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"Ich bleibe dem Bierkönig treu" – Matthias Distel alias Ikke Hüftgold über sein Mallorca-Comeback, Nina Reh und neue Pläne

Im exklusiven MM-Interview verrät der Ballermann-Star, wie er nach der Saison abschalten will, welche Rolle Partnerin Nina Reh dabei spielt – und wie sich die Partyszene verändert

Keine ruhige Minute für Ikke Hüftgold: Begeisterte Fans lassen ihn und seine Freundin (l.) an der Playa de Palma kaum verschnaufen | Foto: Kay Kirchwitz

| Mallorca |

Mallorca Magazin: Herr Distel, wie haben Sie sich beim letzten Auftritt der Saison als Ikke Hüftgold auf der Bühne gefühlt? Und können Sie jetzt endlich durchatmen?
Matthias Distel:Ja, es war etwas ganz Besonderes, am Sonntag beim Closing auf der Bierkönig-Bühne zu stehen. Darauf haben wir lange hingefiebert. Nach all den Kilometern, die wir im Rahmen der Tour mit dem Auto durch Deutschland, Österreich, die Schweiz und Kroatien zurückgelehnt haben, sehnt sich der Körper irgendwann einfach nach Ruhe. Jetzt ist die Zeit, wieder zu Hause zu sein, Spaziergänge zu machen, vielleicht Sport zu treiben und all die Dinge nachzuholen, die sonst oft zu kurz kommen. Nach der Tour freut man sich auf Ruhe, Zeit mit der Familie und Urlaube. Im März wollen Nina und ich an die US-Westküste, danach Skifahren in Österreich und vielleicht im Dezember noch Sonne in Thailand oder Südafrika genießen. Ende November geht es jedoch beruflich zunächst nach Forstau zu unserem Songcamp mit 36 Produzenten und Autoren in Luxus-Chalets, um neue Songs zu entwickeln und die nächste Saison vorzubereiten.

Verliebt am Ballermann-Strand: Matthias Distel und Nina Reh. (Credits: Star Press)

MM: Wie fühlt man sich nach einer langen Pause, wieder live auf der Bierkönig-Bühne vor Publikum zu singen?
Distel:Von 2017 bis jetzt hatte ich aus "politischen Gründen", wenn man so will, sieben Jahre Pause vom Bierkönig. Zwischendurch war ich zwar in anderen Locations unterwegs, aber zurück auf die große Mallorca-Bühne zu kommen, ist ein tolles und befreiendes Gefühl. Auch der Bierkönig wusste nicht, ob ich jetzt als Rabauke oder Rebell wieder zurückkomme, denn schließlich war ich teilweise damals auch sehr großmäulig unterwegs. Doch lief alles gut, ... ich bleibe dem Bierkönig treu und will meine künstlerische Freiheit trotz anderer Angebote nicht verkaufen.

Mit Perücke am Ballermann! Nach 7 Jahren kehrte Ikke Hüftgold, Enfant Terrible der Partyszene, in dieser Saison wieder zurück. (Credits: Star Press)

MM: Zu dieser "Zwangspause" war es durch die ungewöhnliche Freibier-Aktion mit Killermichel 2016, die damals außer Kontrolle geriet, gekommen, wodurch Sie ein Auftrittsverbot im Bierkönig bekamen. Sehen Sie diese "Party" eher als Fehler oder als verrücktes Erlebnis?
Distel: Nein, denn letztlich war die Freibier-Aktion ein echter Glücksfall, denn sie hat mich neue Wege gehen lassen und mir ermöglicht, mich stärker auf mein Musiklabel Summerfield Records zu konzentrieren, das mittlerweile zu einem der erfolgreichsten Partyschlager-Labels mit Platin- und Goldauszeichnungen und 25 Künstlern im Portfolio geworden ist. In der Zwischenzeit habe ich auch Musik und mediale Projekte gemacht und war bei vielen TV-Auftritten zu sehen, wodurch ich meine Position als Künstler und Produzent festigen konnte.

Mit seiner authentischen Art und seinen Songs begeistert Hüftgold das Publikum. (Credits: privat)

MM: Frau Reh, Sie sind noch relativ neu in der Schlagerszene. Wie fühlt es sich an, jetzt als Sängerin durchzustarten? Lief alles auf der Bierkönig-Bühne mit ihrem Debüt-Song "Ryan in the Air" wie geplant?
Nina Reh: Ich habe erst im April mit der Musik angefangen und bislang zwei Auftritte im Bierkönig gehabt. Mir war es wichtig, die Songs mit Qualität zu gestalten und gleichzeitig meinen eigenen Stil zu entwic-keln. Die Feuertaufe auf der Bühne war zwar intensiv, aber ich hatte dabei Matthias’ volle Unterstützung, was mir enorm geholfen hat.

Distel: Dieses Jahr hat Nina ihre ersten Auftritte mit eigenen Songs gehabt. Ich begleite sie als Mentor, kritisch, aber immer unterstützend. Dabei achten wir darauf, dass sie ihren eigenen Stil entwickelt und gleichzeitig die harte Realität auf der Bühne kennenlernt.


MM: Zurück zu Ihnen, Herr Distel ... wie erleben Sie als Künstler das Wettrennen zwischen Megapark und Bierkönig?
Distel: Die Saison 2025 auf Mallorca war einfach unglaublich. Der Bierkönig hat alles richtig gemacht. Tolles Klima, harmonische Zusammenarbeit und Zuschauerrekorde ..., während der Megapark einige strategische Fehler gemacht hat, was uns geholfen hat, vorne zu bleiben. Es war eine sehr erfolgreiche und friedliche Saison ohne Skandale. Dass der Megapark unbedingt Mia Julia holen wollte und damit alte Vereinbarungen gebrochen hat, war für uns eine Chance, mich zurückzuholen, und am Ende hat es für alle Seiten gut funktioniert.

MM: Wie ist das Miteinander der Sänger an der Playa de Palma – pflegen Sie ein freundschaftliches Verhältnis zu Kollegen wie Mickie Krause oder spürt man eher den Konkurrenzkampf?
Distel: Konkurrenz belebt die Kreativität. Micky Krause war früher mein Vorbild, heute sind wir eher auf Augenhöhe. Konkurrenz motiviert mich, meine besten Auftritte und Hits zu liefern.

MM: Am Ballermann herrscht viel Kommen und Gehen. Was braucht es, um als Nachwuchskünstler in der Partymusikbranche erfolgreich zu sein?
Distel: Leidensfähigkeit ist wichtiger als reines Talent. Du musst ein Entertainer sein, authentisch auftreten und die Leute spüren lassen, dass du wirklich dafür brennst. Es reicht nicht, nur bekannt zu sein oder gut zu singen. Man muss die Bühne leben

MM: 2023 belegten Sie mit ‚Lied mit gutem Text’ beim ESC-Vorentscheid den zweiten Platz. Würden Sie erneut antreten?
Distel: Auf jeden Fall! Es hat riesigen Spaß gemacht, und Nina hat das komplette Konzept sowie das Management übernommen ... ein echtes Highlight für uns. Gleichzeitig gab es Vorurteile und Probleme mit dem NDR, sogar die Aufforderung, alte Videos mit angeblich kritischen Inhalten zu löschen, obwohl sie harmlos waren. Ich habe mich klar positioniert: Ich bin kein Rassist, sondern Künstler. Und ja, ich würde beim ESC auch für ein anderes Land antreten, zum Beispiel San Marino, einfach wegen des Spaßfaktors. Mein Mentor Ralf Siegel würde mich dabei sicher unterstützen.

Im goldenen Anzug wollte es Ikke Hüftgold 2023 für Deutschland zum Grand Prix nach Liverpool schaffen. (Credits: Foto: Marc Bremer)

MM: Wie nehmen Sie die Lage am Ballermann wahr, wo Medien über Sauf-Exzesse berichten und Gastronomen Veränderungen für mehr Qualitätstourismus fordern?
Distel: Ich sehe die Entwicklung positiv. Denn die Trennung von Strand und Clubs sorgt für mehr Sicherheit. Allerdings gibt es im Megapark nach wie vor Probleme durch eine knallharte, kommerzorientierte Führung, die Mitarbeiter aggressiver machen kann.

MM: In vielen Ballermann-Hits spielt Alkohol eine zentrale Rolle ... auch Sie haben Songs wie 'Schon wieder besoffen' produziert. Sehen Sie darin ein Problem oder bereitet es Ihnen kein schlechtes Gewissen?
Distel: Ja, manchmal schon. Ich leite ja auch eine Kinderstiftung (die "Summerfield Kids Foundation", Anm. d. Red .), und das ist eine echte Gratwanderung: Auf der einen Seite möchte ich Kindern helfen, auf der anderen Seite präsentiere ich partylustigen Menschen meine Sauflieder. Oft frage ich mich selbst, ob das nicht etwas widersprüchlich wirkt. Doch leben wir in einer Zeit, in der jeder Verantwortung übernehmen muss. Trinklieder gibt es ja schon seit Jahrhunderten, und früher wurden Alkohol und Sex-ualität in der Musik auf andere Weise dargestellt. Ich glaube, ich habe einen guten Umgang damit gefunden, weil ich diese Party-Welt von der Realität klar trennen kann. Musik wie unsere soll den Menschen die Möglichkeit geben, zu feiern, abzuschalten und Stress hinter sich zu lassen. Nach Krisen wie Corona ist das besonders wichtig für die Volksseele.

Partysänger Matthias Distel, alias Ikke Hüftgold (l.) und der MM-Reporter genossen beim Interview ein alkoholfreies Bier in einem urigen Lokal am Ballermann. (Foto: Star Press)

MM: Bei dieser dichten Auftrittstaktung bleibt da überhaupt Zeit, die Insel mit Ihrer Freundin zu genießen, und welche Orte auf Mallorca mögen Sie besonders?
Distel: Kaum. Die Arbeit geht natürlich immer vor. Dieses Jahr waren es 130 Auftritte, teilweise zwei bis drei pro Woche. An manchen Wochenenden sogar vier Shows an einem Tag, oft zwischen Deutschland und Mallorca. Aber wenn’s mal klappt, gefallen uns die Bergdörfer im Tramuntana-Gebirge, Valldemossa und die Altstadt von Palma richtig gut.

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