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"Ich schlafe im Wohnmobil – eine Wohnung kann ich mir nicht leisten"

Ein Rettungsschwimmer spricht über seine unwürdigen Lebensverhältnisse – und streikt mit Kollegen für bessere Arbeitsbedingungen auf den Balearen

Christian Melogno spricht über seine unwürdigen Lebensverhältnisse | Foto: UH

| | Palma, Mallorca |

Wie angespannt der Mietmarkt auf Mallorca ist, zeigt dieses Beispiel erneut: Ein weiterer Insel-Resident sieht sich gezwungen, in einem Wohnmobil zu leben, weil er sich keine Wohnung leisten kann. Der Generalsekretär der Gewerkschaft für Rettungsschwimmer "Unió Socorristes Balears", Christian Ezequiel Melogno, hat auf Mallorca über seine prekären Lebensverhältnisse berichtet: Der Argentinier kann trotz Arbeitsgehalts keine Mietwohnung zahlen und lebt seit 2022 in einem Camper.

Die Insel verlassen oder den Beruf zu wechseln, kommt für den 34-jährigen socorrista nicht infrage. Mallorca sieht er als seine Heimat, seinen Job als seine Berufung. Seit 2018 arbeitet er als Rettungsschwimmer auf der Insel. Melogno erklärte, dass er seinen für sich erfüllenden Beruf nicht aufgeben wolle. Er betonte die Bedeutung der Rettungsschwimmer an den Stränden der Balearen, die im Sommer zu den am dichtesten besuchten Gebieten Europas zählen. Im laufenden Jahr seien bereits 25 Menschen an den Stränden der Inseln ertrunken.

Schlafen nur nach dem Sport – Alltag zwischen Hitze und Angst vor Regen

Der Rettungsschwimmer berichtete, dass die Lebensumstände im Wohnmobil belastend seien. Im Winter habe er Angst vor starkem Regen, im Sommer verbringe er den ganzen Tag im Freien, da die Hitze im Wagen unerträglich sei. Um überhaupt einschlafen zu können, gehe er abends ins Fitnessstudio, um sich körperlich auszupowern.

Seine Ehefrau wohnt in einem gemieteten Zimmer, das 600 Euro im Monat kostet. Ein gemeinsames Leben sei wegen des begrenzten Platzes im Wohnmobil derzeit nicht möglich. Melogno erklärte, dass seine Frau das Zimmer finanzieren könne, weil sie ganzjährig arbeitet – im Gegensatz zu ihm, da er nur in den Sommermonaten eingestellt ist und demnach für den Rest des Jahres keinen Verdienst hat.

Wohnungspreise explodiert – Rückzug ins Wohnmobil als letzter Ausweg

In den ersten Jahren auf Mallorca lebte Melogno nach eigenen Angaben in einem Zimmer für 200 Euro im Monat. Doch nach der Corona-Pandemie seien die Mietpreise deutlich gestiegen. Während der Nebensaison habe er früher die Insel verlassen und in anderen Regionen gearbeitet. Der Gewerkschaftsvertreter wies darauf hin, dass einige Kollegen in noch schwierigeren Verhältnissen leben. "Sie verdienen rund 1400 Euro netto im Monat, können sich aber weder ein Zimmer noch ein Wohnmobil leisten und schlafen daher am Strand."

Am vergangenen Sonntag haben Melogno und weitere Rettungsschwimmer auf den Balearen einen unbefristeten Streik begonnen, der Strände in Palma, Calvià sowie Sant Josep und Sant Antoni auf Ibiza betrifft. Zum Auftakt demonstrierten sie am Strand von Can Pere Antoni in Palma, wo sie symbolische Holzkreuze aufstellten und bessere Arbeitsbedingungen, höhere Löhne, ganzjährige Beschäftigung sowie Maßnahmen gegen die Wohnungsnot forderten. Die Kritik richtete sich direkt an die Balearen-Regierung und Ministerpräsidentin Marga Prohens, der vorgeworfen wird, touristische Einnahmen nicht ausreichend in öffentliche Dienste wie den Rettungsdienst zu investieren.

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