Mallorca hat dieser Tage wieder prominenten Besuch. Vor der Küste dümpelt, besser gesagt: stampft, eine Yacht herum, so groß wie ein halbes Kreuzfahrtschiff, nur ohne nervige Animationscrew. An Bord: die allseits bekannte Kardashian-Matriarchin Kris Jenner, US-Talkshow-Dauerkönigin Oprah Winfrey und die Fernsehmoderatorin und Journalistin Gayle King – eine kleine, feine Reisegruppe, die gerade aus Venedig eingeflogen kam, wo Amazon-Pate Jeff Bezos seine Lauren Sánchez geehelicht hat. Als schwimmender Unterschlupf dient den Damen die „Rising Sun“, eine 400-Millionen-Dollar-Gigayacht, die so diskret ist, dass man sie angeblich gar nicht sieht. Außer natürlich, wenn sie wie ein weißer Ozean-Gigant die Buchten vor Mallorca blockiert.
Die drei prominenten Damen Oprah Winfrey, Kris Jenner sowie Gayle King machten unter anderem einen Ausflug ins malerische Tramuntana-Bergdorf Valldemossa und wanderten rund um den Leuchtturm von Port de Sóller. Auf Instagram wurden auch Fotos gepostet, die an Deck der Yacht aufgenommen wurden. "Great people, insane accommodations, beautiful hikes, and the most delicious food!", kommentierte Journalistin Gayle King ihren Post:
Wer jetzt denkt, so eine Luxusyacht tuckert gemütlich mit ein bisschen Diesel durch die Brandung, liegt falsch. Unter Deck röhren vier Triebwerke vom Kaliber „MTU 20V 8000 M90“ – eine Zahlenkombination, die klingt wie die PIN eines Schweizer Bankkontos. Zusammen bringen sie es auf 50.000 PS. Das reicht, um notfalls auch mal flott vor unliebsamen Paparazzi davonzubrausen – mit bis zu 52 km/h. Für ein 138 Meter langes, 19 Meter breites Koloss-Schiff ist das ungefähr so, als würde ein Reihenhaus den Nürburgring runterbrettern. Wohin man mit so viel Schub möchte? Offiziell natürlich nur sanft um die Baleareninsel, mit Blick auf die Kaimauern, an denen Otto Normalverbraucher sein Mietauto parkt.
Mehr Bling als ein Ballermann-Penthouse
Natürlich wird unter Deck nicht nur gebrüllt und geölt. Wer es sich leisten kann, bekommt Whirlpool-Bäder mit Onyx-Ablagen, einen Weinkeller für den Durst nach den kleinen Dingen im Leben und ein Kino mit einer Leinwand größer als die meisten mallorquinischen Hotelzimmer. Zum Runterkommen zwischen den Flaschen Jahrgangs-Champagner gibt es ein Spa, eine Sauna und einen Fitnessraum. Daußen steht ein Basketballplatz bereit – der sich mit einem Fingerschnippen in einen Hubschrauberlandeplatz verwandelt. Man weiß ja nie, wer spontan auf einen Drink reinschwebt.
Diskretion kostet
Das Interieur bleibt weitgehend ein Geheimnis. Schließlich will man ja auch mal unbeobachtet Chips futtern und mit Oprah über Streaming-Deals tuscheln. Immerhin: Ab und zu sickert durch, dass neben den aktuellen Stargästen schon Obama, DiCaprio oder Springsteen auf der Rising Sun ihren Espresso geschlürft haben. Wer hier mitfahren darf, darf sich also zu den Allerwichtigsten zählen – oder muss wenigstens gut genug vernetzt sein, um den US-amerikanischen Medienmogul David Geffen zu kennen, dem das Ganze gehört.
Power für ein Kleinstadt-Festival
Falls es an Land mal zu langweilig wird, kann die Rising Sun sich jederzeit in eine schwimmende Partystadt verwandeln. Ihr Bordkraftwerk könnte rein rechnerisch eine Kleinstadt mit Strom versorgen – oder eben genug Energie liefern, um alle Plasma-TVs gleichzeitig laufen zu lassen, während ein halbes Dutzend Jetskis startklar gemacht wird. Und weil man nicht den ganzen Tag im Bordkino versacken will, klappt am Heck eine riesige Garage auf. Darin: Beiboote, Zodiacs, Kanus – quasi alles, was man braucht, um sich während einer Luxuskreuzfahrt sportlich zu fühlen, ohne sich vom Butler trennen zu müssen.
Bleibt nur die Frage: Ist es Entspannung, wenn man mit 400 Millionen Dollar Schiff um Mallorca schippern muss? Oder ist es eher eine schwimmende PR-Vermeidungsmaschine für Leute, die von PR leben? Während das gemeine Volk am Playa de Palma um Sonnenliegen kämpft, lassen sich Kris, Oprah & Co. auf Onyxplatten Drinks reichen – und hoffen, dass wenigstens die Motoren leiser brummen als die Klatschpresse.