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Hüter des Neptungrases: Wie Marcial Bardolet Mallorcas Unterwasserschatz schützt

Die Seegraswiesen spielen für das marine Ökosystem im Mittelmeer eine herausragende Rolle

Teil 2 der neuen MM-Videoserie "Die Mallorquiner" von der deutschen Fernsehjournslistin Sibylle Tiessen. Präsentiert von TUI Care Foundation | Produktion: Nova Producciones

| Mallorca |

Neptungras erzeugt Sauerstoff und gilt als „Lunge des Mittelmeers”. Seinetwegen sind die balearischen Gewässer so kristallklar. Sie ist eine typische endemische Pflanze des Mittelmeers. Die von ihm dort gebildeten Seegraswiesen sind die Grundlage bedeutender mariner Ökosysteme. „Sie sind nicht nur Lebensraum für Fische und andere Meerestiere, sondern spielen als Kohlendioxidspeicher eine wichtige Rolle für das Klima und die Qualität der Luft, die wir täglich atmen. Gleichzeitig fangen die Blätter Schmutzpartikel auf und sorgen für klares Wasser. Die Pflanzen schützen zudem die Strände vor Erosion, denn die langen Blätter schwächen den Wellengang ab”, erklärt Marcial Bardolet Richter.

Der Mallorquiner mit deutschen Wurzeln hat sich seit vielen Jahren den Schutz der Wasserpflanze auf die Fahne geschrieben. Seit 2017 leitet er die Abteilung zur Überwachung der Seegraswiesen im balearischen Umweltministerium. Zudem ist Bardolet Mitglied des „Posidonia Mediterranean Network”, das eng mit dem französischen Büro für Biodiversität zusammenarbeitet, um den Naturschutz im gesamten Mittelmeerraum zu stärken.

Marcial Bardolet Richter hat sich den Schutz der Seegraswiesen auf die Fahne geschrieben.

„Alleine die Balearen sind von Seegrasteppichen von zirka 650 Quadratkilometern in Küstennähe umgeben”, so Bardolet. Die Pflanzen sind zudem der größte Sandproduzent überhaupt. „Schnecken und Muscheln, die im Seegras leben und deren Schalen nach ihrem Tod zerbröseln, werden zu dem feinen, weißen Sand, den wir so schätzen”, sagt Marcial Bardolet.

Bis Oktober fährt Bardolets Team täglich mit Aufklärungsbooten auf das Mittelmeer hinaus und prüft, ob Yachten und Ausflugsboote falsch ankern. Insgesamt sind an der Balearen-Küste 19 Boote im Einsatz, die sich zur Aufgabe gemacht haben, die Posidonia zu schützen. Denn vor allem Wasserverschmutzung, Schifffahrt und Klimawandel setzen den Seegraswiesen stark zu.

Bereits 2018 verabschiedeten die Balearen ein Dekret, das das Ankern auf Posidonia strikt verbietet. Mittlerweile gibt es mehrere Apps, die genau die Seegrasteppiche mit Geodaten ausweisen, damit genau dort nicht geankert wird. Dazu zählt zum Beispiel die Seegras-App „Posidonia GOIB”, die von der Landesregierung entwickelt wurde. „Die Kartografien werden gerne von Bootsbesitzern und Charterbetrieben angenommen”, erklärt Bardolet. Wer Probleme hat, den richtigen Ankerspot zu finden, kann auch über den Funkkanal 68 Hilfe anfordern. Falsch-Ankerer müssen hingegen mit hohen Geldstrafen rechnen.

Fernsehjournalistin Sibylle Tiessen und Kameramann Agustí Torres begleiten Marcial Bardolet.

Doch nicht nur Bootsanker stressen Unterwasserdschungel. Auch der Klimawandel macht der Wasserpflanze zu schaffen. „Das Neptungras mag gemäßigte Temperaturen zwischen 17 und 20 Grad. Aufgrund der Meereserwärmung übersteigt die Wassertemperatur jedoch an den meisten Tagen im Hochsommer bereits diesen Wert”, erklärt Marcial Bardolet. Bei Werten um die 28 Grad seien die Seegraswiesen bereits akut bedroht. „Steigen die Temperaturen weiter, wird die Seegrasdichte in den kommenden 30 Jahren rapide abnehmen”, warnt Bardolet. Bis die Wiesen wieder nachwachsen, könnten dagegen 200 bis 300 Jahre vergehen. Auch Abwässer schädigen die Seegraswiesen. Das eingetrübte Wasserverringert die Fähigkeit der der Pflanzen zur Fotosynthese. Intensive Bebauung und eine ausgeprägte Tourismusindustrie, die saubere, leer geräumte Strände für ihre Hotelgäste bevorzugt, seien ebenfalls „Feinde” für das natürliche Gleichgewicht.

Kameramann Agustí Torres und Marcial Bardolet inspizieren die Seegraswiesen aus der Nähe.

Das oft gepriesene kristallklare Wasser der Balearen gibt es nur aufgrund der Posidonia. Auch das in den Augen vieler „dreckige”, tote Seegras, das an Mallorcas Stränden angespült wird, ist wichtig. Es schützt den Strand vor Erosion, wenn die Herbst- und Winterstürme darüber hinwegfegen.

Insgesamt stuft Bardolet die Zusammenarbeit mit Charterunternehmen und Bootsbesitzern als positiv ein. In den vergangenen Jahren ist die Zahl an Falsch-Ankerer stetig gesunken. In den meisten Fällen seien die Leute dankbar für die Aufklärungsarbeit und zeigten sich kooperativ, so Bardolet. Zudem sei in der Bevölkerung mittlerweile bekannt, welche wichtige Rolle die Seegraswiesen für die Umwelt spielen. „Nirgendwo habe ich bisher mehr Bereitschaft erlebt, die Seegraswiesen zu schützen, als auf den Balearen”, betont Bardolet. Denn bei einer Sache seien sich alle einig: „Klares Wasser, gute Luft, eine gesunde Umwelt, zufriedene Urlauber und Einheimische streben alle an. Und das geht nur mit einem intakten Unterwasserdschungel aus Neptungras.”

Kooperation mit TUI / Tui Care Foundation

Unterstützung aus der Touristikbranche: Gesponsert wird das Projekt von Europas führendem Touristikkonzern Tui und seiner Tui Care Foundation. Gegründet wurde die Initiative 2016 mit dem Ziel, in den Destinationen nachhaltige Projekte zu unterstützen. Dabei setzt die Stiftung auf das Potenzial des Tourismussektors als Motor für gesellschaftliche Entwicklung, Bildung und Wohlstand. Der Konzern fördert dabei nachhaltigen Tourismus in Zusammenarbeit mit Einheimischen.

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