Bei dem Schädling handelt es sich um einen Schuppenflügler (Thaumatopea pytocampa), der aufgrund seiner eigenartigen Verhaltensweise im Raupenstadium auch "Prozessionsspinner" genannt wird und im gesamten Mittelmeerraum verbreitet ist. Gegen Ende des Sommers verlässt der Schmetterling den in der Erde vergrabenen Kokon und das Weibchen legt seine verkapselten Eier in den Nadeln von Kiefernbäumen ab.
Nach zirka vier Wochen entwickeln sich aus den Eiern die Raupen, die weitere fünf Entwicklungsphasen durchlaufen, bevor sie die typischen, wie Wattebäusche aussehenden Nester bauen, in denen sich bis zu 200 Raupen befinden.
Während dieser Zeit verlassen die Insekten die Nester, mit denen sie durch einen Faden verbunden sind, nur kurz zur Nahrungsaufnahme (Kiefernnadeln) in der näheren Umgebung. Die Tierchen sind schwarzgelb gestreift, zirka drei Zentimeter lang und von winzigen braunen Härchen überzogen. Ein leichter Temperaturanstieg im Frühjahr - bei uns zwischen Februar und April - gibt den biologischen Reiz zur Verpuppung, die in der Erde stattfindet.
Alle Raupen eines Nests machen sich auf den Weg zur Erde, angeführt durch ein Weibchen und untereinander durch einen Faden verbunden. Diese "Prozessionen", in denen bis zu 200 Tiere hintereinander von ihrem Ast in der Kiefer bis zu einer geeigneten Stelle auf dem Boden wandern, haben dem Insekt den Namen gegeben. Dieses Naturspektakel ist es auch, was die Aufmerksamkeit unserer Hunde - seltener der Katzen - auf sich zieht.
Die Gefahr lauert in den Haaren des Insekts. Diese enthalten ein Gift (Thaumatopein), das bei Berührung mit der Haut oder Schleimhaut eine heftige allergische Reaktion des Opfers hervorruft. Dabei sind die Raupen in der Lage, bei Gefahr ihre Haare abzuwerfen, die sofort brechen und ihr Gift freigeben.
Diese Eigentümlichkeit erklärt auch, wieso Schaden entstehen kann, ohne dass Raupen gesichtet wurden. Sind Nester in der Nähe oder herrscht zur Raupenzeit starker Wind, können überall in der Nähe von Kiefernwäldern Raupenhärchen verweht werden und allergische Entzündungsreaktionen bei Mensch und Tier hervorrufen. Der Geschädigte entwickelt an der Kontaktstelle schmerzhafte, brennende und juckende Schwellungen.
Beim Menschen ist meistens die Haut, seltener die Hornhaut der Augen, betroffen. Bei Katzen kann der ganze Kopf befallen sein, da die Tiere durch ihren Putztrieb die Haare oft über das ganze Gesicht verteilen. Beim Hund findet die Berührung in der Regel in der Maulhöhle oder im Lefzenbereich statt.
Die Krankheitszeichen sind abhängig von Dauer und Intensität des Kontakts mit dem Gift. Innerhalb einer Stunde können schwerwiegende Schwellungen, insbesondere der Zunge, auftreten. Das Tier speichelt und hat Schmerzen. Nicht selten ist die Entzündung von Fieber, Atemnot und Krämpfen begleitet.
Eine derartige allergische Reaktion kann sogar zum Tode führen. Häufiger aber kommt es vor, dass das betroffene entzündete Gewebe, vor allem an Zunge und Lefze, langsam abstirbt. Innerhalb von Tagen oder Wochen verlieren diese Tiere ganze Haut- oder Zungenteile. Eine tierärztliche Behandlung sollte rasch erfolgen, um diese dramatischen Folgen zu verhindern. Raupenhaare sollten so schnell wie möglich mit warmem Wasser abgespült (und keinesfalls eingerieben) werden.
Vorbeugend sollte man Kiefernwälder im Frühjahr meiden. Auch Spaziergänge bei windigem Wetter im weiteren Umkreis von befallenen Kiefern können riskant sein. Niemals sollte man eine Raupenprozession ohne entsprechende Schutzkleidung stören oder entfernen. Über Maßnahmen zur Bekämpfung der Plage auf dem eigenen Grundstück erkundigen Sie sich bitte bei Ihrer Gemeinde.
Bitte rufen Sie uns sofort an, wenn Ihr Tier mit Raupen in Kontakt gekommen ist, denn dann ist Eile geboten: Tel. 0034-971-441213 . Außerhalb unserer Geschäftszeiten erhalten Sie eine Bandansage mit unserer jeweils gültigen Notfallnummer.
INFO
Die Autorin ist Tierärztin an der Eurotierklinik in Arenal.
E-Mail: sofia@eurotierklinik.es