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Strippen fürs Medizin-Studium: Junge Frauen berichten aus Mallorcas Nachtleben

Oben ohne am Ballermann: Als erstes Etablissment seiner Art hat der Stripclub Femina in der Bierstraße eröffnet. MM war vor Ort

Die ganze Nacht in extrem hohen Schuhen zu tanzen, ist eine der Herausforderungen des Berufes Stripperin | Foto: Melike Yasaroglu

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Wenn in der Bierstraße an der Playa de Palma der letzte Drink geleert ist, geht die Arbeit im Stripclub Femina auf Mallorca erst so richtig los: Zwischen rotem Samt, Scheinwerferlicht und wummernden Beats beginnt dann die Inszenierung von Verführung – doch hinter den Bühnenkulissen entfaltet sich eine weit komplexere Realität. Frauen unterschiedlicher Altersstufen aus verschiedenen Ländern arbeiten in dem Etablissement – Tänzerinnen und Studentinnen, die viel mehr sind als nur reizende Damen.

Eine von ihnen ist eine 25-jährige Frau aus Rumänien, die lieber anonym bleiben möchte. Dabei verheimlicht sie ihrem privaten Umfeld nicht, dass sie „oben ohne” für Fremde tanzt, um Geld zu verdienen: Nicht nur ihre Familie und Freunde, sondern auch ihr Partner wissen, dass sie als Stripperin arbeitet. „Es kommt darauf an, wie du es den Leuten erklärst. Sagt man direkt dazu, dass man Grenzen hat, ist es meistens kein Problem”, erklärt sie.

Für die junge Rumänin ist es nicht verwerflich, in einem Stripclub zu arbeiten: Familie, Freunde und Partner wissen davon.

Diese Grenzen sind für die junge Frau klar definiert. Deutlich erklärt sie ihre Arbeitseinstellung: „Ich bleibe immer auf Distanz und gehe keine sexuellen Beziehungen ein.” Für sie bedeutet dieser Job auch Macht: „Ich fühle mich stark, weil ich bestimme, was passiert. Und wenn ich auftrete, bin ich ganz in meiner femininen Energie.” Kann das Arbeiten als Stripperin also auch feministisch sein? Die Rumänin nickt, und ergänzt: auch selbstbewusst und selbstbestimmt.

Bevor die Tanzbar öffnet, erscheinen die Frauen am frühen Abend nach und nach zur Arbeit. Viele sehen aus, als kämen sie gerade vom Strand. Sie verschwinden in der Garderobe, um sich auf ihren großen Auftritt vorzubereiten. Wenn sie bereit sind, haben sie die Flipflops gegen zentimeterhohe Highheels und die Shorts gegen Reizwäsche getauscht. Einige tragen Bodys, die so geschickt geschnitten sind, dass sie viel und gleichzeitig wenig Haut zeigen. An Armen und Beinen funkeln Glitzerpartikel im Rotlicht, viele verschiedene Parfums liegen in der Luft. Die Tänzerinnen stammen unter anderem aus Spanien, Deutschland oder Polen, meistens sind sie zwischen 20 und 35 Jahre alt.

Auch Frauen unter den Gästen

„Eigentlich studiere ich Veterinärmedizin”, erzählt eine junge Slowakin im Gespräch mit der MM-Redakteurin, „aber für mich ist diese Arbeit ein guter Weg, um Geld zu verdienen.” Online habe sie die Stellenausschreibung des Stripclubs Femina gesehen und sich beworben. Tanzen und sich dabei das Oberteil ausziehen, das macht sie erst seit rund fünf Monaten. Sie klingt aber routiniert und unaufgeregt. „Ich sehe nichts Schlimmes daran, sogar Frauen sind unter den Gästen”, sagt die 20-Jährige. Dennoch hat sie ihrer Familie einen Teil der Wahrheit verschwiegen. Diese denkt, dass die junge Frau als Go-Go-Tänzerin auf Mallorca arbeitet. „Meine Eltern kommen aus einer älteren Generation. Daher will ich nicht, dass sie es wissen.”

"Die Leute himmeln dich an"

Kerzengerade und zeitgleich elegant sitzt die junge Slowakin auf der roten Couch, ihre in schwarze Nylonstrümpfe gehüllten Beine hat sie überschlagen, spricht fließend Englisch. Die ganze Nacht wach zu sein und in hohen Schuhen zu arbeiten, gehöre zu den Herausforderungen ihrer Arbeit, erzählt sie. Vor Fremden halbnackt zu sein, sei kein Problem: „Ich mag meinen Körper”, sagt die 20-Jährige mit einem Schulterzucken, auf den Lippen ein schiefes Lächeln. Manchmal kämen auch Betrunkene in den Stripclub, aber dafür gäbe es die Security. Natürlich streichele dieser Job auch ihr Ego: „Eigentlich bin ich sehr schüchtern. Aber es ist ein gutes Gefühl, begehrt zu werden. Die Leute himmeln dich an, sie vergöttern dich.”

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