Mickie Krause ist seit etlichen Jahren mit Mallorca verbunden und fester Bestandteil der Partyzunft am "Ballermann". Auf der Terrasse seiner Villa auf der Baleareninsel sprach der Entertainer und Musiker mit MM über die Anfänge seiner Karriere vor 25 Jahren an der Playa de Palma, seine Fitness und den Wandel der Partymusik-Szene.
Mallorca Magazin: Herr Krause, Sie treten heute Abend noch auf der Bühne im Megapark an der Playa de Palma auf, wo Sie als einer der Hauptacts und als Zugpferd der Diskothek gelten. Sind Sie nach so vielen Jahren als Ballermann-Star eigentlich vor einem Konzert noch aufgeregt?
Mickie Krause: Ich sage immer nur: Das, was für Boris Becker Wimbledon war, also sein Wohnzimmer, ist für mich der Megapark. Das heißt, ich bin kein Stück nervös, doch ist ein leichtes Kribbeln immer da. Nur bei großen Auftritten, die live im Fernsehen übertragen werden und bei denen nichts schiefgehen darf, bin ich etwas aufgeregt. Das war etwa bei der Mallorca-Ausgabe von „Wetten, dass..?!” mit Markus Lanz im Jahr 2013 der Fall.
MM: Vor Ihrer Karriere als Schlagersänger hatten Sie eine Ausbildung zum Textilveredler sowie zum Jugend- und Heimerzieher gemacht. Was können Sie aus dieser Zeit für sich mitnehmen?
Krause: Der Textilmarkt ist leider in Deutschland zusammengebrochen, und die Firma, bei der ich war, existiert nicht mehr. Wir haben damals Bettwäsche für Bayern München und Handtücher für Schalke 04 hergestellt. Dabei habe ich vor allem Respekt gelernt vor Menschen, die 40 Stunden die Woche arbeiten.
MM: Wie sind Sie dann zur Musik gekommen? Das ist ein ziemlich großer Sprung vom Heimerzieher zu einem Schlagerstar, der vor Tausenden auf der Bühne steht ...
Krause: Ich habe immer schon Musik gemacht und war zudem der Klassenclown. Bei den Pfadfindern war ich derjenige, der 40 Leute mit der Gitarre unterhalten hat. 1986 hatte ich dann meine eigene fünfköpfige Band, es waren alles Kumpels aus meinem Dorf. In demselben Jahr hatten wir einen Auftritt bei einem Talentwettbewerb. Unsere Rockband namens Solution war die einzige, bei der die Zuschauer Zugabe gerufen haben, was ein Schlüsselerlebnis für mich war. Danach war für mich klar, dass ich auf die Bühne gehöre und hauptberuflich Musik machen möchte.
MM: Wie viele Auftritte haben Sie im Jahr, und wie schaffen Sie es, dieses gewaltige Pensum zu absolvieren?
Krause: Es gibt Tage, an denen habe ich bis zu vier Auftritte in verschiedenen Städten hintereinander, die jeweils 45 Minuten dauern. An sich klappt das ganz gut. Das Problem sind nicht die Musikacts. Sondern die Reisen von A nach B machen den Hauptstress aus. Falls sich das technisch schwierig gestaltet, nehme ich den Privatflieger. In diesem Jahr habe ich auf Mallorca noch ungefähr 40 Auftritte, hinzu kommen 150 in Deutschland. Es gab ein Jahr, das war 2019, da habe ich gemerkt, wie sich ein
Burnout anfühlen könnte. Seitdem baue ich mir „Inseln” und Verschnaufpausen in den Zeitplan ein. Beispielsweise weiß ich, dass der November nach der Saison ein ruhiger Monat sein wird, in dem ich mich entspannen kann.
MM: Sie gelten als Platzhirsch der Partymusik-Szene am Ballermann. Wie ist Ihr Verhältnis zu Kollegen wie Julian Sommer, Lorenz Büffel, Isi Glück und Mia Julia? Diese Künstler profitieren doch auch auf eine Weise von Ihrem Erfolg – oder stehen Sie in Konkurrenz zueinander?
Krause: Es stimmt, dass viele davon profitieren, dass ich ein Vorreiter war. Wenn es mich 1999 nicht gegeben hätte, dann würden damals andere Künstler oder auch jetzt in der Gegenwart gar nicht exisiteren. Ich sehe diese Sänger eher als Mitstreiter denn als Konkurrenz, und mein Motto ist „Der Kuchen ist groß” genug für alle. Lorenz Büffel etwa ist ein klasse Typ, der bereits 2003 im Megapark als DJ tätig war. Es gibt viele Kollegen, die ich bereits seit 20 Jahren kenne. Anfangs musste ich mich nur mit Jürgen Drews messen, sonst gab es ja niemanden, später kam Peter Wackel hinzu. Ab 2013 wurden wir mit Partysängern regelrecht überschwemmt.
MM: Derzeit befinden wir uns hier in Ihrer Villa auf Mallorca. Das bedeutet, dass Sie auch fest mit der Insel verbunden sind. Betrachten Sie Mallorca als Ihre zweite Heimat?
Krause: Ich wohne hier in Bellavista hinter Arenal. Das ist ein ziemlich toller Ortsteil in der Nähe vom Meer, und für mich beruflich von Vorteil. Denn wenn ich um 22.20 Uhr einen Auftritt im Megapark habe, fahre ich um 22.10 Uhr von hier entspannt los. Die Insel ist sozusagen meine dritte Heimat. Denn neben meinem idyllischen Haus im Münsterland verfüge ich über den Luxus, über ein weiteres Domizil in Norderney zu verfügen. Doch war ich schon länger nicht mehr auf der ostfriesischen Insel.
MM: Ist dieses Leben in Wettringen, 30 Kilometer entfernt von Münster, mit Ihrer Frau Ute und Ihren vier Kindern nicht etwa das komplette Kontrastprogramm zu der Partyszene auf Mallorca? Oder verleiht Ihnen dieser „bürgerliche” Lifestyle in Deutschland die nötige Balance und Erdung?
Krause: Ich bin eigentlich ein Landei und wohne in dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin. Die Menschen dort haben über die Jahre hinweg meinen Werdegang verfolgt. Bei meinen ersten Auftritten im TV saß ganz Wettringen vor dem Fernseher. Wenn sie mich manchmal im Edeka oder im Aldi sehen, sind sie dann aber doch ein wenig irritiert. Zum Glück muss ich nicht 24 Stunden am Tag der Partysänger sein, der die Sau rauslässt und die Hütte abreißt, sondern kann auch Familienvater und Ehemann sein.
MM: Vor zwei Jahren wurde bei Ihnen bei einer Kontrolluntersuchung während der Dreharbeiten eines TV-Senders Prostatakrebs entdeckt. Wie ist es jetzt um Ihre Gesundheit bestellt?
Krause: Gesundheitlich ist alles im grünen Bereich. Ich bin tumorfrei und habe eine Therapie gemacht. Nach drei Jahren gilt man als geheilt, was bei mir im Januar 2025 dann der Fall wäre.
MM: Der Song „Zehn nackte Friseusen” feierte im Juni sein 25-jähriges Jubiläum. Wie hat sich die Party-Musik-Szene in dieser Zeit verändert?
Krause: Das Lied und ich als Künstler waren nach dem Erscheinen in aller Munde. Für mich bedeutete das, dass ich meinen Job als Heimerzieher, bei dem ich 1800 Mark im Monat verdiente, nicht weiter ausüben musste. Zunächst habe ich mir zwei Jahre Zeit gegeben, um zu gucken, wie es mit der Musik läuft. Mein Plan, davon finanziell komplett leben zu können, ging mit einem Schlag auf. Ich konnte mich als die Figur Mickie Krause etablieren. Mit „Zehn nackte Friseusen” hatte ich plötzlich auch eine Präsenz im TV, dabei hatte ich noch nie zuvor ein Interview gegeben für RTL oder andere Sender. Plötzlich standen die Agenturen Schlange und wollten mich exklusiv unter Vertrag nehmen. Da die junge Generation den Song nicht kennt, habe ich in diesem Jahr mit Knossi eine Neuauflage in Form einer Silberhochzeits-Edition gemacht.
MM: Sprechen Sie sich eigentlich mit Ihrem Produzenten Klaus Schulze Welberg alias August Amaretto Wemke ab, was für ein Song produziert werden soll? Geben Sie manchmal Impulse vor?
Krause: Amaretto und ich sind es, die die Ideen realisieren, wobei ich in Köln noch zwei Produzenten sowie eine Plattenfirma habe. Es kommen jedoch auch immer wieder Angebote von Labels rein, die ich dann realisiere. Dazu gehört auch der Song „Handwerker” von Julian Sommer und mir. Obwohl er erst zwei Monate alt ist, zählt er bereits sechs Millionen Streams.
MM: In Ihren Liedern wird das Biertrinken thematisiert, trinken Sie selbst auch gerne Mal eine Maß Gerstensaft? Oder ist Ihnen ein gesunder Lifestyle wichtig?
Krause: Ich lebe leider nicht so gesund, schlafe jedoch viel. Manchmal gehört auch ein Bier dazu. Letztens habe ich von der Arzthelferin meine Blutwerte bekommen, und es hieß, mein Cholesterinwerte seien etwas hoch, was von dem guten Essen hier kommt. Jedoch gehe ich viermal die Woche joggen und bestreite sogar Marathons. Gestern Abend war ich elf Kilometer an der Meerespromenade bis zum Megapark laufen.
MM: Welcher Ihrer vielen Auftritte auf der Ferieninsel ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?Krause: Ich habe ein fotografisches Gedächtnis und erinnere mich genau an die ersten Auftritte im Riu Palace. Die Besucher der Diskothek waren im kompletten Ausnahmezustand, und es gab eine 360-Grad Bühne. Auch der Auftritt bei „Wetten, dass ..?!” war besonders. Besonders viel bedeutet es mir, wenn ich mit Florian Silbereisen auf der Bühne stehe. Daran merke ich, dass ich in der ersten Liga mitspiele, denn es ist etwas anderes als bei RTL2 in einer Ballermann-Sendung zu performen.
MM: Sie sind jetzt 54 Jahre alt. Werden Sie in 20 Jahren auch noch auf der Bühne stehen?Krause: Ich bin jetzt Anfang 50, doch habe ich mich in den vergangen 25 Jahren kaum verändert, selbst meine Frisur ist dieselbe. Einer meiner großen Stärken ist, dass ich alterslos wirke und sehr viele Songs im Repertoire habe, die noch die ältere Generation kennt. Doch muss man am Ball bleiben und die jüngeren Leute bedienen. Ich kann mich nicht auf meinen sechs goldenen Schallplatten und zweifachen Platin-Auszeichnung ausruhen. Man merkt, dass sich die Musik verändert. Die ältere Riege will „Schatzi, schenk mir ein Foto” hören, und bei den Jungen muss es knallen, bei denen muss man Gas geben. Darüber hinaus ist die Musik derzeit sehr schnelllebig, was bedeutet, dass sie nicht lange in der Erinnerung der Hörer bleiben wird, wie das bereits bei Costa Cordalis der Fall ist. Das sieht man jetzt auch bei Jürgen Drews, von dem ich sehr viel gelernt habe und der mir ein großes Vorbild war. Bei mir wird es in Zukunft ähnlich sein. Wenn ich dann erst einmal zwei oder drei Jahre nicht an der Playa aufgetreten bin, kommen eben andere nach.
MM: Die Balearen-Regierung versucht seit Jahren immer strengere Regeln an der Partyhochburg an der Playa de Palma durchzusetzen. Wäre in Ihren Augen ein Alkoholverbot die Lösung? Und haben Sie nicht manchmal ein schlechtes Gewissen oder können schlecht schlafen, da es in Ihren Songs neben Feiern viel nur um Alkohol geht?
Krause: Ich kann sowas von gut schlafen, und mich beeinträchtigt das in keinster Weise. Meine Texte erachte ich als belanglos, denn mit der Musik möchte ich nur gute Laune verbreiten und nicht etwa polarisieren und provozieren. Bei dem Song "Geh mal Bier holen" will ich niemanden verletzen oder beleidigen, weder Männer noch Frauen. Und als "Zehn nackte Friseusen" herauskam, gab es den Begriff Sexismus noch nicht einmal. Was das Trinken anbelangt, so bin ich seit 1998 hier, und zu dem Zeitpunkt wurde der Konsum aus Sangria-Eimern verboten. Wenn ich mit fünf Freunden hier bin, und Party mache, frage ich mich, was dagegen spricht, danach am Strand einen Sechserträger platt zu machen. Für mich ist es jedoch wichtiger, dass die Urlauber ihren Müll aus Respekt vor der Natur wieder mitnehmen.