Mediziner.
Ein weiterer Vorteil für Heuschnupfengeplagte aus Deutschland: Die Inselpollen unterscheiden sich von denen in der Heimat. „Die Hauptübeltäter in Deutschland sind ab Februar Haselnusssträucher, Erlen, Birken oder Gräser. Auf Mallorca finden sich diese Pflanzen eher selten”, erklärt von Rohr. Hier wird die Pollen-Hitliste dagegen vom Glaskraut angeführt, das von März bis Juni blüht, gefolgt vom Blütenstaub des Olivenbaumes (April bis Juni) und Zypressen (Februar bis Mai). Die Belastung durch diese Pflanzen ist zurzeit zum einen gering, zum anderen reagieren Allergiker, bei denen in Deutschland etwa Erlen oder Haselnusssträucher für eine triefende Nase und tränende Augen sorgen, normalerweise nicht auf „artfremde” Pollen. Süßgräser, die häufigsten Allergieauslöser in Deutschland, existieren zudem auf der Insel kaum, sodass die Konzentration ihrer Pollen in der Luft entsprechend gering ist. Dazu gehören vor allem Getreidesorten, die von März bis Juni blühen.
Auch wenn die hohe Pollenbelastung in den vergangenen Wochen eher eine Ausnahme gewesen sein dürfte, sollten Allergiker wissen, was sie im Fall der Fälle zu tun haben, um Beschwerden erfolgreich abzumildern.
„Dazu gehört natürlich, sich im Internet über den aktuellen Pollenflug zu informieren”, erklärt von Rohr. Bei starkem Pollenflug sollten Aufenthalte im Freien und körperlich anstrengende Aktivitäten zudem eingeschränkt werden, empfiehlt er. Ebenfalls hilfreich: eine Sonnenbrille, damit Pollen nicht in die Augen fliegen und geschlossene Fenster beim Autofahren. Und wie hält man die lästigen Pollen aus der Wohnung fern? „Am besten vor dem Schlafengehen die Haare waschen, und tagsüber getragene Kleidung nicht ins Schlafzimmer mitnehmen”, rät von Rohr. Auch auf die richtigen Lüftungszeiten kommt es an. Auf dem Land sind meistens morgens mehr Pollen unterwegs, daher sollte man dort abends die Fenster öffnen. „In der Stadt ist es genau umgekehrt. Dort empfiehlt es sich, frühmorgens zu lüften”, ergänzt er. HNO-Arzt Eigel empfiehlt, nachts bei geschlossenen Fenstern zu schlafen, da dann die Pollenbelastung am höchsten ist. Um vorhandene Pollen nicht weiter in der Luft zu verteilen, sollte man zudem nur feucht wischen und Staubsauger benutzten, die über einen speziellen Feinstaubfilter verfügen.
Und was tun, wenn die Nase trotzdem juckt und die Augen tränen? Eigel schwört auf eine Nasendusche. „Sie reinigt die Nase mit einer Salzwasserspülung und entfernt so Pollen zumindest aus dem Nasen- und Rachenbereich. Die allergische Reaktion fällt dadurch milder aus.” Daneben schaffen im Akutfall antiallergische Medikamente (Antihistaminika) und Sprays Abhilfe. Wer schon jahrelang und stark unter Pollen leidet, sollte darüberhinaus eine gezielte Immuntherapie in Betracht ziehen, empfiehlt der Mediziner.
(aus MM 12/2019)