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Umstrittene Wohnwagensiedlung auf Mallorca: Camper wollen sich jetzt ganz offiziell organisieren

Trotz unsicherer rechtlicher Lage planen die Bewohner des Caravanplatzes von Son Hugo, sich zu strukturieren – mit Satzung, Vorstand und gemeinsamer Stimme für ein respektvolles Miteinander

Wohnwagenstellplätze auf dem Gelände von Son Hugo nahe dem öffentlichen Schwimmbad in Palma de Mallorca | Foto: F. F.

| | Palma, Mallorca |

Die Bewohnerinnen und Bewohner der Wohnwagensiedlung von Son Hugo am nördlichen Stadtrand von Palma de Mallorca denken darüber nach, sich als Nachbarschaftsgemeinschaft zu organisieren. Damit wollen sie ihre Interessen besser vertreten und gemeinschaftlich handeln. Wie die spanischsprachige MM-Schwesterzeitung Ultima Hora berichtete, hat sich die Siedlung auf dem Außenparkplatz des städtischen Schwimmbads Son Hugo hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Symbol für alternative Wohnformen in Palma entwickelt.

Trotz der Unsicherheit, die vor allem durch die neue Gemeindeverordnung der Stadt Palma entstanden ist, betonen die Bewohner ihren respektvollen Umgang mit dem Platz. Gleichzeitig fordern sie zusätzliche Dienstleistungen oder einen eigens ausgewiesenen Bereich für Menschen, die in ähnlich prekären Verhältnissen leben, was ein Phänomen ist, das auch in anderen Stadtteilen zunimmt.

Viele Bewohner von Son Hugo sind berufstätig und gemeldet

Nach Angaben ihrer Sprecherin, Begoña Iglesias, prüfen die Bewohner derzeit die Möglichkeit, sich rechtlich zu strukturieren. Eine Nachbarschaftsgemeinschaft würde ihnen ermöglichen, mit Satzung und Vorstand, bestehend aus Präsident oder Präsidentin und weiteren Mitgliedern, offiziell aufzutreten und ihre Anliegen mit größerem Gewicht zu vertreten. Ziel sei es, sich "rechtlich zu organisieren und die Vorschriften einzuhalten", so Iglesias.

Die Gruppe, die bereits mit einer Petition bis ins Europäische Parlament vorgedrungen ist, gilt neben der Gemeinschaft von Son Güells am westlichen Stadtrand der Balearenkapitale als die am besten organisierte ihrer Art in Palma de Mallorca. Viele der Bewohner der Wohnwagensiedlung sind gemeldet und berufstätig. Ihr größtes Hindernis bleibt jedoch, dass der Platz, auf dem sie leben, im Eigentum der Stadt steht.

Trotz dieser Situation bemühen sie sich um ein gutes Verhältnis zu den Betreibern der Sportanlagen und des Schwimmbads, deren Einrichtungen sie regelmäßig nutzen. In den kommenden Wochen wollen sie ein Treffen mit den Verantwortlichen der Schwimmbäder arrangieren, um die Einzelheiten ihrer geplanten Gemeinschaftsgründung zu besprechen.

Übernachten im rechtlichen Niemandsland

Der Streit um das Wohnen in Campingwagen auf Mallorca ist eine Folge der angespannten Wohnungslage. Das Übernachten in Wohnmobilen bewegt sich in einer rechtlichen Grauzone. 2024 protestierten Palmas Wohnwagenbewohner gegen das von Bürgermeister Jaime Martínez verhängte Verbot, in ihren Fahrzeugen zu schlafen. Viele seien keine Camper, sondern Menschen ohne andere Unterkunft.

Früher durften sie in ihren Mobilen essen und übernachten, solange sie nicht dauerhaft auf der Straße lebten und regelmäßig umparkten. Nun gilt jede Übernachtung außerhalb ausgewiesener Zonen als schwerer Verstoß, der mit bis zu 1500 Euro Bußgeld geahndet wird.

Die Stadt reagiert auf die wachsende Zahl an Wohnwagensiedlungen, die durch steigende Mieten und Immobilienpreise zunehmen. Sie führt derzeit eine Bestandsaufnahme durch, um zwischen Notbewohnern und Touristen zu unterscheiden. Laut einer Studie der Universität der Balearen gibt es in Palma de Mallorca aktuell rund 150 Wohnwagen, von denen etwa 83 dauerhaft bewohnt werden, besonders in den Stadtteilen Son Hugo, Son Güells, Ciutat Jardí, La Vileta und Palmas Vorort Cas Català.

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